# taz.de -- Anwohner werden Gärtner: Kräuter statt Beton | |
> Eine AnwohnerInnen-Initiative will den bisher ungenutzten | |
> Lucie-Flechtmann-Platz in der Neustadt in einen Nachbarschafts-Garten | |
> verwandeln. | |
Bild: Keine Lust mehr auf öden Beton: AnwohnerInnen der Grünenstraße bepflan… | |
Mehr als 30 AnwohnerInnen, ausgerüstet mit Handschuhen, Schäufelchen und | |
Setzlingen, bepflanzen selbstgebaute Hochbeete. Die stehen auf dem großen | |
und bisher ungenutzten Neustädter Lucie-Flechtmann-Platz, zwischen | |
Westerstraße, Heinrich-Bierbaum-Straße und Grünenstraße. „Lucie“ soll zu | |
einem grünen Gemeinschaftsgarten umgestaltet werden, denn der nach der | |
Fischhändlerin Lucie Flechtmann benannte Platz versprüht bisher wenig | |
Freude: als „grau, tot und unwirklich“ empfinden ihn Fußgänger, Anwohner | |
und Stadt. Gemeinsam mit vielen UnterstützerInnen haben Judith Frier und | |
Eva Kirschenmann, die Macherinnen des Projekts „Ab geht die Lucie“, in | |
einem Bürgerantrag in der Grünenstraße im benachbarten Seniorenwohnheim und | |
in einer Kinderkrippe Ideen gesammelt, um dem menschenleeren Platz wieder | |
Leben einzuhauchen. | |
Von einem Sommerkino, einem Café bis hin zu einer temporären Bühne, auf der | |
die Shakespeare-Company auftreten könnte, kamen viele Ideen zusammen. Vor | |
allem aber eins soll der Platz werden: grün, sehr grün. Dem Projekt liegt | |
auch persönliches Interesse zugrunde: „Wir hatten einfach Bock, was zu | |
machen. Ich wohne hier in der Gegend und beim Anblick des Platzes wurde ich | |
jedes Mal wütend“, sagt Eva Kirschenmann. Sie will den gesellschaftlichen | |
Diskurs um den Platz fördern und ihn den Fußgängern widmen. „Es wird keine | |
Gewerbefläche, keine Parkplätze oder sonstige Bebauung geben.“ Beim | |
Stadtamt stießen sie damit auf offene Ohren. Ende vergangen Jahres folgte | |
dann die Zustimmung des Beirats. | |
Dabei wurde eben dieser Platz, der früher als Gewerbegrundstück und | |
Parkplatz genutzt wurde, von der Stadt Bremen vor 10 Jahren gekauft, um ihn | |
als Ersatzfläche für die Neustädter BewohnerInnen zu gestalten. Für den | |
Umbau investierte man damals 1 Million Euro. Nach einem Konzept von | |
Christian Schilling wurden graue Betonplatten verlegt, zu betreten über | |
Ziertreppen vom Bordstein aus. Möglichst pflegeleicht sollte der Platz sein | |
– mit der Folge freilich, dass die Nutzung nach der Umgestaltung ausblieb. | |
Viele BewohnerInnen des angrenzenden Seniorenwohnheims schaffen es nicht | |
über die Ziertreppen und meiden die „Lucie“ gezielt. Einer kommerziellen | |
Nutzung als Markt- oder Festplatz widersprechen zudem fehlende | |
Stromanschlüsse. | |
In dieser Form ist „Lucie“ also nicht nutzbar: So scheinen es mittlerweile | |
auch die Behörden verinnerlicht zu haben. Für diesen Sommer haben sie den | |
Problemfall deshalb zur Zwischennutzung freigegeben; auch eine langfristige | |
Umgestaltung könne sich daraus ergeben. Fortan einen Monat lang bepflanzen | |
die Initiatoren von „Ab geht die Lucie“ gemeinsam mit AnwohnerInnen den | |
Platz. Eva Kirschenmann hofft jetzt, dass sich viele AnwohnerInnen mit Lust | |
auf gemeinsames Gärtnern und Ernten beteiligen, denn ob die „Lucie“ | |
tatsächlich als Gemeinschaftsgarten die Weichen für einen zentralen | |
Treffpunkt im Herzen der Neustadt stellen kann, „entscheiden die Leute | |
selbst“. | |
5 Jun 2013 | |
## AUTOREN | |
Benjamin Eichler | |
## TAGS | |
Stadtplanung | |
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