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# taz.de -- Triumph in Paris: Die Strahlende aus Stahl
> Serena Williams zerstört auch Maria Scharapowa und stößt mit ihrem 16.
> Grand-Slam-Erfolg in eine neue Dimension vor.
Bild: Freude auf roter Erde: Serena Williams nach verwandeltem Matchball in Par…
PARIS taz | Könnte man dieses Selbstbewusstsein nicht in Flaschen abfüllen
und an Bedürftige verteilen? „Ich war noch nie so fit. Ich fühle mich toll,
ich sehe toll aus“, sagte die Königin, und man sah ihr an, wie sehr es ihr
gefiel, in höchsten Tönen von sich selbst zu schwärmen. Doch die schier
übermächtige Potentatin ist bei weitem nicht die Einzige, die das Phänomen
Serena täglich bestaunt. Am Samstag nach ihrem Sieg im Finale der
[1][French Open] gegen Maria Scharapowa (6:4, 6:4) trafen Glückwünsche aus
aller Welt bei der Jüngsten aus dem Hause Williams ein, und in der Tat
sieht es so aus, als würden dem Bilderbuch ihrer schillernden Karriere
wöchentlich neue Seiten hinzugefügt.
Es hätte keine bessere Gegnerin in diesem Spiel und für den Beweis ihrer
Souveränität geben können als die schillernde Titelverteidigerin, die
andere Magnolie aus Stahl. Und nichts beschreibt Williams’ Dominanz in
diesem Jahr besser als die Tatsache, dass diese Gegnerin trotz eines
bemerkenswerten Auftritts nichts ausrichten konnte. Sie habe einen guten
Kampf geliefert, aber es sei nicht genug gewesen, sagte Scharapowa
hinterher; die Niederlage akzeptierte sie wie immer mit Stil.
Sie lag beinahe richtig mit ihrer Einschätzung, Williams schlage härter auf
als David Ferrer. Dessen Durchschnittsgeschwindigkeit im Halbfinale lag bei
170 km/h, die der Siegerin im Spiel um den Titel bei 163. Tempo, Dynamik,
unbändige Lust auf die Herausforderung, das alles besaß Williams von Anfang
an. „Sie macht das, was sie schon immer extrem gut gemacht hat“, sagt
Scharapowa, „aber auf einem viel konstanteren Niveau als früher.“
Auf den Tag genau elf Jahre nach ihrem ersten Titel in Paris gewann Serena
Williams also mit aller Macht den zweiten. Nie im Leben hätte sie damals
gedacht, dass es so lange dauern würde; eine Zeit lang hatte es so
ausgesehen, als habe sich im Stade Roland Garros alles gegen sie
verschworen. Die Niederlage in der ersten Runde vor einem Jahr gegen die
Französin Virginie Razzano war ein Schock, der lange nachwirkte, in
gewisser Weise bis zum Matchball gegen Maria Scharapowa – einem Ass mit 198
km/h.
Nun ist sie also bei Grand-Slam-Titel Nummer 16 gelandet, und jene beiden,
die in der Liste unmittelbar vor ihr stehen, sind darauf eingerichtet, dass
es nicht dabei bleiben wird. „Ich denke, dass sie 20 gewinnen kann, und das
sogar ziemlich bald“, sagt Martina Navratilova und fügt hinzu, sie habe
Serena Williams noch nie so motiviert, noch nie so konzentriert und noch
nie so strahlend wie im Moment gesehen.
## Magischer Jahrgang
Navratilova und Chris Evert gewannen 18, Steffi Graf führt die Liste in der
Zeit des Profitennis mit 22 an. Im Interview direkt nach dem Spiel auf dem
Court Central mit dem ehemaligen französischen Kollegen Fabrice Santoro tat
sie so, als sei sie überrascht von der Zahl – schwer zu glauben. Ein paar
Stunden später, nach diversen weiteren Interviews, meinte sie in kleiner
Runde: „Als ich den 15. gewonnen hatte dachte ich, dass 18 ganz nah, aber
gleichzeitig auch weit weg ist. Das Gefühl habe ich immer noch.“ Um die
Dimension zu begreifen hilft ein Blick über den Zaun. Gewinnt sie in ein
paar Wochen ihren sechsten Titel in Wimbledon, dann hat sie so viele wie
Roger Federer – und der wird für diese Leistung weltweit bestaunt. Die
beiden sind übrigens der gleiche Jahrgang, Federer geboren Anfang August
1981, Williams Ende September. Sieht so aus, als habe der Winter 80 für die
Geschichte des Tennis bemerkenswerte Folgen gehabt.
Wie die Sache weitergehen wird? Weiß der Himmel. Auf Erden genießt Serena
Williams offensichtlich jeden Moment ihres Daseins und vor allem solche,
die sich ihr in Hollywood-Ausstattung präsentieren. Ob sie schon mal
darüber nachgedacht habe, wie [2][Greta Garbo] auf dem Höhepunkt ihrer
Schaffenskraft zurückzutreten, lautete eine der Fragen in der
Pressekonferenz. Eine Steilvorlage. „Wow“, flötete sie, „was für ein
Vergleich, ich und Greta Garbo. Vielen Dank. Doch, ich will meine Karriere
tatsächlich auf dem Höhepunkt beenden. Das ist mein Ziel. Aber hab ich den
Höhepunkt schon erreicht?“
Dazu gönnte sie dem Fragesteller einen Blick, der an Koketterie und
Darstellungskraft kaum zu überbieten war. Das war sicher nicht
minimalistischer Greta-Garbo-Stil, aber irgendwie passend als Kommentar zum
Spiel und zur Karriere.
9 Jun 2013
## LINKS
[1] http://www.rolandgarros.com/index.html
[2] http://www.gretagarbo.com/Offical_Website_of_Greta_Garbo/Home.html
## AUTOREN
Doris Henkel
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