# taz.de -- Marusha über Angela Merkel: „Sie hat 80 Millionen Kinder“ | |
> Angela Merkel kann nicht zaubern wie Harry Potter, dennoch ist Marusha | |
> ihr größter Fan. Die DJane hat der „Welt“ das bizarrste Interview des | |
> Jahres gegeben. | |
Bild: Bekennende Halb-Veganerin: Marusha (hier, wenn sie sich nicht im Schlaf d… | |
„Angela Merkel leuchtet durch ihre Aura. Sie strahlt stärker als Gorleben.“ | |
Ist Marusha die heimliche Ghostwriterin von Bild-Kolumnist Franz Josef | |
Wagner? Oder umgekehrt? | |
Auf jeden Fall hat Marusha der Welt vom Samstag [1][ein Interview gegeben], | |
das fast ausschließlich aus diesen wahnsinnigen Wagner-Sätzen besteht. | |
Diesen Sätzen, in denen es nur „es ist“ gibt und nie „ich finde, denke, | |
glaube“, in denen die Welt so einfach, klar und widerspruchsfrei erscheint | |
– und die gleichzeitig so dadaistisch-verspult sind, dass sich beim Lesen | |
das Gehirn verknotet. | |
So ist es auch bei diesem bizarrsten Interview des Jahres, das mit leichter | |
Irritation beginnt und einen dann immer weiter in einen schillernd | |
surrealen Irrsinn trägt. Das Thema des Gesprächs: Angela Merkel. „Ich wähle | |
sie, weil sie diszipliniert ist, intelligent und bescheiden. Sie ist eine | |
Person, die nicht laut sein muss. Ich halte sie für sehr emotional“, sagt | |
Marusha. | |
„Angela Merkel macht niemanden kleiner, um selber größer dazustehen. Sie | |
ist nie dickköpfig, sie ist einfach stabil.“ „Sie steckt voller | |
Leidenschaft.“ „Sie hat 80 Millionen Kinder. Sie ist gut zu allen. Ich habe | |
sie mal mit Claudia Roth kichern sehen.“ Und so weiter. Es gibt mehr als | |
ein Dutzend dieser Sätze – „Monty Pythons tödlichster Witz der Welt wurde | |
als Techno-DJane wiedergeboren“ schreibt Sascha Lobo, der das Interview | |
umfangreich und durchaus ernsthaft [2][analysiert hat]. | |
Dabei zeigt Marusha, dass sie auch in Wertfragen mit Franz Josef Wagner auf | |
einer Linie liegt. Fröhlich präsentiert sie sich als stockkonservative | |
Socke: „Ich bin Deutscheuropäerin. In Griechenland bin ich niemandem | |
begegnet, der Steuern gezahlt hätte … Ich freue mich jeden Tag, dass wir | |
auch Krisenländern helfen können. Wir sind die Sanierer“, sagt sie, die | |
schon vor Merkel CDU gewählt hat, weil Deutschland unter der CDU immer am | |
besten da stehen würde. Die SPD wäre für Marusha aber auch okay – sofern | |
Merkel in der SPD wäre. Und überhaupt: „Wenn sie Angelo Merkel hieße, wür… | |
ich sie auch wählen.“ | |
Was heute modern ist? Das zeigt auch wieder Angela Merkel. „Sie ist jeden | |
Tag woanders, sie ist nie krank, sie kommt mit allen klar. Das ist modern.“ | |
Vielen Dank auch: Nie krank sein als Ausdruck von Modernität, das ist also, | |
was vom Hedonismus der Ravekultur der 90er Jahre übrig geblieben ist. Aber | |
für Marusha war die evangelische Kirche auch schon immer cooler als die | |
katholische. | |
Wenn sie nicht über Politik spricht, erzählt Marusha über sich. Zum | |
Beispiel, wie sozial sie ist: „2002 war ich beim Hochwasser in Halle und | |
habe Sandsäcke gestapelt, gemeinsam mit der Bundeswehr“. Sie zitiert | |
Goethe, ihren Lieblingsdichter, lobt ihre Mutti („Sie ist ein Geldfuchs“) | |
und erklärt ihre ganz eigene Interpretation von veganer Ernährung: „Ich | |
ernähre mich halb vegan, halb vegetarisch, esse aber auch mal ein Stück | |
Huhn, wenn ich weiß, es ist bio.“ | |
So gesehen sind wir alle Vegetarier, wenn wir gerade kein Fleisch essen. | |
Vermutlich sogar Angela Merkel. | |
17 Jun 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://www.welt.de/kultur/pop/article117140968/Angela-Merkel-laesst-mich-ru… | |
[2] http://saschalobo.com/2013/06/17/marusha-merkel-und-das-deutsche-problem/ | |
## AUTOREN | |
Michael Brake | |
## TAGS | |
Die Welt | |
Schwerpunkt Angela Merkel | |
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