# taz.de -- Streit um Autonomes Zentrum in Köln: Bitte um besenreine Übergabe | |
> Das Autonome Zentrum in Köln soll kurzfristig geräumt werden. Die CDU | |
> setzt SPD-Oberbürgermeister Jürgen Roters unter Druck. | |
Bild: Schon 2011 wurden vor dem Autonomen Zentrum in Köln-Kalk Barrikaden erri… | |
KÖLN taz | Der Konflikt um das [1][Autonome Zentrum (AZ)] in Köln spitzt | |
sich zu. Auf der Ratssitzung am Donnerstag forderte die CDU | |
Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) auf, „alle Möglichkeiten | |
auszuschöpfen, um eine kurzfristige Räumung des Gebäudes zu erwirken“. | |
Nachdem die Sparkasse den Nutzungsvertrag zum 30. Juni gekündigt hat, fährt | |
auch die regierende SPD eine harte Linie. Die Grünen setzen hingegen auf | |
eine Verhandlungslösung. | |
Bei den NutzerInnen des AZ handle es sich um „Rechtsbrecher“, sagte | |
CDU-Ratsfraktionschef Winrich Granitzka. Eine kurzfristige Räumung sei | |
„zwingend erforderlich“. Sein SPD-Pendant Martin Börschel sprach sich zwar | |
dagegen aus, die AZlerInnen „pauschal zu kriminalisieren“. Im Ton | |
moderater, machte er gleichwohl deutlich, dass auch aus seiner Sicht das AZ | |
„kurzfristig keine Zukunft“ habe. Mit den „notwendigen Mitteln“ solle d… | |
gegenwärtige Zustand beendet werden. | |
In der rot-grünen Rathauskoalition sorgt der Umgang mit dem AZ für Zoff. | |
Von der CDU und der rechtsextremen „Bürgerbewegung Pro Köln“ getrieben, | |
setzen die SPD-Oberen auf Konfrontation. Die Grünen lehnen eine Räumung ab. | |
„Wir setzen uns dafür ein, dass für das Autonome Zentrum ein Ort gefunden | |
wird und es somit erhalten bleibt“, sagte der grüne | |
Fraktionsgeschäftsführer Jörg Frank. Gesellschaftliche Großstadtkonflikte | |
müssten politisch gelöst und dürfen nicht auf die Polizei abgeschoben | |
werden. „Wir erleben ja gerade in unserer Partnerstadt Istanbul, wohin das | |
führt“, sagte Frank unter heftigem Protest aus den Reihen von SPD, FDP, CDU | |
und „Pro Köln“. | |
Seit mehr als drei Jahren sorgt das AZ für heftige Diskussionen in der | |
Stadt. Um einen „selbstverwalteten, unkommerziellen Raum für Politik, Kunst | |
und Kultur“ zu schaffen, besetzten Mitte April 2010 überwiegend jugendliche | |
AktivistInnen aus dem autonomen Spektrum die ehemalige Betriebskantine der | |
Firma Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD) im Kölner Stadtteil Kalk. Damit zog | |
wieder Leben ein in das zweigeschossige Gebäude auf der Wiersbergstraße, | |
das eine Immobilientochter der Sparkasse KölnBonn jahrelang leer vor sich | |
hin hatte gammeln lassen. | |
## Unbefristete Verlängerung gefordert | |
Das AZ sei „ein wichtiger Ort der Partizipation, Vielfalt und | |
Emanzipation“, heißt es in einem Appell, den zahlreiche namhafte | |
KölnerInnen an die Stadt gerichtet haben. „Uns erschüttert, dass ein so | |
wichtiger Ort, der die Stadt keinen Cent kostet, ohne Not mutwillig | |
zerstört werden soll.“ | |
Neben PolitikerInnen von Grünen und Linkspartei gehören ProfessorInnen, | |
Pfarrer und SchriftstellerInnen, die Kabarettisten Jürgen Becker und | |
Wilfried Schmickler, Kölns Ex-DGB-Chef Wolfgang Uellenberg-van Dawen sowie | |
die Kölner Ver.di-Vorsitzende Heidrun Abel zu den UnterzeichnerInnen. Sie | |
fordern, den im April 2011 nach zähem Ringen abgeschlossenen | |
Nutzungsvertrag mit dem AZ unbefristet zu verlängern. | |
Nichtsdestotrotz hat die Sparkasse die AZlerInnen aufgefordert, das Gebäude | |
„besenrein“ zu verlassen. Die Stadt, der die Immobilie inzwischen gehört, | |
will die ehemalige Kantine ohne Altlasten übergeben bekommen – um sie dann | |
zugunsten eines Grünstreifens abzureißen. Da Oberbürgermeister Jürgen | |
Roters (SPD) sich bislang nicht in der Lage sieht, ein geeignetes | |
Ersatzobjekt anzubieten, scheint derzeit alles auf eine Zwangsräumung | |
hinauszulaufen. Im AZ übt man sich bereits kräftig im Barrikadenbau. Die | |
Zeichen stehen auf Sturm. | |
18 Jul 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://az-koeln.org/ | |
## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
## TAGS | |
Autonomes Zentrum | |
Räumung | |
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