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# taz.de -- Laster statt Castor: Strahlende Fracht
> Die Umweltschutzorganisation Robin Wood demonstriert in Bremen gegen die
> Spedition Kieserling – weil sie ihr Geld auch mit Atomtransporten auf der
> Straße verdient.
Bild: Die Aktivisten blockierten die Firmenzufahrt und entrollten Transparente.
BREMEN taz | Sie kamen mit einem Laster, das fällt kaum auf, in den
Neustädter Häfen. Schon gar nicht vor einer Spedition wie der von
Kieserling. Nur einen von deren Atomtransportern zu kapern, das haben sie
sich dann doch nicht getraut. Also versperrten die Aktivisten der
Umweltschutzorganisation Robin Wood am Freitag ab elf Uhr die Zufahrt der
Firma – und entrollten Transparente, auf denen beispielsweise „Der Atomtod
fährt mit!“ stand.
Der Spedition Kieserling – einer Firma mit 150 Zugfahrzeugen und 250
Aufliegern – wirft Robin Wood vor, „durchschnittlich jeden dritten Tag“
eine Atomfracht zu fahren. Sie verweisen dabei auf eine Antwort der
Bundesregierung auf eine Grünen-Anfrage vom vergangenen Jahr. Mit über 120
solcher genehmigungs- und anzeigepflichtigen Transporte allein im Jahr 2012
habe die Firma einen „beträchtlichen Anteil“ am entsprechenden Aufkommen
hierzulande, so Robin Wood. Kieserling verfrachte Uranhexalfluorid,
angereichertes Uran und Brennelemente und beliefere vor allem die
Urananreicherungsanlagen im westfälischen Gronau, im niederländischen
Almelo sowie die Brennelementefabrik im niedersächsischen Lingen.
Laut einer von der Grünen-Bundestagsfraktion in Auftrag gegebenen Studie
von 2011 finden pro Jahr in Deutschland rund 500.000 Atomtransporte statt.
Knapp 10.000 davon stünden in direktem oder indirektem Zusammenhang mit der
Produktion von Atomstrom. In Bremen liefen zwischen 2000 und 2009 laut den
Grünen 393 Transporte mit Kernbrennstoffen, meist über die Straße.
Der Geschäftsführer der Spedition Kieserling, Detlef Töpke, bestätigte,
dass seine Firmengruppe schon seit 35 Jahren „Gefahrguttransporte der
Gefahrklasse 7“ durchführe – also radioaktives Material fährt. Die von
Robin Wood genannten Zahlen seien „in etwa“ richtig; die Transporte würden
jedoch nicht über den Standort Bremen abgewickelt, sondern von einer
Tochterfirma mit Sitz in Köln. Im Übrigen verwies Töpke darauf, dass Recht
und Gesetz eingehalten würden und die strahlende Fracht bislang immer
unfallfrei ans Ziel gekommen sei.
Kieserling sei ein „Handlanger der Atomindustrie“ und gefährde die
BürgerInnen, kritisiert dagegen Robin Wood. Außerdem diene die Firma
weltweit dem Weiterbetrieb von Atomkraftwerken. Die Organisation forderte
erneut eine „sofortige Stilllegung aller Atomanlagen“. Jegliche
Zusammenarbeit mit der Atomwirtschaft müsse unterbleiben.
Politisch lässt sich gegen Atomtransporte über die Straße und auf der
Schiene von Bremen aus wenig ausrichten: Die Länder haben hier keine
Gesetzgebungskompetenz. Anders sieht es dagegen bei den Häfen aus: Schon im
vergangenen Jahr hat die Bürgerschaft den Umschlag von Kernbrennstoffen in
den Bremischen Häfen verboten. 2011 gab es nach offiziellen Angaben 13
solcher radioaktiver Transporte, im Jahr zuvor waren es 20 – aber nur sechs
davon betrafen Kernbrennstoffe. Zum Vergleich: 2007 wurden laut Senat 103
solcher Lieferungen über Bremer Häfen gezählt.
KritikerInnen sagen jedoch, Kernbrennstoffe machten maximal 20 Prozent der
gesamten Atomtransporte aus. Sie haben deshalb ein Volksbegehren ins Leben
gerufen, das auch die Verschiffung von Uranhexafluorid und Uranerz
verhindern will, weil diese als Ausgangs- oder Abfallprodukte mit zur
„Brennstoffspirale“ gehörten.
Eine Klage gegen das Verbot für Atomtransporte über die Bremer Häfen ist
jüngst gescheitert: Der Staatsgerichtshof hatte sich für „nicht zuständig�…
erklärt. Die Häfen bleiben für Kernbrennstoffe gesperrt.
2 Aug 2013
## AUTOREN
Jan Zier
## TAGS
Atomtransport
Protest
Umweltschutz
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