| # taz.de -- Kommentar Lieberknecht: Bizarres Beamtenrecht | |
| > Der thüringischen CDU-Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht droht | |
| > die Aufhebung der Immunität. Nun hat sie eine Bringschuld. | |
| Bild: Grün ist die Hoffnung: Christine Lieberknecht. | |
| Ein munterer, unternehmungslustiger 37-jähriger Regierungssprecher wird in | |
| den vorläufigen Ruhestand versetzt. Das garantiert ihm lebenslang mehr als | |
| 3.300 Euro im Monat auf Staatskosten. Fürs Nichtstun. Danach wechselt er in | |
| einen gut dotierten Job in der Wirtschaft. Eine Kündigung oder Entlassung | |
| wäre in diesem Fall das Naheliegende gewesen. | |
| Es gibt somit den Verdacht, dass die sonst so solide wirkende | |
| CDU-Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht ihr Haus auch mal nach | |
| Gutsherrinnenart führt. Wenn es ihr passt, macht sie die Landeskasse zum | |
| Selbstbedienungsladen – trotz der Bedenken ihrer eigenen Staatskanzlei | |
| gegen diese mehr als großzügige Art, dem Exregierungssprecher eine goldene | |
| Brücke zu zimmern. | |
| Solche Willkür hätte man eher in Sachsen, wo die CDU in Sonnenkönigmanier | |
| regiert, vermutet als in Thüringen. Nun wird wohl die Immunität der | |
| Ministerpräsidentin in Erfurt aufgehoben. | |
| Und dann? Die Aufhebung der Immunität ist kein Schuldzuspruch. Sie soll | |
| Ermittlungen überhaupt möglich machen. Es ist ein Kollateralschaden der auf | |
| Personen und Skandale geeichten Mediendemokratie, dass Politiker, die in | |
| Verdacht geraten, politisch fast immer schon halb tot sind. | |
| Solange Lieberknecht also nicht angeklagt wird, muss sie nicht | |
| zurücktreten. Und sie hat Chancen, juristisch ungeschoren davonzukommen. | |
| Denn es geht um kniffelige juristische Fragen. Und im deutschen | |
| Beamtenrecht darf die Obrigkeit sehr viel. | |
| Allerdings hat Lieberknecht, jenseits des Juristischen, eine Bringschuld. | |
| Sie muss der kritischen Öffentlichkeit darlegen, dass der Verdacht der | |
| Günstlingswirtschaft und Hofstaatallüren falsch ist. Kann sie das nicht – | |
| und danach sieht es aus –, muss sich die SPD entscheiden, ob sie noch | |
| Juniorpartner der Regierung Lieberknecht sein will. | |
| 21 Aug 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Stefan Reinecke | |
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