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# taz.de -- Arbeitssuche: Kaum Jobs für Alleinerziehende
> Mit einem Aktionstag will das Jobcenter arbeitslose Eltern vermitteln.
> Doch das Problem sind Arbeitgeber, die sich auf deren Bedürfnisse nicht
> einstellen.
Bild: Pflegeberufe gehören zu den wenigen Branchen, in denen viel Teilzeit mö…
BREMEN taz | Peter Jünemann ist gelernter Elektriker – und trotz der
zahlreichen offenen Stellen arbeitslos. Sein Problem: Er ist seit vier
Jahren alleinerziehend und kann nur Teilzeit arbeiten. „Das wollen die
Betriebe aber nicht“, erzählt der 48-Jährige, „die suchen nur Vollzeit und
am besten noch regelmäßig auf Montage.“
Einmal hätte er eine solche Stelle fast angetreten, aber dann doch im
letzten Moment abgesagt. „Das konnte ich meinem Sohn nicht antun.“ Der
12-Jährige ist bis 15 Uhr in der Schule, danach braucht er als Autist Ruhe
und eine vertraute Person: seinen Vater. Dasselbe gilt für die Ferien – was
die Jobsuche noch schwieriger macht.
Viel versprochen hatte sich Jünemann daher nicht vom gestrigen „Aktionstag:
Jobs für Eltern in der Grundsicherung“ im Haus der Wissenschaft, aber er
ist der Einladung des Jobcenters dennoch gefolgt. Neun Arbeitgeber stellen
sich vor, darunter drei Zeitarbeitsfirmen, ein Sicherheitsdienst, eine
Reinigungsfirma. Jobs für Ungelernte. Außerdem wirbt „Pflegekinder in
Bremen“ (Pib) dafür, als Tagesmutter oder -vater zu arbeiten. An vielen der
40 Stellenanzeigen, die MitarbeiterInnen des Jobcenters an Stellwänden
befestigt haben, geht Jünemann ratlos vorbei. Eine „Sicherheitsfachkraft
m/w“ wird da gesucht, erwartet wird, dass sie Tag- und Nachtschichten
übernimmt. Und ein „Privathaushalt in Oberneuland“ sucht eine
Haushaltshilfe für 14 Wochenstunden an den Nachmittagen, um eigene
Betreuungsengpässe zu überbrücken. Zu diesen Zeiten können nur wenige der
jetzt langzeitarbeitslosen Eltern, denn eine Statistik der Arbeitsagentur
zeigt, dass über die Hälfte alleinerziehend sind. Eine absolute Zahl hat
das Jobcenter: 2.900 Menschen.
Einer von ihnen, Peter Jünemann, bleibt schließlich beim Stand der Bremer
Straßenbahn AG stehen. Die informiert über die vom Jobcenter geförderte
Weiterbildung zum Busfahrer – ein Beruf, den Jünemann sich gut vorstellen
kann. Doch das Gespräch mit Martina Flathmann von der BSAG ist ernüchternd.
Sie würden zwar einiges ermöglichen, um Eltern entgegen zu kommen, sagt
Flathmann, aber Schichten von acht bis 14 Uhr, wie Jünemann es bräuchte,
„das können wir leider nicht bieten.“ Dennoch würde die Hälfte der 15
Plätze pro Jahr von Frauen belegt, häufig alleinerziehend. Und wie machen
die das mit dem Schichtdienst? „Ohne ein Netzwerk geht es nicht“, sagt
Flathmann.
Jünemann nimmt sich trotzdem den Flyer mit, vielleicht in ein paar Jahren,
wenn sein Sohn selbstständiger ist. Eine Mitarbeiterin des Jobcenters hat
sich vorher noch seine Telefonnummer notiert. „Einen arbeitslosen
Elektriker darf es eigentlich nicht geben“, sagt Katrin Euler, die beim
Jobcenter Ansprechpartnerin für die Arbeitgeber ist. Die Unternehmen würden
sich langsam an die Bedürfnisse von Eltern anpassen, sagt Euler, aber die
Branchen seien unterschiedlich flexibel. In der Alten- und Krankenpflege
sei die Personalnot zwar groß genug, „es könnte aber noch mehr sein“.
Schwierig seien der Einzelhandel und alle von Männern dominierten Berufe –
trotz des beklagten Fachkräftemangels. „Die Firmen müssen einfach
umdenken.“
3 Sep 2013
## AUTOREN
Eiken Bruhn
## TAGS
Haushaltshilfe
Alleinerziehende
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