# taz.de -- what3words nutzt Wörter statt Adressen: König von neun Quadratmet… | |
> Die Internetseite What3Words teilt die Welt in Quadrate. Drei Wörter | |
> sollen Orientierungslose zum Ziel bringen. Eine Innovation für Dealer, | |
> Stalker und die NSA. | |
Bild: Entwickler Chris Sheldrick sitzt in der Pampa. Mit drei Wörtern will er … | |
Leise rieselt der Schnee, shiny.universe.tile | |
Wir hängen hier so ab, komm doch auch, live.love.laugh | |
Planen den nächsten Coup, misted.widget.bluntly | |
So sehen die geheimen Nachrichten der Zukunft aus. Die Dreiwort-Kombination | |
hat sich Chris Sheldrick ausgedacht, entschlüsselt werden kann sie durch | |
[1][what3words]. Auf der Internetseite oder per App wird ein Ort auf der | |
Karte bestimmt – das System spuckt dann so etwas aus wie | |
[2][fire.enormous.sharp]. | |
Weil er in Urugay so viel Stress mit der Suche nach Plätzen hatte, fragte | |
Sheldrick einen Mathematiker. Die beiden teilten die Google-Maps-Welt in | |
kleinere Plätze ein; 57 Billionen Quadrate ist unsere Welt nun groß. Jedem | |
sein eigenes Königreich, so will es ihre Firma what3words. Nur, dass es | |
gerade mal drei Meter lang, und drei Meter breit ist. | |
Jedes dieser neun Quadratmeter großen Vierecke wird mit drei Wörtern | |
benannt – weil es so anstrengend ist, sich Adressen zu merken. Laut | |
Firmenchef Sheldrick ist es viel einfacher, den Leuten drei Wörter | |
durchzugeben, als eine volle Adresse und Beschreibung à la „an der Ecke mit | |
der kaputten Laterne, gegenüber der großen Tanne.“ Mit der Wortkombination | |
werden sich dann Dealer, Motorradgangs und Orientierungslose treffen. Eben | |
alle, die sich sonst nicht finden würden und auf eine genaue Platzangabe | |
angewiesen sind. | |
Das ganze soll Landkarten-Faulpelze schnell und unkompliziert an den | |
Zielort bringen. Außerdem gibt es, so what3words, auch abgelegene Pampas, | |
in denen GPS-Daten fehlen, oder wo es keine Postleitzahl gibt. Da sollen | |
die drei Wörter auch helfen. | |
## Geeignet für stockbetrunkene Zeltsucher | |
Damit hat Sheldrick ein Problem gelöst, das gar keins war. Denn auf Google | |
Maps selbst konnte schon vorher ein bestimmter Ort markiert und mit den | |
Koordinaten gefunden werden. | |
Aber es ist schon ganz praktisch, wenn man stockbetrunken bei Rock am Ring | |
sein Zelt sucht. Oder die Picknickdecke der Freunde im Park, ohne dem | |
Grillgeruch hinterher schnüffeln zu müssen. Und man kann angeben, in | |
welchem Teil des schwarzen Meeres man schon geschwommen ist – weil auch | |
alle Gewässer in Quadrate eingeteilt sind. | |
Geld macht die Firma damit, dass sie eigene Plätze verkauft. Dann hat der | |
Nutzer sogar den Vorteil, mit nur einem Wort gefunden zu werden. Ein | |
eigenes Fleckchen Erde für 1,20 Euro im Jahr. „King of Kotelett“ durch die | |
Benennung des Lieblingsrestaurants oder „KönigIn von Deutschland“, wenn der | |
Bundestag den eigenen Namen trägt. | |
Sheldrick hat durchaus Visionen für seine Firma: Menschen auf der ganzen | |
Welt sollen sich treffen, ohne vorher eine Endlos-Konversation zu führen. | |
Erster Erfolg: what3words wird für ein Notruf-Benachrichtigungssystem in | |
Melbourne verwendet. Die Australier schicken ihren Notruf per SMS und den 3 | |
Wörtern als Ortsangabe. Rettungskräfte sollen so schneller einen Ort finden | |
können, weil er auf der Internetseite präzise makiert ist. | |
## Wer soll das nutzen? | |
Weitere Vorschläge für die Verwendung: Drei Wörter Adressangaben beim | |
Online-Shopping, Reiseanbieter nutzen what3words in ihrer Sprache und die | |
Angabe wird von what3words übersetzt, so dass jeder Urlauber glücklich ans | |
Ziel kommt. Oder what3words-Taxifahrer, die nicht irritiert umher fahren | |
müssen. | |
Bei Unternehmen kommt die Idee schon gut an. Registriert sind zum Beispiel | |
die Wörter „french-wine“, „biermarket“, „bicycle“, „DogHouse“ … | |
„middleofnowhere“. Und beim britischen Cornbury Music Festival haben die | |
Organisatoren alle Eingänge mit Drei-Wörter-Adressen beschriftet. | |
So bahnbrechend wird die Wort-Adresse allerdings nicht von allen | |
aufgenommen. Steve Coast, der Erfinder von [3][OpenStreetMap.] wird von | |
Wired so zitiert: „It’s a cute idea, but the question is: Who will use it?�… | |
(„Es ist eine niedliche Idee, aber die Frage ist: Wer braucht das?") | |
Wir hätten da eine Idee: Groupies, Stalker und die NSA. Endlich noch | |
präzisere Angaben! Mit freundlicher Genehmigung von Google. | |
10 Sep 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://what3words.com/ | |
[2] http://what3words.com/fire.enormous.sharp | |
[3] http://www.openstreetmap.de/ | |
## AUTOREN | |
Julia Neumann | |
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