# taz.de -- Janet Yellen als Fed-Chefin nominiert: Eine Frau wird US-Notenbankc… | |
> Die „Taube“ Janet Yellen wird Nachfolgerin des US-Notenbankchefs Ben | |
> Bernanke. Die bisherige Vizepräsidentin wird ihr Amt am 1. Februar 2014 | |
> antreten. | |
Bild: Jahrelang blieb sie im Schatten: Janet Yellen, die künftige erste Präsi… | |
WASHINGTON/BERLIN rtr | [1][Janet Yellen] wirkt unscheinbar und ist selten | |
aus dem Schatten von US-Notenbankchef Ben Bernanke herausgetreten. Das wird | |
sich gründlich ändern, wenn die bisherige Vizepräsidentin ab 1. Februar | |
2014 als erste Frau die Geschicke der mächtigsten Notenbank der Welt lenken | |
wird. Das US-Präsidialamt kündigte für Mittwoch die offizielle Nominierung | |
Yellens für den Top-Job durch Präsident Barack Obama an. | |
Die scheue Ökonomin wurde bereits vor ihrer Nominierung von den Märkten als | |
künftige Fed-Chefin gefeiert, nachdem ihr wichtigster Konkurrent Larry | |
Summers aus dem Rennen war. Sie gilt den Märkten als Garantin des billigen | |
Geldes, mit dem die Notenbank die Wirtschaft zwischen Chicago und Los | |
Angeles seit Jahren anschiebt und die Börsen weltweit bei Laune hält. | |
Kritiker – auch aus dem Lager der Republikaner – nennen Yellens | |
geldpolitische Position zu weich: Sie fürchten, dass die neue Steuerfrau | |
der Fed mit der Geldflut neue Blasen an den Märkten heraufbeschwören und | |
die Zinsen zu spät anheben wird. Sollte es so kommen, drohen eine neue | |
Finanzkrise und womöglich noch gravierendere Erschütterungen als das Beben | |
der jüngsten Jahre. | |
Die frühere Professorin an der Elite-Universität Berkeley gilt als | |
Arbeitsmarktexpertin: Damit scheint die weißhaarige 67-Jährige geradezu | |
prädestiniert für die wichtige Aufgabe an der Spitze der Notenbank zu sein, | |
die Vollbeschäftigung in den von einer Jobmisere geplagten USA zu fördern. | |
Doch bis zuletzt war unklar, ob Präsident Obama die Stellvertreterin | |
Bernankes tatsächlich auf den Chefsessel hieven würde. | |
## Sie war nicht Obamas erste Wahl | |
Ihr wird kein besonders enger Draht zum Weißen Haus nachgesagt. Dabei hat | |
die frühere Präsidentin der Federal Reserve von San Francisco im linken | |
Flügel von Obamas demokratischer Partei zahlreiche Fans: Die Nummer drei | |
der ranghöchsten Demokraten im Senat, Charles Schumer, forderte Obama noch | |
kurz vor der Nominierung Yellens öffentlich auf, die Fed-Vizechefin nun | |
doch zur Präsidentin zu befördern. Ihre Bestätigung durch den Senat dürfte | |
angesichts der demokratischen Mehrheit in der Parlamentskammer relativ | |
glatt über die Bühne gehen. | |
Yellen war in den 90er Jahren kurzzeitig Wirtschaftsberaterin von | |
US-Präsident Bill Clinton, bevor sie zur Fed zurückkehrte und dort 2010 zur | |
Fed-Vizepräsidentin aufstieg. Dabei sorgte sie still und geräuschlos mit | |
dafür, dass sich die fast 100 Jahre alte Notenbank wandelte - zum Beispiel | |
mit einer neuen Kommunikationsstrategie. Der Fed-Chef erläutert seither | |
mehrmals pro Jahr die Zinsbeschlüsse vor der Presse, die sich zuvor mit | |
einem dürren Begleittext zufriedengeben musste. | |
## Yellen drängt sich nicht ins Rampenlicht | |
Yellen gilt als konsens-orientiert, loyal und uneitel. Stets hat sie in | |
ihrer langjährigen Laufbahn in der Fed alle Beschlüsse der Führung | |
mitgetragen und sich nicht ins Rampenlicht gedrängt. Selbst als Bernanke | |
ihr mit seiner Absage für die Konferenz von Jackson Hole die Tür für einen | |
großen Auftritt öffnete, begnügte sie sich bei dem als „Davos in den Rocky | |
Mountains“ bekannten Treffen mit einer Moderatorenrolle. Dabei wirkte sie | |
hinter den Kulissen umso aktiver. | |
Yellen wird zugeschrieben, in der Notenbank ein festes Inflationsziel | |
durchgesetzt zu haben. Dabei gilt sie als Verfechterin einer | |
geldpolitischen Linie, die ein Durchbrechen der angepeilten Inflationsmarke | |
von zwei Prozent durchaus in Kauf nimmt, wenn zugleich Fortschritte beim | |
Abbau der Arbeitslosigkeit winken. Wer solche Positionen einnimmt, wird im | |
Fachjargon der Notenbankerwelt gern als „Taube“ bezeichnet, die sich von | |
stark an Preiswertstabilität orientierten „Falken“ unterscheidet. | |
## Schwieriges Erbe | |
Mit seiner verwirrenden Kommunikationspolitik bei der in Aussicht | |
gestellten Eindämmung der Geldflut hat Bernanke seiner Nachfolgerin ein | |
schwieriges Erbe hinterlassen: Sie muss den Kurs für den Ausstieg aus der | |
Ära des billigen Geldes abstecken – und dies den Märkten glaubhaft | |
vermitteln. | |
Auch wenn Yellen als Liebling der Börsen gilt, weist die Vita der mit dem | |
Wirtschaftsnobelpreisträger George Akerlof verheirateten Ökonomin keine | |
beruflichen Stationen an der Wall Street auf. Als Studentin an der | |
Eliteuniversität Yale eilte ihr einst der Ruf voraus, die Vorlesungen von | |
James Tobin besonders eifrig zu protokollieren. Der gilt als geistiger | |
Vater der Börsensteuer. | |
9 Oct 2013 | |
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