| # taz.de -- Ugandische LRA-Rebellen: Unsichtbare Täter, sichtbare Opfer | |
| > Die ugandischen LRA-Rebellen machen nach wie vor Teile des Kongo und der | |
| > Zentralafrikanischen Republik unsicher. Es fehlt an Schutz für die | |
| > Bevölkerung. | |
| Bild: Jean-Marie Anigbishe, 45, Opfer eines LRA-Machetenhiebs, im Krankenzimmer… | |
| BRÜSSEL taz | Längst ist die ugandische Rebellenarmee Lord’s Resistance | |
| Army (LRA), gegründet in den 1980er Jahren und danach für | |
| Massenrekrutierung von Kindern in Norduganda berüchtigt geworden, nicht | |
| mehr in Uganda aktiv. Auch in Südsudan, wohin sich die LRA-Kämpfer nach | |
| Einstellung der Kämpfe in Uganda zurückgezogen hatten, hat es seit über | |
| einem Jahr keine Angriffe mehr gegeben. Insgesamt soll die LRA unter | |
| Führung des international mit Haftbefehl gesuchten Joseph Kony nur noch | |
| wenige hundert Kämpfer umfassen. | |
| Doch im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo und im Südosten der | |
| Zentralafrikanischen Republik treiben sie nach wie vor ihr Unwesen. | |
| Im Juni waren in der Region insgesamt 440.000 Menschen vor der LRA auf der | |
| Flucht, 319.000 davon im Kongo, wo ein Gebiet von der Größe Spaniens davon | |
| betroffen ist. In der Zentralafrikanischen Republik machten die Milizionäre | |
| den gesamten Osten bis hinauf an die tschadische Grenze unsicher, bis im | |
| März dort die Rebellenallianz Séléka die Macht ergriff. | |
| ## Schwache Regierungen in Kinshasa und Bangui | |
| Es gehe den LRA-Kämpfern vor allem darum, bei Überfällen in dieser riesigen | |
| Region Geld zu stehlen, erklärte jetzt in Brüssel der kongolesische Pater | |
| Ernest Senegulu. Die Besonderheit der LRA analysiert er: Anders als andere | |
| Rebellenarmeen versucht sie dort, wo sie aktiv ist, nicht die Macht zu | |
| ergreifen oder die Regierung zu bekämpfen. Sie zieht sich bewusst auf | |
| periphere Regionen von geringer strategischer Bedeutung zurück – mit dem | |
| Kalkül, dass die schwachen Regierungen in Kinshasa und Bangui sich nicht um | |
| sie kümmern, auch wenn die humanitäre Notlage vor Ort groß ist. | |
| Angesichts des Mangels an Infrastruktur kommen auch nur wenige Hilfswerke | |
| in die betroffenen Gebiete. Und niemand kümmere sich um den Schutz der | |
| Bevölkerung, hieß es auf einer Konferenz zivilgesellschaftlicher Gruppen in | |
| Brüssel. Die Fähigkeit der LRA, Terrorangriffe zu verüben, sei nach wie vor | |
| „intakt“, mahnte der UN-Sonderbeauftragte Abou Moussa. | |
| ## Gemeinsames regionales Kommando? | |
| Die Regierungen von Uganda, Südsudan, Kongo und der Zentralafrikanischen | |
| Republik wurden auf der Konferenz aufgefordert, besser zu kooperieren. | |
| Dafür wurde vergangenes Jahr eine gemeinsame Task Force unter Ägide der | |
| Afrikanischen Union gegründet, die theoretisch 5.000 Mann aus allen vier | |
| Ländern umfassen soll. Sie müsse jetzt endlich ein gemeinsames Kommando | |
| erhalten und so ausgebildet werden, dass sie auch lokale bewaffnete Gruppen | |
| ins Visier nimmt, die mit der LRA zusammenarbeiten, hieß es in Brüssel. | |
| In der Zentralafrikanischen Republik, die seit der Séléka-Machtergreifung | |
| immer tiefer im Bürgerkrieg versinkt, setzen die zivilgesellschaftlichen | |
| Gruppen auf eine Stärkung der geplanten UN-Truppe MISCA, die bis Ende 2013 | |
| mit französischer Unterstützung die bisherige Friedenstruppe aus | |
| zentralafrikanischen Nachbarländern ablösen soll. Und es müsse dort eine | |
| bessere Koordination zwischen UNO, AU, der Regierung und Ugandas | |
| Militäreinheiten geben. | |
| ## Selbstverteidigungsmilizen gefordert | |
| Die überraschendste Forderung aber geht an die Regierung der Demokratischen | |
| Republik Kongo: Diese solle im LRA-Gebiet rund um Dongo die Bildung | |
| paramilitärischer Selbstverteidigungsmilizen zulassen. Geldgeber sollten | |
| zugleich lokale Frühwarnsystems und lokale Schutzkomitees aufbauen, die mit | |
| mobiler Kommunikation und Hochfrequenzradio operieren. | |
| Die EU-Sonderbeauftragte für Sudan, Rosalind Marsden, will nun gemeinsam | |
| mit den USA Geldgeber suchen. Und die Weltbank hat eine Studie über den | |
| Mangel an Infrastruktur als Faktor der Unsicherheit in der LRA-Region in | |
| Auftrag gegeben. | |
| Die endgültige Zerschlagung der ugandischen Miliz ist offensichtlich keine | |
| kurzfristig zu bewältigende Aufgabe. Und kaum Kapazitäten, selbst in | |
| Uganda, gibt es für die Rehabilitierung der von LRA-Angriffen entvölkerten | |
| Regionen, die Behandlung traumatisierter Opfer und den Aufbau von | |
| Lebensverhältnissen, in die die Geflohenen ohne Angst zurückkehren können. | |
| 15 Oct 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| François Misser | |
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