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# taz.de -- Kolumne Liebeserklärung: Digitale Jammerlappen
> Sigmar Gabriel hat die Netz-Coolios verärgert. Jetzt ergießt sich ein
> Shitstorm über ihn. Dabei hat er doch nur ganz analog die Wahrheit
> gesagt.
Bild: Hat das Netz gegen sich: SPD-Parteichef Sigmar Gabriel.
Sagt mal, ihr Netz-Coolios, hat sich euer Algorithmus verhakt? So viel
Mimimi war ja selten zu lesen in diesem Internet, seit Sigmar Gabriel
ehrlich zu euch war. Alles zugetwittert mit „Fies!“ und „Voll die
Abwertung!“.
Obendrauf gab es als superharte Konsequenz den Parteiaustritt der Bloggerin
[1][Yasmina Banaszczuk], den diese auf [2][frau-dingens.de] mit ganz viel
Schmerz und, ja, Trauer erklärt hat. Soll keiner sagen, im Netz sei kein
Platz für Gefühle. Im real life war sie gezwungen, ihr Parteibuch in einen
Umschlag zu stecken, eine Marke draufzukleben und an die blöde SPD
zurückzuschicken, die logischerweise auch in der Dokumentenfrage so was von
20. Jahrhundert ist.
Was ist euch denn jetzt konkret wiederfahren, sagt mal? Im analogen Leben
hat der Parteichef eine Einladung ausgeschlagen. Anlässlich einer
Diskussionsveranstaltung des Stern hatte die Bloggerin Kathy Meßmer Sigmar
Gabriel angeboten, ihn „an der Hand zu nehmen“, um ihm das Internet –
„meinen Lebensraum, mein Aktionsfeld, meine politische Bühne“ – zu zeige…
Und was macht der? Statt begeistert die Augen aufzureißen und einfach mal
dankbar zu sein, in die bunte Welt der Tweets, der Hashtags und des Tumblr
mitgenommen zu werden, würde er Frau Meßmer gern in eine andere Welt
mitnehmen: „eine, in der Menschen es verdammt hart haben, durchs Leben zu
kommen“. Und zwar, weil er „große Zweifel“ habe, „ob Sie in der Welt, …
Sie zu Ihrer erklärt haben, diese Welt, über die ich rede, kennen“.
Für Banaszczuk, die mit Meßmer befreundet ist, war damit das Maß voll.
Wortreich erklärte sie ihren Austritt aus der SPD, mit der sie sich „in den
letzten Monaten – eigentlich jetzt seit anderthalb Jahren – beschäftigt
hat“, immer engagiert für „innerparteiliche Demokratie, Partizipation und
Diversität“. Die Parteistruktur habe ihr „Wertesystem zerstört“ und sie
„emotional ausgebrannt“.
Come on! Anderthalb Jahre? Ausgebrannt? Das digitale Gejammer offenbart ein
Parteiverständnis, wie es bis 1989 östlich der Elbe gepflegt wurde. Da gab
es eine Partei, die sich kümmerte – aber so was von. Wer heute Macht haben
will, muss leidensbereit sein. Okay, in der SPD vielleicht mehr als
anderswo. Aber gleich austreten, weil der Vorsitzende sagt, was er meint?
Leute, also wirklich!
8 Nov 2013
## LINKS
[1] http://twitter.com/miinaaa
[2] http://frau-dingens.de/?p=2768
## AUTOREN
Anja Maier
## TAGS
Sigmar Gabriel
Netzaktivisten
Internet
SPD
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