# taz.de -- Unruhe in der CDU: Ruf nach Trennungsgebot | |
> CDU-Mitarbeiter bekommen oft Parlamentsposten zugeschustert. Damit soll | |
> nun Schluss sein, fordern drei Parteimitglieder. | |
Bild: Ist gegen den Transparenz-Antrag seiner Kollegen: CDU-Landeschef Marcus W… | |
Ein Vorstoß von prominenten Parteifunktionären sorgt in der CDU für Unruhe. | |
Der Bundestagsabgeordnete Jürgen Klimke, der innenpolitische Sprecher der | |
CDU-Bürgerschaftsfraktion, Kai Voet Van Vormizeele, und der frühere | |
Altonaer Bezirksabgeordnete Tomas Spahn fordern eine „Selbstverpflichtung“ | |
der Christdemokraten. | |
Danach sollen hauptamtliche Partei- und Fraktionsangestellte nicht mehr | |
fürs Parlament – ganz gleich ob Bezirksversammlung, Bürgerschaft oder | |
Bundestag – kandidieren dürfen. Ein Antrag mit einer sehr grünen Note, nur | |
geht es im Fall der CDU nicht um die Trennung von Amt und Mandat, sondern | |
um die Trennung von Mandant und Job. | |
Während CDU-Angestellte ihrem Arbeitgeber gegenüber weisungsgebunden sind, | |
sind Abgeordnete bisher nur ihrem Gewissen unterworfen. Zwei Ansprüche, die | |
„im Konfliktfall kollidieren“, sagen die Antragsteller. „Das eine geht mit | |
dem anderen nicht zusammen“, weiß Jürgen Klimke aus eigener Erfahrung. Als | |
es den heute 65-Jährigen erstmals ins Parlament zog, gab er seinen Job als | |
wissenschaftlicher Mitarbeiter der CDU-Fraktion auf. „Da geht es um | |
Glaubwürdigkeit und politische Unabhängigkeit“, sagt er. | |
Außerdem schreibt das Parteiengesetz eine strikte personelle und | |
finanzielle Trennung von Partei und Fraktion vor, die in Hamburgs CDU nach | |
Einschätzung der Antragsteller jahrzehntelang planmäßig unterlaufen wurde. | |
„In der CDU war es lange üblich, hauptamtlich für die Partei tätige | |
Mitarbeiter durch die Entsendung in die Parlamente deutlich aufzustocken“, | |
heißt es in ihrer Begründung. | |
Die drei Politiker beklagen deshalb die „Querfinanzierung von Parteiarbeit | |
durch parlamentarische Tätigkeit über die Entsendung von Personen, die für | |
die Partei tätig sind, in steuerfinanzierte Parlamente“. Eine Praxis, die | |
den Tatbestand einer „verdeckten Spende“ erfüllen könnte. Letztes | |
prominentes Beispiel dieser Mauschel-Praxis: Ex-Landesgeschäftsführer | |
Christoph Ahlhaus erhielt 2004 ein Bürgerschaftsmandat und arbeitete zwei | |
Jahre lang parallel in der CDU-Parteizentrale am Leinpfad und als | |
Abgeordneter im Rathaus. | |
Am 2. Dezember soll der Antrag vom CDU-Landesausschuss, dem höchsten | |
Parteigremium, beschieden werden. Doch mit ihrem Transparenz-Antrag stoßen | |
die drei Parteimitglieder ausgerechnet auf den Widerstand von Landeschef | |
Marcus Weinberg. „Der Antrag hat nicht nur handwerkliche Mängel, er | |
bedeutet auch eine zwanghafte Überreglementierung unserer | |
Mandatsträgerauswahl“, sagt Weinberg. Zudem bremse er politisch aktive | |
junge Leute aus. Wer für die Partei oder einen Abgeordneten tätig sei, | |
werde „massiv eingeschränkt, für ein politisches Mandat zu kandidieren“, | |
sagt Weinberg. | |
Ein weiterer Grund für Weinbergs Gegenkurs könnte sein, dass ausgerechnet | |
in der CDU-Bezirksfraktion seines Wahlkreises Altona gleich zwei | |
Abgeordnete der Partei beruflich verpflichtet sind. Die Abgeordnete | |
Franziska Grunwaldt ist Geschäftsführerin des CDU-Kreisverbandes Altona, | |
Fraktions-Vize Tim Schmuckall dockte jetzt als wissenschaftlicher | |
Mitarbeiter der CDU-Bürgerschaftsfraktion an. | |
Am Dienstag wurde der Antrag im CDU-Landesvorstand diskutiert und stieß | |
dort auf breite Ablehnung. Klimke und Van Vormizeele sollten das Papier | |
lieber lautlos zurückzuziehen. „Wir werden den Antrag im Landesausschuss | |
stellen“, gibt Klimke sich aber kämpferisch. | |
20 Nov 2013 | |
## AUTOREN | |
Marco Carini | |
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