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# taz.de -- Kolumne Aufgeschreckte Couchpotatoes: Kosmetikkoffer allein zu Haus
> Platzmangel, Kontrollwahn, Verwertungsinteresse und fehlende Reisekultur
> vedrängen das Beauty-Case auf internationalen Flughäfen.
Bild: Marlene Dietrich reiste nie ohne: ihr Schminkköfferchen im Berlin Depot.
Haarbürste, Make-up, Körperpflegeprodukte trug meine Freundin Ingeborg auf
Reisen immer im knallroten Kosmetikköfferchen bei sich. „Damit diese Dinge
nicht durcheinandergeraten.“ Ingeborg ist pedantisch ordentlich.
Ihr Hartschalenköfferchen in Muschelform und aus Polycarbonat mit der
wasserabweisenden Innenbeschichtung setzte sie als sogenannten Toploader
auf ihren Markenkoffer. Im Flugzeug verstaute sie ihren Beautycase im
Handgepäckfach. Mit den verschärften Sicherheitsmaßnahmen an Flughäfen
musste sie dann allerdings teure Lotions und andere Flüssigkeiten
aussortieren, sie füllte die praktischen Fächer mit Modeschmuck auf.
Seit sie mit Ryanair zweimal jährlich von Frankfurt Hahn nach Mallorca in
ihr Ferienappartement fliegt, hat das Köfferchen ausgedient: Sie darf nur
ein Handgepäckstück an Bord nehmen und das ist ihre Handtasche. Das zweite
Gepäckstück muss bezahlt werden. Was für die Airline prächtige
Zusatzeinnahmen, für Ingeborg einen Verlust an Reisekultur bringt.
Nicht nur beim unbeliebten, zusatzkostengefräßigen Billiganbieter Ryanair,
auch in den Gepäckfächern anderer Airlines wird es zunehmend eng, seit die
Linien dank dünnerer Sitzpolster bis zu ein Dutzend Stühle mehr in den
Maschinen montieren. Sie habe ihre Barbie-Phase überwunden, redet sich
Ingeborg die Einschränkung aus Platzmangel schön.
Dabei könnte die Rettung für ihr knallrotes Kosmetikköfferchen vom
EU-Parlament kommen. Dieses erwägt nämlich, in Europa operierende
Fluglinien zur kostenlosen Mitnahme von zwei Handgepäckstücken pro
Passagier zu verpflichten. Und auch Ryanair will sein schlechtes Image, die
schlechten Geschäftszahlen aufpolieren: Schon ab dem 1. Dezember soll
vorläufig ein zusätzliches Gepäckstück in der Größe einer kleinen
Damenhandtasche an Bord erlaubt sein.
Ingeborg muss sich dann nur zwischen dem Cognac und Wein – Mitbringseln aus
dem Flughafenshop in Palma – und dem Beauty-Cabin-Case entscheiden.
7 Dec 2013
## AUTOREN
Edith Kresta
## TAGS
Airline
Fahrrad
Jakobsweg
Schwerpunkt Rassismus
Fürst Pückler
Tourismus
Autobahn
Oman
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