| # taz.de -- FDP wählt Lindner zum Parteichef: „Die Mission ist klar“ | |
| > Der neue Bundesvorsitzende der FDP heißt Christian Lindner. Aber sein | |
| > Vize Wolfgang Kubicki fährt ein deutlich besseres Ergebnis ein. | |
| Bild: Er soll's richten: Christian Lindner. | |
| BERLIN taz | Der Sonderparteitag der FDP hat Christian Lindner zum neuen | |
| Bundesvorsitzenden gewählt. Der 34-jährige nordrhein-westfälische Landes- | |
| und Fraktionschef wurde am Samstag mit 79,04 Prozent zum Nachfolger von | |
| Philipp Rösler gewählt. Lindner setzte sich gegen zwei weitgehend | |
| unbekannte Gegenkandidaten durch. | |
| Wenngleich der Anlass, der Rücktritt der gesamten Führungsriege nach der | |
| verlorenen Bundestagswahl, eher traurig war, konnte Lindner nach dem | |
| Bekanntwerden seines Ergebnisses seine Freude nicht verhehlen. Sein Lächeln | |
| im müden Gesicht blieb gleichwohl verhalten. Für Triumphgefühle ist in der | |
| schwer angeschlagenen FDP momentan weiß Gott kein Platz. „Ich bedanke mich | |
| bei Ihnen und bei euch“, sagte mit heller Stimme und nahm wieder Platz. | |
| In seiner Bewerbungsrede hatte der 34-Jährige noch ganz anders geklungen. | |
| Mit ernstem Gesicht und druckvoller Stimme schwor er die 662 Delegierten | |
| auf den notwendigen Neuanfang der Partei ein. „Die Mission ist klar“, rief | |
| er in den Saal, wo – anders als bei anderen Redebeiträgen an diesem Samstag | |
| – die unruhigen Delegierten endlich einmal zuhörten. „Wir kämpfen dafür, | |
| dass die, die Vertrauen in die soziale Marktwirtschaft haben, 2017 wieder | |
| eine liberale Stimme im Parlament haben.“ Den Mitgliedern versprach er, der | |
| FDP „den Respekt zurückerarbeiten, den diese Partei verdient“. | |
| „Wir müssen wieder sagen“, polterte er, „wofür wir stehen, woran wir | |
| festhalten und was wir wollen.“ Die FDP sei die Partei der sozialen | |
| Markwirtschaft, der Bürgerrechte und der Leistungsgerechtigkeit. „Für uns | |
| ist jeder einzelne Mensch systemrelevant, aber niemals eine einzelne Bank.“ | |
| Und schließlich: „Würden wir einen Zentimeter in Richtung der Eurohasser | |
| gehen, wir würden unsere Seele verlieren.“ | |
| ## Europapolitische Entscheidung | |
| Gerade dieser Satz wurde mit viel Applaus bedacht. Denn nicht nur, dass | |
| sich die FDP eine neue Führung geben wollte – in Berlin ging es auch um den | |
| europapolitischen Kurs. Nach dem 4,7-Prozent-Erfolg der AfD bei der | |
| Bundestagswahl hatte es heftige Debatten darum gegeben, ob man sich nicht | |
| ebenfalls europakritischer positionieren sollte. Das Gesicht zum | |
| Euro-kritischen Flügel war der ehemalige Bundestagsabgeordnete Frank | |
| Schäffler aus Nordrhein-Westfalen. Er kandidierte – erfolglos – für | |
| Lindners Parteivize. | |
| Schäfflers Scheitern ist ein nicht nur ein Hinweis darauf, wie sich die FDP | |
| künftig europapolitisch zu positionieren gedenkt. Es ist auch der Beweis, | |
| dass die Basis bereit ist, dem neuen Vorsitzenden auch in Personalfragen zu | |
| folgen gewillt ist. Die Delegierten wählten nicht nur Christian Lindners | |
| Wunsch-Vize Marie-Agnes Strack-Zimmermann, sondern auch Schleswig-Holsteins | |
| Fraktionschef Wolfgang Kubicki. | |
| Kubicki, bekannt für seine Finten und Sottisen, nutzte von seinen zwanzig | |
| Minuten Bewerbungsredezeit lediglich zehn, während derer er auch gleich | |
| noch einen Reporter der ZDF-Satiresendung „heute show“ auf die Bühne holte. | |
| Inhalte oder Ziele schienen bei dieser Personalie nicht gar so wichtig. Als | |
| Kubicki mit sensationellen 89,9 Prozent zu Lindners Vize gewählt ist, geht | |
| er gar nicht erst nach vorn, um die Wahl anzunehmen. Aus den Tiefen des | |
| Saales brüllt er ein erfreutes „Ja!“ Richtung Präsidium. | |
| 7 Dec 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Anja Maier | |
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