Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Streit um islamische Theologie eskaliert: Wem gehört der Islam in …
> Die großen Islam-Verbände fordern die Abberufung von Mouhanad Khorchide,
> der in Münster islamische Theologie lehrt. Die Universität ist in einer
> Zwickmühle.
Bild: Präsidialer Besuch im November: Mouhanad Khorchide (r.) erklärt Joachim…
BERLIN taz | Am Dienstag preschte der Ditib-Verband vor. Auf seiner
Internet-Seite veröffentlichte der größte der deutschen Islam-Verbände, der
eng mit der Religionsbehörde in der Türkei verbunden ist, eine
Stellungnahme. Darin kommt er zu dem Schluss, der in Münster lehrende
Religionspädagoge Mouhanad Khorchide sei als Professor für islamische
Theologie „nicht tragbar“, seine Ansichten seien „zweifelhaft“.
Ditib fordert deshalb „die einschlägigen Stellen“ dazu auf, „entsprechen…
Schritte einzuleiten“. Das richtet sich an die Leitung der Universität
Münster, die laut Grundgesetz gehalten ist, in Abstimmung mit den
Religionsgemeinschaften über die Besetzung theologischer Lehrstühle zu
befinden.
Der 42-jährige, im Libanon geborene Mouhanad Khorchide leitet einen der
insgesamt vier Zentren für islamische Theologie, die in den letzten Jahren
mit Hilfe der Bundesregierung an verschiedenen Standorten bundesweit
entstanden sind. Vor drei Jahren haben die großen Islam-Verbände, die sich
im „Koordinationsrat der Muslime“ zusammen geschlossen haben, noch seiner
Berufung zugestimmt, [1][doch jetzt wollen sie ihn wieder loswerden.]
Denn in seinen Büchern, die er in diesem Jahr veröffentlicht hat, weicht
Khorchide in einigen entscheidenden Punkten von den Vorstellungen der
Verbände ab, und in seinen Interviews griff er sie sogar direkt an. Schon
vor Wochen hatten die Verbände deshalb ein theologisches Gutachten
angekündigt, in dem sie Khorchides Thesen zum Islam auseinander pflücken
wollten.
## Gott auf einen Aspekt reduziert
Auszüge aus dem 100-seitigen Papier zirkulieren bereits seit Wochen. Seine
Autoren werfen Khorchide vor, er würde methodisch willkürlich vorgehen und
den Koran allzu frei ins Deutsche übersetzen. Insbesondere stört es sie,
dass er Gott auf einen einzigen Aspekt reduziere, nämlich auf seine
Barmherzigkeit. Auch werfen sie ihm vor, er erwecke den Eindruck, es genüge
schon ein tugendhaftes Verhalten, um ein guter Muslim zu sein, während es
auf den rechten Glauben gar nicht mehr ankomme.
„Es gab zu viele Gerüchte und Diskussionen, wir wollten unsere Position
deutlich machen“, erklärte der Sprecher des Koordinationsrats der Muslime
und Ditib-Mitglied Bekir Alboga, warum sein Verband jetzt, vor allen
anderen, einen Teil des Gutachtens veröffentlicht hat. Alboga wirft
Khorchide vor, seine Zusagen nicht eingehalten zu haben: „Er hat eine
Erklärung unterschrieben, im Einklang mit den islamischen
Glaubensgrundsätzen und den im Koordinationsrat vertretenen islamischen
Religionsgemeinschaften zu lehren“, sagte er am Mittwoch der taz. „Nach der
Unterschrift hat er seinerseits die versprochene Zusammenarbeit mit uns
leider sehr vernachlässigt. Auch dadurch ging das Vertrauen in ihn
verloren.“ Was ihn besonders erzürnt ist, dass in Münster zuletzt
befristete Stellen ausgeschrieben und Hochschullehrer ernannt wurden, ohne
dass die Verbände vorher konsultiert wurden.
„Wir haben die Erklärung von Ditib zur Kenntnis genommen“, sagte ein
Sprecher der Uni Münster am Mittwoch zur taz. Aber: „Die
Universitätsleitung kann nicht einfach jemanden abberufen. Es gilt die
Freiheit von Lehre und Forschung“, stellt er klar: „Das einzige Gremium,
dass sich dieser Frage stellen könnte, wenn er es denn will, ist der
Beirat, sobald er sich konstituiert hat“.
Dieser wissenschaftliche Beirat, der die Anbindung der Islam-Verbände an
die Universität garantieren soll, hat aber noch nie getagt. Eben erst haben
sich Universität und Verbände darüber verständigt, wie die Plätze besetzt
werden sollen, die bisher vakant waren, und angekündigt, der Beirat werde
im Januar 2014 das erste Mal zusammen treten. Damit wird der Konflikt ins
nächste Jahr getragen.
„Der Beirat wird sich nicht über das Votum der Verbände hinweg setzen
können“, glaubt Engin Karahan, der Vize-Generalsekretär der islamischen
Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG). „Khorchide muss einen anderen Lehrstuhl
übernehmen – außerhalb der islamischen Theologie. Dort kann er dann lehren,
was er will“.
19 Dec 2013
## LINKS
[1] http://koordinationsrat.de/detail1.php?id=138&lang=de
## AUTOREN
Daniel Bax
## TAGS
Islamische Theologie
Islamische Theologie
## ARTIKEL ZUM THEMA
Münsteraner Islam-Theologe: Der Sendungsbewusste
Mouhanad Khorchide propagiert einen barmherzigen Islam, will Mut machen und
Angst nehmen. Doch jetzt hat er Ärger mit Islam-Verbänden und Salafisten.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.