# taz.de -- 25 Jahre „logo!“: Wieso? Weshalb? Darum! | |
> „logo!“ ist seit 25 Jahren die einzige Nachrichtensendung für Kinder. Sie | |
> bringt dem Nachwuchs auch schwierige Themen wie Amokläufe bei. | |
Bild: Dafür? Dagegen? Mit einfachen Darstellungen erklärt „Logo!“ die Wel… | |
Mag man etwas Schlechtes über ein Format sagen, das Eltern die vertrackte | |
Aufgabe abnimmt, dem nervenden Nachwuchs in knapp zwei Minuten die | |
Grundzüge des Konflikts in Syrien zu erklären? Wenn die Sendung das | |
anschaulich schafft, mit bunter Computergrafik statt Gräuelbildern? Oder | |
wenn sie erklärt,warum in Lettland nicht alle glücklich sind über die | |
Einführung des Euro zum 1. Januar? Rhetorische Frage, klar. Dank | |
verpflichtet. | |
„logo!“, die einzige Kindernachrichtensendung im deutschen Fernsehen, wird | |
am Donnerstag 25 Jahre alt. Seit dem 9. Januar 1989 platziert das | |
ZDF-Format, zunächst im Kinderprogramm ZDFtivi, inzwischen im gemeinsamen | |
öffentlich-rechtlichen Kinderkanal KiKa, täglich unbeirrt | |
schwerverdauliches Nachrichtengeschäft zwischen „Sandmann“ und netten | |
Animationsserien. | |
Auf „logo!“ können sich alle einigen: Mehr öffentlich-rechtliches | |
Förderfernsehen für den Nachwuchs im fortgeschrittenen Grundschulalter geht | |
kaum. Und das Erstaunlichste: Der Nachwuchs schaut sogar zu. Von rund acht | |
Prozent Marktanteil im Jahr 2006 habe man sich in den vergangenen beiden | |
Jahren auf durchschnittlich 20 Prozent in der Zielgruppe der 3- bis | |
13-Jährigen steigern können, sagt Redaktionsleiter Markus Mörchen. „Das ist | |
in dem Bereich, den auch fiktionale Serien bei uns erzielen.“ | |
Produziert wird das knapp zehnminütige, klassische Journalformat – drei | |
Nachrichtenblöcke aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport, | |
Reportageelemente, das Wetter – in demselben Studio wie auch die | |
„heute“-Nachrichten. | |
## „Welche Fragen würde ein Kind jetzt dazu haben?“ | |
Bliebe bei all der Jubiläumstrunkenheit schließlich die Frage: Warum ist | |
man eigentlich nach einem Vierteljahrhundert Lob, Ehr und Preis (darunter | |
der Deutsche Fernsehpreis 2010 in der Kategorie Information) immer noch | |
alleine auf dem Kindernachrichtenmarkt, der mangels Wettbewerber gar keiner | |
ist? Anders gefragt: Brauchen Kinder tatsächlich ihr eigenes „heute | |
journal“? | |
Ja, sagt Mörchen. „Auch Kinder wollen Antworten, auf das, was in der Welt | |
passiert, was sie über die Medien der Erwachsenen aufschnappen.“ Man müsse | |
sie ihnen eben nur altersgerecht vermitteln. Bei jedem Thema überlege man, | |
„welche Fragen würde ein Kind jetzt dazu haben?“ | |
Die Themen aus Kinderperspektive erzählen: Als am 1. Januar die | |
Freizügigkeit für Rumänen und Bulgaren in Kraft trat, habe man etwa ein | |
Reporterteam nach Rumänien geschickt und ein Geschwisterpaar besucht, deren | |
Eltern zum Arbeiten nach Deutschland gegangen sind. | |
## Den Schrecken versachlichen | |
„Wir zeigen bei weitem nicht alle Bilder“, sagt Mörchen. „Wenn es um die | |
Bombenanschläge in Syrien geht, arbeiten wir mit Computergrafik und | |
-animation, wo die Erwachsenenmedien Fotos zeigen.“ Eine seltene Tugend im | |
Mediengeschäft: Wo die Nachrichten für die Großen emotionalisieren, | |
versucht „logo!“ den Schrecken zu versachlichen. | |
Carsten Göttel, Programmdirektor bei Super RTL, findet, Kinder könnten auch | |
ganz gut ohne nähere Erläuterungen zum Syrienkonflikt leben. Der Kölner | |
Sender, jeweils zur Hälfte im Besitz von Disney und der Mediengruppe RTL | |
Deutschland, erreicht mit eingekauften US-Cartoonserien („Bob der | |
Baumeister“) und einigen wenigen Eigenproduktionen (das Wissensmagazin | |
„Woozle Goozle“, das Geschichtsformat „Vollgas zurück“) rund 23 Prozent | |
Marktanteil bei den 3- bis 13-Jährigen – und liegt damit noch vor dem KiKa | |
(rund 21 Prozent). | |
„Es geht im Kinderfernsehen ja auch nicht nur um Wissens- sondern auch um | |
Wertevermittlung“, meint Göttel, „das geht also auch über ein klassisches | |
Nachrichtenformat hinaus“. Geschichten über Freundschaft, Mut, Zivilcourage | |
also: Dafür hat der Kika allerdings auch einige pädagogisch korrekte Serien | |
im Programm. Bei Super RTL gibt es etwa den mutigen Clownfisch Pi aus der | |
Animationsserie „Happy Fish 2“, der seine Freunde vor dem bösen Hai | |
beschützt. | |
## Kinder vor der Realität behüten? | |
„logo!“, findet Göttel, gehe ihm manchmal sogar einen Schritt zu weit. | |
„Manche Themen haben ja auch eine ganz schöne Vehemenz – da frage ich mich, | |
ob Kinder damit schon unbedingt konfrontiert werden sollten.“ | |
Sollten sie unbedingt, sagt Mörchen. „Es ist doch Quatsch, Kinder da vor | |
der Realität behüten zu wollen, das geht doch auch gar nicht.“ Der Amoklauf | |
in Winnenden 2009 etwa, auf dem Schulhof hätten sich da alle auf ihren | |
Handys die Nachrichtenvideos angeschaut. „Und am selben Tag erreichten uns | |
über eintausend Mails von Kindern, die Fragen und Sorgen hatten.“ | |
Man habe spontan mehrere Sondersendungen gemacht. Je mehr man wisse, desto | |
mehr emotionale Sicherheit habe man. „Das gilt auch für Kinder.“ | |
9 Jan 2014 | |
## AUTOREN | |
Anna Klöpper | |
## TAGS | |
Kika | |
Fluchtursachen | |
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