# taz.de -- Tempelhof: Nicht jede Unterschrift zählt | |
> Das Ergebnis des Volksbegehrens liegt am Dienstag vor – doch über die | |
> Auszählung wird gestritten. | |
Bild: Was kommt: Freies Feld oder Pläne? | |
Trotz der Debatte um möglicherweise ungültige Unterschriften für das | |
Tempelhofer Feld will die Landesabstimmungsleiterin nicht neu auszählen | |
lassen. „Dafür müsste erst mal jemand klagen“, sagte am Montag eine | |
Mitarbeiterin ihrer Behörde. Das sei bislang nicht der Fall. Wie geplant | |
soll daher am heutigen Dienstagvormittag die Zahl der gültigen | |
Unterschriften bekannt gegeben werden. | |
Die Initiative „100 Prozent Tempelhofer Feld“, die jegliche Bebauung des | |
ehemaligen Flugfeldes verhindern will, hatte 233.000 Stimmen abgegeben. | |
Damit es zu einem Volksentscheid kommt, müssen davon mindestens 174.000 | |
gültig sein. Vergangene Woche war bekannt geworden, dass Bezirksämter | |
Unterschriften auch dann durchwinkten, wenn beispielsweise das Geburtsdatum | |
fehlte. Einige Stadträte bezweifelten daraufhin die Echtheit der Stimmen. | |
Im Berliner Abstimmungsgesetz ist eigentlich klar geregelt, welche Angaben | |
für eine gültige Unterschrift vorliegen müssen: Das sind neben dem Vor- und | |
Zunamen auch der Geburtstag, die Anschrift und der Tag, an dem | |
unterschrieben wurde. Allerdings steht dort auch: „Bei unvollständigen | |
Eintragungen, die die unterzeichnende Person nicht zweifelsfrei erkennen | |
lassen, gilt die Unterschrift als ungültig.“ | |
Hier setzt die Landesabstimmungsleiterin an. Im Umkehrschluss heiße das: | |
Eine Unterschrift sei als gültig anzuerkennen, wenn jemand trotz einer | |
fehlenden Angabe zweifelsfrei zu identifizieren sei, erklärt ihre | |
Mitarbeiterin. Deshalb habe man die Bezirksämter angewiesen, „wohlwollend“ | |
zu prüfen. | |
Dieses Vorgehen sorgte beim Senat für Irritationen. „Es kann nicht sein, | |
dass bei der Kontrolle der Unterschriften unterschiedliche Verfahren | |
angewendet werden“, sagte der Regierende Bürgermeister, Klaus Wowereit | |
(SPD), am Freitag. Der Landessprecher von Mehr Demokratie, Oliver Wiedmann, | |
sagte am Montag: „Aus unserer Sicht braucht es schon das Geburtsdatum, weil | |
man sonst einfach das Telefonbuch abschreiben kann.“ | |
Die Initiatoren des Volksbegehrens juckt die Debatte wenig. „Wir haben die | |
Unterschriften mit fehlenden Angaben sowieso nicht in die 233.000 | |
eingerechnet“, erklärte ein Sprecher. Sollte es doch zu einer Neuauszählung | |
kommen, hätte die Initiative ein anderes Problem: Das Verfahren würde sich | |
verzögern. Ein Entscheid zur Europawahl am 25. Mai wäre dann nicht zu | |
schaffen, heißt es von der Landesabstimmungsleiterin. | |
27 Jan 2014 | |
## AUTOREN | |
Antje Lang-Lendorff | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Volksentscheid Tempelhofer Feld | |
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