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# taz.de -- Fans von Union Berlin: Von wegen sportliche Rivalität
> Die Krawalle beim Freundschaftsspiel Djurgården gegen Union Berlin werden
> in den Fanforen eher abgelehnt. Ein Fanforscher hofft auf
> Selbstreinigung.
Bild: Foulspiel: Polizist gegen Union-Anhänger.
BERLIN taz | Es sollte doch ein Highlight werden. Aber das Testspiel
zwischen dem mehrfachen schwedischen Fußballmeister Djurgården IF
(Stockholm) und Union Berlin endete am Samstag mit einem Spielabbruch –
wegen eines Platzsturms der Unionfans. Anhänger der beiden Teams bewarfen
sich auf dem Rasen mit Böllern und Raketen.
Insgesamt wurden dabei offiziell eindeutscher Fan und zwölf Polizisten
verletzt. Einer von ihnen bekam eine Flasche ins Gesicht. Laut der
schwedischen Zeitung Dagens Nyheter bekämpften sich hundert Anhänger danach
noch in der Stockholmer Innenstadt. Unions Verantwortliche kamen am Montag
zusammen, um die Geschehnisse aufzuarbeiten. Pressesprecher Christian
Arbeit sagte im Anschluss: „Es geht jetzt darum, einzelne Straftäter mit
Hilfe der schwedischen Polizei zu ermitteln und sie zu bestrafen.“
Mit sportlicher Rivalität haben die Ereignisse nichts zu tun, es geht um
Fanfeindschaften und um provozierendes Verhalten. So sind Union-Fans
bereits vor dem Spiel vermummt durch die Straßen gezogen, später an Ordnern
vorbei ins Stadion gestürmt. Die Djurgården-Anhänger provozierten deutlich:
mit einem „BFC Dynamo Berlin“-Banner in ihrer Fankurve. Sie sollen Kontakte
ins Fanlager des Union-Erzfeindes pflegen.
Kann ein Banner diesen Exzess verursachen? „Es war der Auslöser. Und wenn
dann erst mal fünf, sechs losrennen, setzt eine Dynamik ein“, sagt Arbeit.
Die andauernde Kritik der Union-Verantwortlichen am harten Umgang gegenüber
Fans seitens der Polizei werde dadurch nicht beschädigt: „Diese
Vorkommnisse sind so oder so ein Riesenmist. Ich würde das nicht
zusammenbringen“, sagt Arbeit. „Auch in Stockholm gab es kein kollektives
Agieren von Fangruppen, es waren einzelne aus verschiedenen Gruppen auf
beiden Seiten.“
Die Testspiele, so Fanforscher Jonas Gabler, nutzten die Fans als
„Plattform für Fußball-Randale“. Der Mitarbeiter einer Kompetenzgruppe
Fankulturen an der Universität Hannover erklärt die besonderen
Voraussetzungen dieser Freundschaftsspiele: „Es sind etwa keine Strafen
seitens der Verbände zu erwarten, und Stadionverbotler kommen bei einem
solchen Spiel – gerade im Ausland – auch hinein.“ Dazu kommt, dass die
Behörden das Stadion bei Freundschaftsspielen weniger sichern. Polizei und
Ordner in Stockholm waren von der Randale überrascht.
Gabler sagt weiter: „Union ist gut beraten, zu einem Gespräch mit
Beteiligten aller Fangruppen einzuladen.“ Er hofft auf
Selbstreinigungsprozesse. Die brauche es auch unter den Fans: „Nach außen
tut sich die Fanszene schwer mit der Verurteilung anderer Fangruppen, nach
innen gibt es hoffentlich einen Diskussionsanstoß.“ In den Unioner Fanforen
wird die Randale überwiegend abgelehnt: „Wenn das die Art war, wie wir den
Unionspirit nach Europa tragen wollen, dann Gute Nacht“, kommentiert einer
im Unionforum. Einige hingegen verteidigen den Krawall aufgrund der zu
klaren Provokation seitens der Djurgården-Fans.
Laut Gabler gebe es einen nicht unbeträchtlichen Teil in der Fanszene, der
ohnehin bald „englische Verhältnisse“, also nur noch Sitzplätze in den
Stadien und wenig Stimmung, fürchtet. Dieser Teil sage sich: „Nun lassen
wir noch ein paar Jahre die Sau raus.“ Die Folge von Ereignissen wie in
Stockholm könne es sein, dass Repressalien seitens des Staats und der
Polizei gegenüber allen Fans unterschiedslos legitimiert würden.
27 Jan 2014
## AUTOREN
Jens Uthoff
## TAGS
Union Berlin
Fanszene
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