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# taz.de -- Lagerfeld-Schau im Folkwang-Museum: Bühne für die Selbstvermarktu…
> Die Essener Institution hat Aufmerksamkeit nötig, und eine
> Lagerfeld-Ausstellung kommt da gerade recht. Doch das Folkwang gerät zum
> bloßen Showroom.
Bild: Ein White Cube für den Diätcola-Trinker Karl: Eingangsbereich des Folkw…
Glanzvolle Tage erlebte das Essener Museum Folkwang seit seiner
Neueröffnung im Kulturhauptstadtjahr nicht allzu viele. Heute Abend hat
sich immerhin Karl Lagerfeld zur Eröffnung einer Ausstellung angekündigt,
die einen Blick auf sein vielfältiges Schaffen als Kreativdirektor von
Häusern wie Chanel und Fendi, als Fotograf und Sammler gewährt. Vielleicht
vermag der glamouröse Weltstar die trübe Stimmung im Chipperfield-Bau ein
wenig zu heben.
In der vergangenen Woche geriet das Museum in die Schlagzeilen, nachdem es
eine Schau mit Polaroids des französischen Künstlers Balthus abgesagt
hatte. Dabei machte das Haus nicht etwa einen Rückzieher, weil die Fotos
ein Kind in lasziven Posen zeigen, sondern aus Angst vor einer
gerichtlichen Schließung. Die wollte Direktor Tobia Bezzola unbedingt
vermeiden. Denn mangelnde Besucher zählen neben der chronischen
Unterfinanzierung zu den großen Problemen des Hauses.
Als der Steidl Verlag dem Museum eine Ausstellung über Lagerfeld anbot,
griff Tobia Bezzola zu. Der zugkräftige Name verspricht viel
Aufmerksamkeit, und er könnte ein neues Publikum ansprechen. Warum auch
nicht? Dazu ist man mit den Buchmachern aus Göttingen seit Längerem
geschäftlich verbandelt. In der Edition Folkwang erscheinen fast alle
Kataloge des Hauses. Bei Steidl führt Karl Lagerfeld ebenfalls zwei
Imprints.
## Lediglich ein Mitarbeiter als Projektleiter
Man kennt sich also bestens. In Absprache mit dem Modemacher holte Verleger
Gerhard Steidl als zweiten Kurator Eric Pfrunder ins Boot, den Bildchef des
Modehauses Chanel. So lässt sich ein durch öffentliche Gelder finanziertes
Haus das Steuer aus der Hand nehmen.
Vom Museum Folkwang wurde lediglich ein Mitarbeiter als Projektleiter
abgestellt. Ihm obliegen die Koordination und Organisation der Ausstellung
vor Ort. Über den Inhalt bestimmt indes das Trio. Sie sind es, die den
Zugang zu den Exponaten haben. Und sie sind es, die aus langjähriger
Erfahrung wissen, wie die Modeikone Lagerfeld im besten Licht zu
inszenieren ist.
Aber ein städtisches Kunstmuseum ist keine Bühne für die Selbstvermarktung
von Privatfirmen. Auch dann nicht, wenn die Unternehmen Kulturgüter
produzieren und sich finanziell beteiligen. Solange kommerzielle
Eigeninteressen im Spiel sind, ist ein selbstkritischer und distanzierter
Blick nicht möglich. Die wissenschaftliche Aufbereitung ist Aufgabe eines
Museums. Derweil gerät das Folkwang zum zweifachen Showroom. Denn in der
Ausstellung ist ein Shop eingerichtet, in dem Publikationen von Lagerfeld
verkauft werden. Ganz wie in einem Firmenmuseum.
14 Feb 2014
## AUTOREN
Markus Weckesser
## TAGS
Amsterdam
Bambi
taz.gazete
Punk
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