# taz.de -- Stadtplanung in Findorff: Poker um Polizeihaus | |
> Ins „Polizeihaus“ ziehen kurzfristig minderjährige Flüchtlinge. Ob das | |
> Haus danach abgerissen wird, diskutiert am Freitag die | |
> Immobilienkommission. | |
Bild: Bald ziehen Flüchtlinge mit ein, langfristig droht der Abriss: das Poliz… | |
Das erste Mal seit Jahren tagt am Freitag wieder die Immobilienkommission. | |
Die nicht-öffentliche Runde aus Staatsräten und Bau-Deputierten soll | |
zwischen den Ressorts im besonderen Konfliktfall vermitteln. Den gibt es um | |
das Polizeihaus in Findorff: Seit 2007 steht die Hälfte des Gebäudes an der | |
Fürther Straße leer – seit die Polizeiwache verkleinert wurde. Immobilien | |
Bremen möchte das Gebäude im Herzen Findorffs möglichst gewinnbringend | |
verkaufen, Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) will auch zukünftig für die | |
örtliche Polizei-Station eine geringe Miete. Und der Stadtteil-Beirat | |
wünscht sich ein Projekt mit Sozialwohnungen und Versammlungsraum. Nicht zu | |
vergessen: die Sozialbehörde, die in der leer stehenden Hälfte der knapp | |
1.000 Quadratmeter übergangsweise zehn unbegleitete minderjährige | |
Flüchtlinge unterbringen möchte. Die, so ist es beschlossen, werden nun | |
kurzfristig einziehen. Die Polizei freue sich und möchte die Nachbarn | |
willkommen heißen, heißt es aus dem Innenressort. Doch die Flüchtlinge | |
sollen nicht für immer bleiben, Ziel ist weiterhin der Verkauf. | |
Für Immobilien Bremen stehen die Zeichen auf Abriss und Grundstücks-Verkauf | |
für einen anschließenden Neubau. Dabei ist das Gebäude in keinem schlechten | |
Zustand. Vor einigen Jahren erst soll in Millionenhöhe investiert worden | |
sein. „Der Sanierungsstau beläuft sich noch auf einen überschaubaren | |
Rahmen“, heißt es auch in einem Protokoll des Bauausschuss des | |
Stadtteilbeirates von Mitte Januar. Wenn das Gebäude jedoch im Bestand | |
bliebe, müssten „diverse Maßnahmen zum Gebäudeerhalt“, „nutzerspezifis… | |
und energetische Maßnahmen“ sowie „zur Barrierefreiheit“ getroffen werde… | |
Und für die fehle im Haushalt schlicht das Geld. | |
Das allerdings möchte der Grüne Baudeputierte Carsten Werner nun in der | |
Immobilienkommission zum Thema machen: „Ich sehe nicht, warum das Gebäude | |
überhaupt verkauft werden muss“, so Werner zur taz. Und wenn, dann ist für | |
ihn der Höchstpreis nicht das alleinige Verkaufskriterium, sondern auch | |
eine „Orientierung am Gemeinwohl“: Wohnraum für Familien, | |
generationsübergreifende Projekte oder sozialer Wohnungsbau, auf den sich | |
die Regierung im Bündnis für Wohnen festgelegt hat. | |
Im konkreten Fall ergeben sich daraus Interessens-Widersprüche nicht nur zu | |
Immobilien Bremen: Als Anforderung für einen Investor ist als Miete für die | |
Polizei ein Quadratmeterpreis von 5,60 Euro vorgegeben – noch mal 60 Cent | |
weniger, als der Quadratmeterpreis bei Sozialwohnungen in dieser Gegend. | |
Als Investor für das Vorhaben ist die Bremer Firma „Espabau“ im Gespräch, | |
realisieren ließe sich die günstige Polizei-Miete wohl aber nur durch | |
höhere Einnahmen auf dem Rest der Fläche: durch Arztpraxen- und | |
Geschäftsflächen. Und weniger durch Wohnungen. | |
Im Stadtteil wird um die Zukunft des Polizeihauses mit harten Bandagen | |
gekämpft: Von einer „gelenkten Ausschreibung“ ist die Rede. Davon, dass der | |
aus Findorff stammende Innensenator mit dem Investor „Espabau“ Räume für | |
den Bürgerverein Findorff ausgedealt habe, bei dem er selbst Mitglied sei. | |
Stimmt nicht, erklärte seine Sprecherin: „Herr Mäurer ist weder im Vorstand | |
noch Mitglied des Bürgervereins.“ | |
5 Mar 2014 | |
## AUTOREN | |
Jean-Philipp Baeck | |
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