# taz.de -- Gericht verhandelt Pleite von Partyfirma: Abiturienten die Fete ver… | |
> Die Firma "Easy Abi" organisierte Abibälle für Berliner Schulen. Doch | |
> kurz vor den Feiern war das Unternehmen pleite. Vier Männer sitzen | |
> deswegen auf der Anklagebank. | |
Bild: Da blieb ihnen nichts anderes mehr übrig als Geld sammeln zu gehen: Berl… | |
Tausende Berliner Schüler hatten sich nach bestandenem Abitur im Frühjahr | |
2011 auf die Party danach gefreut. Wie viele Jahrgänge vor ihnen sollte das | |
auf einem Abiball passieren, den ihnen die Firma „Easy Abi“ organisieren | |
wollte. Die Ballkleidung war gekauft, die Limousinen, mit denen die Gäste | |
vorfahren wollten, bereits gebucht. Dann wurden die Feierwilligen von der | |
Nachricht überrascht, dass „Easy Abi“ Pleite sei - ohne zuvor Miete und | |
Catering für die Veranstaltungen bezahlt zu haben. | |
Drei Jahre später befasst sich nun das Berliner Landgericht mit dem | |
Desaster, das zum Stadtgespräch geworden war. Laut Ermittlungen der | |
Staatsanwaltschaft befand sich die „Easy Abi GmbH“ bis zum 3. Mai 2011 im | |
Besitz von Daniel H. (30) und Marcel L. (36). Zum Preis von 400.000 Euro | |
verkauften sie die Firma an Karl-Heinz R. (58), wobei 360.000 Euro sofort | |
fällig wurden. Ein entsprechender Vertrag wurde bei einem Notar aufgesetzt. | |
Dann überreichte der neue Besitzer eine so genannte „Money Pay Order“ über | |
eine knappe Million US-Dollar und schickte seinen neuen Geschäftsführer, | |
den 67-jährigen Rainer S. zur Bank, um die Order einzulösen. Dort entlarvte | |
man das Papier jedoch als „wertlose Totalfälschung“. Anstatt misstrauisch | |
zu werden, entschloss sich Rainer S. jedoch, die Forderung vom „Easy | |
Abi“-Konto zu begleichen. | |
Nach dieser Transaktion verfügte die GmbH nur noch über rund 22.000 Euro, | |
sie war faktisch zahlungsunfähig. Dennoch stellte Firmeninhaber Karl-Heinz | |
R. keinen Insolvenzantrag. Dies geschah erst ein Jahr später auf Betreiben | |
verschiedener Gläubiger. | |
Doch welches Spiel wurde hier gespielt? Machten die alten und der neue | |
Firmeninhaber gemeinsame Sache, indem sie der „Easy Abi GmbH“ das Geld | |
entzogen? Oder war die „Easy Abi“ nur eines von vielen Projekten, die | |
Karl-Heinz R. angedacht, konzipiert und dann doch nicht realisiert hatte – | |
so stellte es jedenfalls sein ehemaliger Geschäftsführer Rainer S. am | |
Mittwoch vor Gericht dar. | |
Nach seinen Angaben habe er mit Karl-Heinz R. schon im Jahre 2006 über ein | |
gemeinsames Immobilienprojekt gesprochen, das sich dann zerschlagen habe. | |
Zwei Jahre später habe Karl Heinz. R. eine Bank kaufen wollen. „Auch das | |
hat nicht funktioniert“, so der Angeklagte S. Eine Beteiligung, die Rainer | |
S. dem vermeintlichen Investor Karl-Heinz R. an einem Bauprojekt | |
vermittelte, kam ebenfalls nicht zustande. | |
Kurz vor dem Kauf von „Easy Abi“ habe Karl-Heinz R. dann dem Verein | |
„Rehasport“ Geld für die Renovierung eines Hauses zugesagt, sogar ein | |
Vorvertrag sei darüber abgeschlossen worden. Mitte Mai 2011 habe Rainer S. | |
erfahren, dass auch in diesem Fall kein Geld von Karl-Heinz R. geflossen | |
sei und der „Rehasport“ Insolvenz anmelden musste. Hätte er diese | |
Information bereits am 3. Mai 2011 gehabt, so Rainer S., hätte er die Sache | |
mit der gefälschten Money Pay Order anders beurteilt. So aber habe er „R. | |
vertraut und geglaubt, er habe das große Geld.“ | |
Seine Mitangeklagten Marcel L. und Daniel H. müssen das ähnlich gesehen | |
haben. Daniel H. wollte auch unter dem neuen Inhaber weiter für „Easy Abi“ | |
arbeiten. Und Marcel L. erklärte, dass es ihm für die geschädigten Schüler | |
leid täte, er sich aber nicht schuldig fühle. | |
Karl-Heinz R., ein Blender und Betrüger, der eine Schar von Opfern | |
hinterlassen hat? Der gepflegte Mann mit dem akkurat getrimmtem, weißen | |
Schnauzer, will zu diesen Vorwürfen in den nächsten Verhandlungstagen | |
Stellung beziehen. | |
12 Mar 2014 | |
## AUTOREN | |
Uta Eisenhardt | |
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