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# taz.de -- Museen: „Jeder markiert so sein Feld“
> Klaus Sondergeld, Stiftungsrats-Chef der Weserburg, über Fusionspläne,
> unnötige Verkäufe und drohende Insolvenz.
Bild: Wirtschaftsförderer, Museumsmanager: Klaus Sondergeld
taz: Herr Sondergeld, verfolgt man die öffentliche Debatte in der Stadt,
scheint die Fusion der Weserburg mit der Kunsthalle schon so gut wie
beschlossen zu sein ...
Klaus Sondergeld: Nein, das ist sie nicht. Und eine Fusion steht eh nicht
zur Debatte. Wir arbeiten seit Ende November daran, drei Varianten zur
Zukunft des Museums Weserburg zu prüfen. Solange da keine Ergebnisse
vorliegen, kann man keine Entscheidung treffen. Bis dahin ist alles
Spekulation.
Warum kann Kunsthallen-Direktor Christoph Grunenberg sich dann schon
öffentlich als Chef eines gemeinsamen Museumbetriebs bewerben?
All diese Debatten finden im Raum eines großen Konjunktivs statt. So habe
ich ihn auch verstanden.
Aus dem Kunstverein, der die Kunsthalle trägt, kamen schon ähnliche
Ansagen.
Jeder markiert so sein Feld. Am Ende suchen wir eine vernünftige Lösung, um
zwei Ziele zu erreichen: Wir wollen unbedingt einen dafür gewidmeten Ort
für die Präsentation von Gegenwartskunst in Bremen erhalten. Und wir wollen
die Jobs jener erhalten, die nicht bis 2018 das rettende Ufer der Rente
erreichen.
Wie sehen die diskutierten Varianten für die Weserburg nun konkret aus?
Das Museum könnte sich verkleinern, aber zusammen mit der Gesellschaft für
Aktuelle Kunst (GAK) auf dem Teerhof bleiben. Beide hätten dann zusammen
einen Eingang und ein Foyer. Anders als früher ist jetzt auch das
Studienzentrum für Künstlerpublikationen in dieser Option mit drin. Ohne
die GAK und ohne das Studienzentrum zu planen, war eine Illusion.
Voraussetzung für diese Lösung ist, dass die Stadt mindestens 3,1 Millionen
Euro für die Sanierung des Gebäudes zahlt. Und: Dem Museum fehlen dann ab
2018 mindestens 250.000 Euro pro Jahr. Bis dahin können wir aus den
Bilderverkäufen den laufenden Betrieb mitfinanzieren.
Gibt es keine andere Perspektive auf dem Teerhof?
Doch. Eine Alternative wäre, dass alle das Vorhaben des Zentrums für
Künstlerpublikationen unterstützen, sich rechtlich zu verselbstständigen
und eine eigene Finanzierung zu bekommen – am besten vom Bund. Es hat ja
durchaus eine nationale Alleinstellung. Wenn die Kosten für das Zentrum
nicht mehr von der Weserburg getragen werden müssten, der Zuschuss des
Museums aber nicht gekürzt würde, wäre die Weserburg auf dem Teerhof
lebensfähig.
Und wie muss man sich eine Zukunft der Weserburg in den Wallanlagen
vorstellen?
Das wäre eine enge Kooperation mit der Kunsthalle mit einem Neubau in
unmittelbarer Nachbarschaft zum Wagenfeld-Haus. Die Frage ist: Wäre das
Museum dort betriebswirtschaftlich lebensfähiger? Wenn die Antwort Nein
ist, brauchen wir gar nicht weiter zu planen. Für den Neubau stünden nach
Stand der Dinge 8,5 Millionen Euro zur Verfügung: Sechs Millionen Euro
kommen aus dem Bilderverkauf, 2,5 Millionen Euro ist das Gebäude auf dem
Teerhof laut Gutachten wert. Das ist für einen Museumsbau sehr wenig Geld.
Das kann nur funktionieren, wenn man keine Werkstätten und kaum Büros bauen
muss. Die GAK und das Studienzentrum müssen in diesem Neubau aber mit
berücksichtigt werden. Das ist beinahe die Quadratur des Kreises. Aber wir
versuchen das.
Wie soll das funktionieren?
Die Frage beweist, dass alle Spekulationen darüber, wer wo Direktor wird,
völlig verfrüht sind.
In der Weserburg ist der Direktor schon eingespart und sein
Interims-Nachfolger geht 2017 in Rente. Ist das nicht schon der Anfang vom
Ende?
Nein. Ab Dezember, wenn wir über die Optionen tatsächlich entscheiden
können, werden wir uns auch über die Leitungsfragen verständigen müssen.
Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz (SPD) ist sehr für ein
Kooperationsmodell.
Das kann ja auch die Lösung sein.
Wann könnte der Neubau gegenüber der Kunsthalle stehen?
Vorher müsste es einen Architektenwettbewerb geben. Und dann sind ja 2015
auch noch Wahlen. Also vielleicht Ende 2017.
Was spricht gegen den Erhalt des Teerhofs als Kunststandort?
Wer dafür eintritt, muss wissen, dass die Stadt teuer sanieren und mehr
Förderung bezahlen müsste. Aber das ist leicht gesagt.
Es gibt also eine Lösung!
Ja, das ist aber zugleich die schwierigste: Die Stadt müsste dem Museum
Weserburg zusagen, dass es spätestens ab 2018 auskömmlich finanziert wird.
Das heißt: 2018 droht der Weserburg die Insolvenz?
Wenn wir auf dem Teerhof unser Geld verbauen, dann könnte das Szenario so
aussehen: Wir eröffnen 2017 neu und melden 2018 Insolvenz an. Oder wir
müssten Restvermögen verkaufen – aber einen Gerhard Richter haben wir nicht
mehr. Nur noch die Bestände des Zentrums für Künstlerpublikationen.
Ist die drohende Insolvenz ein Erpressungspotenzial?
Nein. Wir können nur die Fakten darlegen – die wir kennen, seit wir eine
kaufmännische Geschäftsführung haben. Wenn man die Kosten schon vor Jahren
so detailliert gekannt hätte, wären wohl keine Schulden aufgelaufen. Dann
hätte man auch nie Bilder verkaufen müssen.
Also ein Versagen des Ex-Direktors Carsten Ahrens, dessen Vertrag Sie
zuletzt noch einmal verlängert haben?
Wir haben vertraglich Stillschweigen über die Vergangenheit vereinbart.
16 May 2014
## AUTOREN
Jan Zier
Jan Zier
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Museen
Kunsthalle Bremen
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