# taz.de -- Kommentar "Schulloch": Geht auf die andere Seite! | |
> Ein runder Tisch wäre gut, an dem Eltern, Lehrer und Schulleiter über die | |
> Art von Schule reden, die der Stadtteil braucht. | |
Bild: Klappt es nicht mit der Wunschschule, kann der Weg lang werden. | |
Diese Initiative macht sich angreifbar. Man sollte nicht von einem | |
„Schulloch“ sprechen, wenn es vor Ort Stadtteilschulen gibt, die auch zum | |
Abitur führen und Kinder aus bildungsnahen Elternhäusern mit offenen Armen | |
aufnehmen. | |
Doch man darf den Eltern glauben, dass sie bei der Suche nach einer | |
geeigneten Schule für ihr Kind eine unwürdige Odyssee hinter sich gebracht | |
haben. Und es ist gut, dass sie versuchen, gemeinsam die Lage zu | |
verbessern. Die Tatsache, dass die Schulbehörde zwar für die schicke neue | |
Hafencity ab 2017 ein neues Gymnasium plant, nicht aber für den einstigen | |
Arbeiterstadtteil St. Pauli, lässt auf eine gewisse Ignoranz schließen. | |
Familien leben heute wieder gern in der Stadt, es werden in jedem freien | |
Winkel Wohnungen gebaut und diese auch bezogen. Ein Blick in den aktuellen | |
Schulentwicklungsplan bestätigt, was die Eltern sagen: dass es in | |
Altona-Altstadt, St. Pauli und der Neustadt mehr Grundschulklassen als | |
Klassen an weiterführenden Schulen gibt. Der Plan wurde nach dem Scheitern | |
der Primarschulreform mit der heißen Nadel gestrickt und gehört wohl | |
korrigiert. Anders als die gescheiterte grüne Reform ist das heutige System | |
nicht vom Kind her gedacht. Wer Schulplanung macht, muss auch an die Wege | |
denken, die zehn-, elfjährige Kinder in der Stadt zurücklegen sollen. | |
Im jetzigen System wird das Gymnasium für immer mehr Eltern zur | |
Regelschule. Und die Stadtteilschulen haben es schwer, wenn sie allein für | |
die Inklusion verantwortlich sind. Ein runder Tisch wäre gut, an dem | |
Eltern, Lehrer und Schulleiter über die Art von Schule reden, die der | |
Stadtteil braucht. Und über Möglichkeiten, wie Grundschulen und | |
Stadtteilschulen gut zusammenkommen können. Kinder wollen meist auf die | |
Schule, auf die auch ihre Freunde gehen. Der Wechsel könnte zum Beispiel in | |
Gruppen geschehen, wie es zwei Eimsbüttler Schulen schon verabreden. | |
Was neben unzumutbar langen Schulwegen droht, ist die viel zitierte soziale | |
Spaltung. Sie zu vermeiden ist eine Herausforderung, diese gerade in | |
lebendigen Vierteln wie diesen gelingen könnte. | |
6 Jun 2014 | |
## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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