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# taz.de -- Luxuswohnanlage mit Riesenlärmschutz: Kinderkrach? Nicht mit uns!
> Ein Neubau im noblen Westen Berlins schirmt sich mit einer fünf Meter
> hohen Lärmschutzwand von einem Jugendtreff ab. Das stößt auf Kritik.
Bild: Hier wird die Mauer aufgebaut: die Baustelle in Berlin-Dahlem.
BERLIN (taz) | Fünf Meter hohe Lärmschutzwände um Sportplätze eines
Jugendfreizeittreffs im Villenviertel Dahlem erhitzen die Gemüter in
Berlin. Die Betonriegel sollen die künftigen Bewohner einer neuen
Luxus-Wohnanlage schützen. Betroffen von den Maßnahmen ist auch das
Kinderhaus "Tom Sawyer" des Unionhilfswerks, dessen Zugang verengt wird.
Die Schallschutzwände haben der Diskussion darüber, wieweit Lärmschutz in
der Hauptstadt gehen darf, erneut Nahrung gegeben.
Das Deutsche Kinderhilfswerk sprach von einem Verstoß gegen die
UN-Kinderrechtskonvention, die einen Vorrang des Kindeswohls auch bei
Verwaltungsentscheidungen vorsehe. Der Baustadtrat des Berliner Bezirks
Steglitz-Zahlendorf, Norbert Schmidt (CDU), betonte hingegen am Donnerstag,
es sei darum gegangen, sowohl Wohnungsbau zuzulassen als auch eine
Skaterbahn für Jugendliche zu erhalten, die eigentlich zu laut sei.
Die Lärmschutzwände werden derzeit an der Marshallstraße und am
Tom-Sawyer-Weg hochgezogen. Sie liegen hintereinander und werden eine
Skaterbahn und einen Sportplatz zu großen Teilen einfassen. Später sollen
sie begrünt und mit Kletterelementen ausgestattet werden. Auf der anderen
Seite der Marshallstraße liegt das Neubaugebiet, auf dem die Firma Stofanel
Investment eine Wohnanlage für Wohlhabende errichtet.
Stofanel machte in einer Stellungnahme geltend, dass die Schallschutzwände
der Vorbeugung vor möglichen Lärmklagen betroffener Nachbarn dienten. Ohne
die von der Firma bezahlten Wände hätte es vom Bezirksamt keine
Baugenehmigung gegeben. Der Bundesgeschäftsführer des Kinderhilfswerks,
Holger Hofmann, erklärte, "es ist ein Skandal, dass das Wohl von Investoren
und Bewohnern von Luxuswohnungen über den Interessen von Kindern und
Jugendlichen steht." Schmidt wies diese Kritik als absurd zurück.
Die Leiterin des Kinderhauses, Anne Pallada, berichtete, dass die
meterhohen Wände in der Nachbarschaft Empörung ausgelöst hätten. "Die
Skaterbahn ist laut, aber es gibt sie seit etwa zehn Jahren, noch nie hat
es Beschwerden von Anwohnern gegeben", sagte Pallada. "Die
Verhältnismäßigkeit der Anlage erschließt sich mir nicht. Können Sie sich
das Bild vorstellen, wenn ein Sechsjähriger vor einer fünf Meter hohen Wand
spielt?"
Baustadtrat Schmidt sieht die Sachlage anders. Das Areal, auf dem jetzt die
Neubauten entstehen, sei planungsrechtlich schon lange ein Wohngebiet, aber
nur nicht bebaut worden. "Die Skaterbahn wäre nie genehmigt worden, wenn es
gegenüber schon Wohnungen gegeben hätte" sagte der CDU-Politiker.
"Messungen haben Lärmwerte ergeben, die wir als Behörde nicht zulassen
dürfen - sie sind zu hoch für Wohngebiete. Der Bezirk will die Bahn aber
erhalten, deshalb die Schutzwand."
12 Jun 2014
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Bauprojekt
Neubau
Berlin
Lärmschutz
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