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# taz.de -- Streit bei der Linkspartei: Herr Dehm schreibt ein Gedicht
> Der singende Abgeordnete Diether Dehm wird für seinen Auftritt bei der
> Berliner Montagsdemo kritisiert – und reimt darauf was zusammen.
Bild: Der Abgeordnete Dr. Diether Dehm, hier beim Bundesparteitag der Linken An…
BERLIN taz | „Der Künstler muss ja genau dahin, wo ihm etwas problematisch
erscheint“, sagt Diether Dehm. Dehm, Abgeordneter der Linken, begreift sich
als Künstler. Er hat Songs wie „Das weiche Wasser bricht den Stein“ und
„Was wollen wir trinken“ verfasst. Deshalb zog es den 64-Jährigen kürzlich
genau dorthin: zum Problematischen.
Am Pfingstmontag war er bei der heftig umstrittenen Friedensmahnwache vor
dem Brandenburger Tor in Berlin aufgetreten und hatte den ZuhörerInnen vier
Lieder zu Gehör gebracht. Der taz gegenüber berichtet Dehm von „spontanem
und großem Beifall“ für seine Angriffe auf Antisemitismus, als er Brechts
„Ballade von der Judenhure Marie Sanders“ anmoderierte. Bei der Demo habe
er „Antisemiten weder gehört noch gesehen“.
Dehms Formulierung ist wohl gewählt. Ende Mai hatte sich der Bundesvorstand
der Linkspartei per Beschluss von „Rechtspopulisten, Nationalisten,
Verschwörungstheoretikern und Antisemiten“ bei den Montagsdemos
distanziert. Mit seinem Auftritt setzte sich der Parlamentarier Dehm
darüber hinweg. Berlins Linken-Landeschef Klaus Lederer, der den Beschluss
des Parteivorstandes mit initiiert hatte, erklärte daraufhin, sein
Landesvorstand bedauere die „Ignoranz eines insoweit völlig klaren
Parteivorstandsbeschlusses“. Man werde Dehms Verhalten im Bundesvorstand
zur Sprache bringen.
Diether Dehm kofferte zurück. Auf Lederer bezogen, schrieb er auf seiner
[1][Website]: „DER Parteivorstand muss noch geboren werden, […] der mich
als Sänger stillstellen bzw. mir die Orte der Kunstausübung verbieten
möchte.“ Es folgte ein selbst verfasstes Gedicht mit dem sprechenden Titel
„Chagrin-Lederer“, in dem es recht bemüht um aufrechte und petzende Linke
geht.
Kostprobe: „Niemand wagt mehr: ,es lebe die Marktwirtschaft!‘ / aber: ,Der
Sozialismus ist Mist!‘ / kein Lob, wenn die NATO Menschen hinrafft, / wer’s
kritisiert, aber, ist ,ein Sexist‘.“
## Lustig, aber tragisch
Lederer bezeichnet Dehms Dichtung gegenüber der taz als „lustig mit
tragischem Einschlag“. Die Linke-Strategie sei klar: keinen Fußbreit den
Antisemiten und Verschwörungstheoretikern. Dafür brauche es jedoch eine
ernsthafte Debatte.
Aus der Parteizentrale möchte man den Schlagabtausch der beiden Genossen
nicht kommentieren. Diether Dehm habe derzeit keine Funktion in der Partei,
heißt es aus dem Liebknecht-Haus.
Und Dehm selbst? Kündigt an: „Sollte die Parteiführung noch einen
verbotsähnlichen Beschluss fassen, werde ich auf jeden Fall erneut bei der
Mahnwache auftreten.“
Nach dem Gespräch mit der taz hat Diether Dehm schließlich das Gedicht auf
seiner Website umgeparkt - von der Startseite in den Ordner Kultur.
[2][Dort] steht es nun mit leicht verändertem Text und deutlich
verbesserter Orthographie und Grammatik.
17 Jun 2014
## LINKS
[1] http://www.diether-dehm.de/
[2] http://www.diether-dehm.de/index.php/kunstkultur/901-chagrin-leder
## AUTOREN
Anja Maier
## TAGS
Die Linke
Montagsdemos
Diether Dehm
Schwerpunkt Landtagswahlen
Montagsdemos
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