# taz.de -- Probleme mit Onlinewährung: Bitcoin zentralisiert sich | |
> Bitcoin ist beliebt, weil es keine zentrale Kontrollinstanz gibt. Das | |
> könnte sich ändern: Ein Verbund von Rechnern liefert über die Hälfte der | |
> Rechnerleistung. | |
Bild: „Stärke durch Zahlen“: Das Bitcoin-Motto stimmt nicht mehr ganz. | |
NEW YORK ap | Der digitalen Währung Bitcoin droht der Verlust ihrer | |
Glaubwürdigkeit, und zwar durch die Konzentration der für ihre Herstellung | |
nötigen Rechnerleistung in einer Hand. GHash, ein Verbund von Rechnern, | |
verfügt mittlerweile über fast die Hälfte der Rechnerleistung von Bitcoin | |
und kam in der vergangenen Woche sogar kurz über 50 Prozent. Mit einer | |
Mehrheit der Rechner könnte GHash theoretisch den Fluss von Transaktionen | |
steuern, Leute aus dem Netzwerk ausschließen und alle zukünftigen Bitcoins | |
für sich selbst behalten. | |
Das Problem ist komplex, hat seinen Ursprung aber vor allem in den | |
sogenannten Mining Pools, zu denen auch GHash gehört. In den Mining Pools | |
schließen sich Miner – oder Betreiber von Einzelrechnern – zusammen. Denn | |
ein Rechner allein kann mehrere Jahre brauchen, um die Datenstruktur einer | |
Bitcoin zu produzieren, und man weiß nie genau, wann es soweit ist. Mit den | |
Pools sichern sich die Miner ein stetiges Einkommen durch die gemeinsame | |
Errechnung der Bitcoins. Diese verteilen sie untereinander, je nach Anteil | |
der Rechnerleistung. | |
Miner errechnen aber nicht nur in aufwendigen Kalkulationen die | |
Zahlenfolgen, aus denen Bitcoins im Grunde bestehen. Sie halten auch die | |
sogenannte Blockchain am Laufen, jene Datenbank, auf der die Transaktionen | |
mit der virtuellen Währung registriert werden. Für die Rechnerleistung, die | |
sie dafür aufbringen, werden die Miner wiederum mit Bitcoins entlohnt. | |
Obwohl GHash versprochen hat, Bitcoin als vertrauenswürdige Technologie | |
bewahren zu wollen, ist allein der Umstand, dass eine Firma die | |
Mehrheitskontrolle übernehmen könnte, für viele Nutzer ein riesiges | |
Problem. Denn es könnte die Idee der Kryptowährung, also des digitalen | |
Zahlungsmittels, das nur so viel wert ist, wie Nutzer für es bezahlen | |
wollen, untergraben. GHash könnte durch seine Mehrheit das ganze System | |
blockieren und Transaktionen verhindern. | |
„Das ganze Konzept von Bitcoin beruht darauf, dass nicht eine einzelne | |
Instanz die Mehrheit der Mining-Leistung kontrolliert“, sagt Ittay Eyal, | |
ein Wissenschaftler an der Cornell University, der sich mit Bitcoin | |
beschäftigt. | |
## „Drastische“ Lösung gesucht | |
Seit GHash vergangene Woche kurz die 50-Prozent-Marke überquerte, ist der | |
Wert der Bitcoin um sechs Prozent auf rund 600 Dollar gefallen. Das liegt | |
allerdings immer noch im normalen Fluktuationsbereich der | |
schwankungsanfälligen Währung. Im Vergleich zu vor zwei Jahren ist Bitcoin | |
mittlerweile hundert Mal soviel wert. | |
Mit Bitcoins können Geldtransfers über das Internet abgewickelt werden, | |
ohne dass dabei Banken involviert sind. Dadurch sind die Kosten für | |
Überweisungen niedrig, es bedeutet aber auch, dass darüber illegale | |
Aktivitäten wie Geldwäsche und Drogenverkäufe abgewickelt werden können. | |
Bitcoins wurden durch den rasanten Kursanstieg zudem auch zum Ziel von | |
Spekulanten. | |
Der Mining Pool GHash wird von der britischen Firma CEX.IO kontrolliert. | |
Die Firma teilte am Montag mit, sie wolle Bitcoin schützen, aber sie wolle | |
auch Minern nicht verweigern, sich ihrem Pool anzuschließen, oder andere | |
kurzfristige Lösungen suchen, nur damit GHash nicht über die | |
50-Prozent-Grenze komme. Für Juli kündigte die Firma einen Runden Tisch an, | |
zu dem wichtige Vertreter des Bitcoin-Systems eingeladen werden – „mit dem | |
Ziel, über gemeinsame Wege zu diskutieren und zu verhandeln, wie die | |
Dezentralisierung des Minings als Industrie angegangen werden kann“. | |
Experte Eyal betont, das Problem müsse auf „sehr drastische Weise“ gelöst | |
werden. Der Anreiz sich solchen Pools anzuschließen, müsse beseitigt | |
werden. Dazu müsste es ein Update der Software geben, auf dem das System | |
beruht, sagt er. | |
17 Jun 2014 | |
## AUTOREN | |
Peter Svensson | |
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