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# taz.de -- Fifa hebt Sperre für Beckenbauer auf: Zurück in der Familie
> Sehr erzürnt und enttäuscht war Franz Beckenbauer über die 90-Tage-Sperre
> des Fußball-Weltverbandes. Nun haben sich aber alle wieder lieb.
Bild: Franz Beckenbauer bei einer Rede auf dem Fifa-Kongress 2011.
MÜNCHEN/RIO DE JANEIRO dpa | Franz Beckenbauer ist nach zwei Wochen wieder
in die große Fußball-Familie aufgenommen worden. Zur WM nach Brasilien will
der „Kaiser“ aber auch nach dem letztlich raschen Ende seiner
provisorischen 90-Tage-Sperre nicht reisen. Noch vor einer Bestätigung
durch den Fußball-Weltverband FIFA verkündete das Beckenbauer-Management am
Freitag das Ende des intensiv diskutierten Kaiser-Banns.
Der Ehrenpräsident des FC Bayern München war am 13. Juni von der
Fifa-Ethikkommission für 90 Tage von allen Fußball-Aktivitäten
ausgeschlossen worden, weil er Fragen des Ermittlungsgremiums unter der
Leitung des Ex-FBI-Direktors Michael Garcia zu WM-Vergaben an Russland 2018
und Katar 2022 nicht beantwortet hatte. Als Mitglied des
Fifa-Exekutivkomitees war Beckenbauer an der skandalumwitterten
Doppel-Abstimmung im Dezember 2010 beteiligt gewesen.
Die ausstehenden Antworten auf den umfangreichen Fragenkatalog hatte
Beckenbauer wenige Tage nach Verhängung der Sperre [1][nachträglich per Fax
und E-Mail gegeben]. Unmittelbar erfolgte die Aufhebung der Sperre aber
nicht. Die Fifa-Ethikhüter mussten zunächst die Vollständigkeit prüfen und
gaben nun offenbar ihr Okay.
Um die geplante Reise Beckenbauers zum WM-Halbfinale am 8. und 9. Juli
hatte es nach der Sperre Verwirrung gegeben. Zunächst verkündete der
68-Jährige über seinen Medienpartner Bild, er wolle nicht mehr an den
Zuckerhut reisen, dann kam später das Dementi und nun wieder ein
Rückzieher. Aus dem Beckenbauer-Umfeld war zu hören, dass der
Ehrenpräsident sehr erzürnt und enttäuscht über die Sperre und den Umgang
der Fifa mit ihm war.
Das Management betonte am Freitag nochmals die Sicht des
Beckenbauer-Lagers. Man gehe „nach wie vor davon aus, dass die
provisorische Sperre ungerechtfertigt war, weil er nach unserer Auffassung
nicht zur Aussage gegenüber der Fifa verpflichtet war“. Das sahen die
Fifa-Ermittler komplett anders. Alle an der Abstimmung beteiligten
damaligen 22 Exekutivkomiteemitglieder außer Beckenbauer machten ihre
Aussage den Regularien entsprechend, hieß es von der Fifa.
## Zu hoch für den Kaiser
Die Beckenbauer-Berater räumten ein, dass es „aus heutiger Sicht im Sinne
der Sache besser gewesen“ wäre, wenn Beckenbauer früher auf die Fifa
-Fragen geantwortet hätte. „Ich habe die Angelegenheit unterschätzt“, wur…
Beckenbauer zitiert. Dies habe vor allem daran gelegen, „dass mir solche
umfangreichen administrativen Dinge für gewöhnlich von meinem Management
abgenommen werden, das ich in diesem Fall aber nur in eingeschränktem
Umfang einbeziehen durfte“.
In einer ersten Reaktion hatte Beckenbauer gesagt, dass er das
Juristen-Englisch nicht verstanden habe. Das wurde in Fifa-Kreisen mit
Unverständnis aufgenommen. Garcia betonte, dass allen Befragten Dolmetscher
zur Verfügung gestellt worden seien. Zudem ist der polyglotte Beckenbauer
im Fifa-Zirkel als Weltmann bekannt, der problemlos auf Englisch parlieren
kann.
Im deutschen Fußball hatte die Sperre gegen die Beckenbauer für eine
kollektive Unterstützungskampagne gesorgt. Bayern-Präsident Karl Hopfner,
DOSB-Präsident Alfons Hörmann und auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach
hatten sich für ein schnelles Ende der Beckenbauer-Sperre ausgesprochen.
„Die Ethikkommission der Fifa ermittelt seit mehr als zwei Jahren, und am
zweiten Tag der laufenden WM verkünden sie plötzlich die Sperre für einen
Mann, der aufgrund seiner Verdienste für den Fußball weltweit höchstes
Ansehen genießt“, sagte Niersbach der Süddeutschen Zeitung.
Mit den von der Sunday Times geäußerte Vorwürfen zu Beckenbauers Reisen ins
WM-Gastgeberland Katar in den Jahren 2009 und 2011 hatte die Sperre nichts
zu tun. Diese Angelegenheit ist auch noch nicht vom Tisch. Garcia hatte
beim Fifa-Kongress am 11. Juni in São Paulo betont, dass er die Quellen der
britischen Zeitung in seine Ermittlungen aufnehmen werde. Jeden Verdacht
der Vermischung von geschäftlichen Beziehungen mit seinem Fifa-Amt hatte
Beckenbauer immer energisch zurückgewiesen.
Als Nebeneffekt der Fifa-Sperre war über die Bild-Zeitung bekannt geworden,
dass der Kaiser offenbar für Russland 2018 gestimmt hatte und für das
Turnier 2022 zunächst den Verlierern Australien und dann der ebenfalls
gescheiterten Bewerbung der USA seine Stimme gab – und nicht Katar.
Beckenbauer selbst hatte immer auf das Wahlgeheimnis verwiesen.
27 Jun 2014
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