# taz.de -- Theater mit Wind: „Da kennen wir nix“ | |
> Wer bei jedem Wetter draußen spielen will muss den Wind als Partner oder | |
> Gegenspieler akzeptieren, erklärt Verena Reisemann. | |
Bild: Im Freien, Licht nur von der Sonne: Teater an seinem Ursprung. | |
taz: Frau Reisemann, mehr Wetterglück als Sie kann man kaum haben… | |
Verena Reisemann: Da ist was dran. Unser Außen-Theater [1][wildwechsel] | |
gibt es jetzt sechs Jahre, wir machen jedes Jahr neun Vorstellungen – und | |
verregnet war bisher eine einzige. | |
Nur zwei Tage früher Premiere und Sie wären mitten in den Sturm geraten! | |
Stimmt. Stattdessen haben wir da geprobt. Wir spielen bei jeder Witterung – | |
da kennen wir nix. | |
Eine in Bremen radikale Ansage. Wie kam es zur wildwechsel-Gründung? | |
Ich wollte nach der Babypause wieder zurück in meinen Beruf – hatte aber | |
zwei Dinge satt: Erstens bin ich ein absoluter Draußen-Typ. Und wer im | |
Theater arbeitet, probt meistens drinnen. Da kriegt man oft vom | |
herrlichsten Sonnenschein nichts mit. | |
Und zweitens…? | |
…mochte ich nicht wieder in diesen Betrieb mit seinen Intrigen und | |
Eitelkeiten zurück. Das ist ja an Theatern oft sehr ausgeprägt, bei | |
SchauspielerInnen ebenso wie bei RegisseurInnen. Da hatte ich keine Lust | |
mehr drauf. | |
Aber Sie spielen nicht immer solo? | |
Nein, das ist die große Ausnahme. Die hat sich aus Stückidee ergeben. | |
„Hier! Jetzt! Mit Haut und Haaren!“ ist das erste Ein-Personen-Stück, das | |
wir machen: Im vergangenen Jahr waren es zum Beispiel fünf Spielerinnen | |
gewesen. Bisher hatte immer ich Regie geführt, diesmal macht das Jens | |
Weisser… | |
…der Schauspieler? | |
Ja, ich hatte das Glück ihn als Regisseur kennen zu lernen, in Hamburg, | |
schätze ihn sehr – und habe mich einfach getraut, ihn zu fragen. | |
Die Aufführungen sind mittags und abends. Wie passt das vom Licht? | |
Das ist nicht ganz ohne, denn natürlich ist das Licht mittags viel flacher, | |
härter – und am Abend gibt es diese Tiefe. Das ist eine Herausforderung – | |
zumal wir ohne Beleuchtung spielen. Die Idee ist aber, sich darauf | |
einzulassen, auch auf den Wind… | |
Sie spielen ohne Windschutz? | |
Ja, absolut: Wir spielen auf einer kleinen Stichstraße vor freiem Feld. Und | |
wenn da Wind ist, dann gehen die ganzen kleinen, realistischen Nuancen in | |
der Sprache nicht, da muss ich mehr Form geben. Wenn man draußen spielt, | |
muss man mit dem Wind spielen lernen, ihn als Partner oder Gegner | |
akzeptieren. | |
10 Jul 2014 | |
## LINKS | |
[1] http://www.wildwechsel.net | |
## AUTOREN | |
Benno Schirrmeister | |
## TAGS | |
Theater | |
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