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# taz.de -- WM-Berichte im „Morgenmagazin“: Expertin für gute „Stümmung…
> Die ehemalige Fechtolympiasiegerin Britta Heidemann war während der WM
> für die ARD im deutschen Teamquartier unterwegs. Ein gewagtes Experiment.
Bild: Sollte zukünftig wieder lieber zum Degen als zum Mikrofon greifen: Britt…
2005 moderierte ein ehemaliger Eiskunstläufer die Tour-de-France für das
ZDF. Heute kann sich kaum noch jemand vorstellen, wie Rudi Cerne auf dem
Eis Pirouetten dreht. Der Wandel zum Sportjournalisten ist ihm gelungen.
Diesen Berufswechsel hat wohl auch die ehemalige Fechtolympiasiegerin
Britta Heidemann vorgenommen und ließ sich von der ARD ins Basisquartier
der deutschen Nationalmannschaft in Santo André schicken. Von dort aus
berichtete sie für das Morgenmagazin über – ja worüber eigentlich?
Hauptsache, es herrsche gute „Stümmung“, schien ihr Grundsatz zu sein.
Sogar „supergut“ war die Stimmung beim Spiel Brasiliens gegen Mexiko. Die
wenigen Brasilianer in Campo Bahia beeindruckten Heidemann dabei mit ihrer
Kreativität merklich. „Man hat Tische aufgebaut, man hat Fernseher
aufgestellt!“ Heidemann strotzte gar vor kulturwissenschaftlicher
Expertise: „Die Brasilianer wären natürlich nicht Brasilianer, wenn sie
nicht einfach tanzen würden.“
Nicht nur von den Brasilianern war die 31-Jährige begeistert. „Die
Schweizer waren sehr sehr nahbar, die laufen nämlich bei uns im Hotel
einfach so herum. Das freut natürlich die Fans – und vor allem die Kiddis.“
Heidemann war ständig auf der Suche nach prominenten Interview-Opfern: Der
Bundestrainer etwa, von ihr auch gern mal „Jögi Luw“ genannt, speiste sie
meist schnell mit Küsschen links, Küsschen rechts ab. Kritik war bei
Heidemanns Gute-Laune-Beiträgen fehl am Platz.
Zusammen mit WDR2-Radiomoderator Sven Pistor und Dirk Walsdorff vom RBB
schaute Heidemann das Spiel Deutschland gegen Algerien. Als mimisches Fanal
für die gute „Stümmung“ lachte sie ebenso regelmäßig wie ausgelassen in
Richtung Kamera. Pistor bezeichnete den Auftritt der deutschen Mannschaft
anschließend als schwach – dem musste sofort Einhalt geboten werden.
Heidemann breitete also kurzerhand ihre starken Arme aus und nahm die
beiden Kollegen in den Schwitzkasten. „Wir machen trotzdem noch einmal alle
zu dritt: Deutschlaaaaaand, Deutschlaaand, Deutschland, Deutschloond.“
## „Positive Anspannung“
Tags darauf musste natürlich etwas entspannt werden. Kaum zu glauben, aber
diesmal war nicht nur die Stimmung gut, sondern auch noch das Essen. Danach
waren einige Spieler am Pool, spielten Tischtennis oder schauten gar
Fußball. Schaulustige konnten den Profis am Strand sogar ein paar
Autogramme abluchsen und freuten sich mächtig. „Und ja, da kann man
natürlich drüber lachen.“ Tatsächlich? Danke für den Hinweis.
Bei einer Pressekonferenz fragte sie Jogi Löw „dann einmal ganz offiziell“,
warum die Mannschaft eigentlich so locker und relaxed wirkt: „Was macht
ihr, dass die Stümmung so gut bleibt und so positiv angespannt?“ Bei so
direkten Fragen fehlten Löw erst weise Worte und die positive Anspannung
war dahin. „Öhm... Ich glaube, es kommt natürlich auch stark aus der
Mannschaft selbst, dass sie sich natürlich auch untereinander sehr, sehr
gut versteht.“
Heidemann weiß schon Bescheid, für die „Stümmung“ ist natürlich der
„vielbeschworene Teamzusammenhalt“ wichtig. „Was macht ihr so als
Gemeinschaftsmaßnahmen?“, versuchte sie Manuel Neuer ein paar Geheimnisse
zu entlocken. Der Torwart ließ schüchtern durchblicken, dass sich die
Mannschaft zusammen Fußballspiele anschaue.
Am Freitag strahlte Heidemanns Gesicht dann vorerst zum letzten Mal in die
deutschen Wohnzimmer. Das Fazit nach ihrem Gastspiel im Sportjournalismus:
Erst wenn ihr Lächeln hinter einer Fechtmaske verschwindet, offenbart
Heidemann der Sportwelt ihr wahres Talent.
11 Jul 2014
## AUTOREN
Bianca Bär
## TAGS
Sportjournalismus
WM 2014
Schwerpunkt Angela Merkel
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