# taz.de -- Umweltaktion in Berlin: Plastik kommt nicht in die Tüte | |
> Mit einem Weltrekordversuch will die Initiative „Berlin tüt was“ auf die | |
> Flut von Plastiktüten hinweisen. Dazu braucht sie bis Mitte September | |
> noch rund 20.000 Stück. | |
Bild: Und wieder jede Menge Plastik, was bald schon im Müll landet. | |
Es knistert zwischen den Auberginen und Salatköpfen, den Bananen und | |
Orangen. Mit zittrigen Händen macht ein älterer Herr seine Einkäufe beim | |
türkischen Gemüsehändler um die Ecke. Sechs Tomaten verschwinden in einer | |
der weißen Tüten, vier Karotten in einer anderen. Auch die Pflaumen und die | |
Pfirsiche, das Hackfleisch und ein Stück Käse werden jeweils getrennt | |
eingepackt. An der Kasse dann verschwinden immer je zwei weiße Tüten in | |
einer größeren orangefarbenen Tüte. Drei sind es an der Zahl, als der Mann | |
das Geschäft verlässt. | |
Rund 700.000 Einweg-Plastiktüten gehen in Berlin Tag für Tag über die | |
Ladentheke. Das sind rund 30.000 Stück, die durchschnittlich pro Stunde | |
verkauft werden. Um die BerlinerInnen dafür zu sensibilisieren, hat die | |
Stiftung Naturschutz Berlin eine Initiative unter dem Motto „Berlin tüt | |
was“ ins Leben gerufen. „Es braucht einen Anstoß, damit die Menschen | |
darüber nachdenken, was dieser enorme Verbrauch für die Umwelt bedeutet“, | |
sagt die stellvertretende Vorsitzende der Stiftung, Sylke Freudenthal. | |
Die Tüten, an denen hier Anstoß genommen wird, gibt es für etwa 10 Cent in | |
jedem Supermarkt. Bei den meisten Gemüsehändlern sind sie kostenlos. Mit | |
der Initiative soll nicht nur darauf hingewiesen werden, dass die | |
Herstellung solcher Tüten viel Energie und endliche Ressourcen wie etwa | |
Rohöl kostet. Sie soll auch dazu anhalten, gebrauchte Tüten richtig zu | |
entsorgen. Immerhin, so die Stiftung Naturschutz, werde in ganz Europa | |
nicht einmal jede zehnte Plastiktüte recycelt. | |
## Mal den Rucksack nehmen | |
Um der Umwelt gar nicht erst zu schaden, empfiehlt die Stiftung, auf | |
Tragetaschen aus Baumwolle, Jute oder Kunststoff-Fasern zurückzugreifen. | |
Noch besser: ganz auf Tüten und Taschen verzichten und mit einem Korb oder | |
dem Wanderrucksack einkaufen gehen. | |
In jedem Fall aber gilt: Mehrweg ist besser als Einweg. Denn die | |
10-Cent-Einwegtüten aus dem Supermarkt werden im Durchschnitt gerade einmal | |
25 Minuten genutzt, bevor sie im Rest- oder schlimmstenfalls sogar im | |
Biomüll landen. Die vollständige Zersetzung einer solchen Plastiktüte auf | |
natürlichem Wege kann dann schon mal 500 Jahre in Anspruch nehmen. | |
In insgesamt 70 Sammelstellen können die BerlinerInnen seit Anfang Juli | |
ihre Plastiktüten abgeben. Wer 10 Stück mitbringt, erhält im Austausch eine | |
schicke Kampagnen-Stofftasche. Bis jetzt sind knapp 11.000 Tüten | |
eingegangen, Ziel sind jedoch 30.000 – so viele, wie in Berlin innerhalb | |
von einer Stunde verkauft werden. Die sollen dann am 20. September Teil | |
eines Weltrekordversuchs auf dem Tempelhofer Feld werden. Einen Antrag auf | |
Aufnahme ins Guinness-Buch der Rekorde hat die Stiftung Naturschutz bereits | |
gestellt. | |
Viele Freiwillige sollen dann dabei helfen, auf der mittleren Landebahn des | |
ehemaligen Flughafens ein Ausrufezeichen zu formen. Dazu werden die | |
gesammelten Tüten an insgesamt zwölf Kilometer Seil getackert, das die | |
HelferInnen anschließend in die Luft halten. | |
„Es ist uns wichtig, ein sichtbares Signal zu setzen um die Menschen mit | |
dem Thema zu konfrontieren“, sagt Sylke Freudenthal. | |
Auch über die Weiterverwertung der eingesammelten Tüten hat man sich | |
bereits Gedanken gedacht. „Wir sind im Gespräch mit zwei Künstlern“, sagt | |
Heidrun Grüttner, Verwaltungsleiterin der Stiftung. Die Kreativen sollen | |
den Kunststoff nach dem Rekord in Kunstwerke verwandeln. | |
Noch werden für die Aktion „Weltrekordhalter“ gesucht: Damit beim | |
Rekordversuch alles nach Plan abläuft, müssen mindestens 2.000 freiwillige | |
Helfer mitmachen, die das Seil mit den Tüten in die Luft halten. | |
## Anmelden kann man sich auf | |
19 Aug 2014 | |
## AUTOREN | |
Lisa Opitz | |
## TAGS | |
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