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# taz.de -- Polizeigewalt bei schwedischer Demo: „Unmenschlich, wie Roboter“
> Bei einer Anti-Nazi-Demo in Malmö wurden Protestierende von berittenen
> Polizisten überrannt. Mehrere Parteien fordern eine Untersuchung.
Bild: Viele konnten nicht schnell genug vor dem „Kavallerieschock“ flüchten
STOCKHOLM taz | „Sie ritten einfach in die Menge hinein. Wer sich nicht
rechtzeitig zur Seite werfen konnte, wurde niedergetrampelt“, erzählte eine
Demonstrationsteilnehmerin im Fernsehen. Und auch andere Augenzeugen eines
Polizeieinsatzes am Samstag im südschwedischen Malmö erhoben schwere
Vorwürfe.
Die Polizei hatte gegen eine Ansammlung friedlicher DemonstrantInnen das
angewandt, was im Fachjargon „Kavallerieschock“ heißt: Einfach mit hoher
Geschwindigkeit auf eine Menschenmenge zureiten, die dann aus Furcht vor
den Pferden schon auseinanderlaufen werde. Doch viele schafften das nicht
und mindestens 10 Personen wurden verletzt.
Die Polizeiattacke ereignete sich anlässlich einer Demonstration von mehr
als 1000 Menschen, die dem Aufruf zu einem „friedlichen Picknick“ aus
Protest gegen eine Kundgebung der neonazistischen „Svenskernas Parti“
(„Partei der Schweden“) gefolgt waren. Als diese ihre technische Ausrüstung
aufbaute, schlug eine zunächst recht entspannte Stimmung um: Rauchbomben,
Flaschen und bengalische Feuer wurden aus der Menge geworfen.
Gewaltsam wurde es aber erst, nachdem ein Polizeiauto einen Demonstranten
angefahren hatte und der mit Beinbruch ins Krankenhaus musste. Im
entstehenden Chaos schlugen PolizeibeamtInnen erst mit Schlagstock und
ihren Schilden auf einzelne DemonstrantInnen ein, dann kam die berittene
Polizei zum Einsatz.
„Was dann passierte, merkte ich erst, als verletzte Personen weggeschleppt
wurden“, berichtet Matilda Renkvist, Sprecherin des Veranstalters, des
Netzwerks „Skåne gegen Rassismus“: „Es war eine völlig unverhältnismä…
und rücksichtslose Überreaktion der Polizei.“ „Wie Monster“ hätten sic…
Beamten verhalten, sagt ein Demonstrationsteilnehmer, der Regisseur Lukas
Moodyson: „Unmenschlich, wie Roboter.“ PolitikerInnen mehrerer Parteien
forderten eine Untersuchung der Ereignisse, eine solche hat auch die
Polizei selbst eingeleitet.
„Svenskarnas Parti“ ist eine offen neonazistische Partei, die laut ihrem
Programm aus Schweden einen „ethnisch homogenen Lebensraum“ machen will.
Vor den Parlamentswahlen am 14. September hat sie nach Einschätzung der
antirassistischen Stiftung „Expo“ „die größte Neonazi-Kampagne in Schwe…
seit Ende des 2. Weltkriegs“ gestartet. Als zur Wahl zugelassene Partei
werden ihre Kundgebungen genehmigt, aber praktisch jede wird von
Gegendemonstrationen gestört oder verhindert, selbst mit stinkendem
fermentierten Hering, wenn es nicht mehr anders geht.
24 Aug 2014
## AUTOREN
Reinhard Wolff
## TAGS
Schwerpunkt Rassismus
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