| # taz.de -- Streit über eingesparte Bafög-Millionen: Hochschulen gehen leer a… | |
| > Die Opposition ärgert sich über die Verwendung der eingesparten | |
| > Bafög-Millionen, die statt für die Wissenschaft für Schulen ausgegeben | |
| > werden sollen. | |
| Bild: Bekommen das Geld, das die Stadt beim Bafög einspart: Schulen. | |
| Hamburgs Oppositionsparteien sind einig empört. Dass Hamburg von den 30 | |
| Millionen Euro den Hochschulen nichts zukommen lässt, sei schlicht „ein | |
| Skandal“. Diesen Betrag spart das Land ab 2015 jährlich ein, weil der Bund | |
| dann die Finanzierung des Studenten-Bafögs allein übernimmt. Doch wie wird | |
| das gesparte Geld ausgegeben? | |
| „Kein einziger Cent kommt den Hochschulen zu Gute“, hat der | |
| wissenschaftspolitische Sprecher der FDP, Wieland Schinnenburg, | |
| nachgerechnet. Sein CDU-Pendant Thilo Kleibauer ergänzt: | |
| „Wissenschaftspolitik hat in Hamburg keine Lobby.“ Und die Abgeordnete der | |
| Grünen, Eva Gümbel, sagt: „Das ist eine schlechte Nachricht für den | |
| Wissenschaftsstandort Hamburg.“ | |
| Darum geht’s: Ende Mai verkündete Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) die frohe | |
| Botschaft, dass ein von ihm in den Berliner Koalitionsgesprächen mit | |
| ausgehandelter Plan nun umgesetzt werde. Danach übernimmt der Bund den | |
| Anteil der Länder am Bafög komplett. Das gesparte Geld – das legt der | |
| Beschluss, wenn auch etwas wolkig fest – sollen die Länder in Schulen und | |
| Hochschulen investieren. | |
| Kein Geld für universitäre Forschung und Lehre | |
| Doch als die Experten der vier Oppositionsparteien die unlängst von der | |
| Hamburger Finanzbehörde vorgelegten Haushaltspläne nach den nun erwarteten | |
| Goodies für den universitären Sektor durchforsteten, suchten sie vergebens. | |
| Während in den Schulbereich das eine oder andere Milliönchen floss, geht | |
| der warme Regen an Forschung und Lehre im universitären Bereich komplett | |
| vorbei. Schinnenburg prophezeit deshalb gar einen „Niedergang des | |
| Wissenschaftsstandortes Hamburg“. | |
| CDU, FDP, Grüne und Linke erinnern nun daran, dass die Rahmenvereinbarungen | |
| zwischen Senat und Hochschulen eine Begrenzung von deren jährlichem | |
| Ausgabenzuwachs um 0,88 Prozent vorsehen, der unter der Inflation und erst | |
| recht unter durchschnittlichen Tarifsteigerungen liegt. „Die Hochschulen | |
| brauchen das Geld dringend“, mahnt deshalb Schinnenburg. | |
| „Die zusätzlichen Mittel werden Hamburg helfen, die erheblichen | |
| Investitionen des Senats in Bildung und Wissenschaft weiter abzusichern“, | |
| sagt hingegen Philipp-Sebastian Kühn, Fachsprecher Wissenschaft und | |
| Forschung der SPD-Bürgerschaftsfraktion. Im Klartext: Die Millionen gibt es | |
| bei den Hochschulen nicht oben drauf, sie sollen lediglich Lücken stopfen, | |
| die in den nächsten Jahren drohen. Zudem verwahrt sich Kühn dagegen, | |
| „Schulen und Hochschulen gegeneinander auszuspielen“. | |
| Doch diese Botschaft läuft ins Leere. Denn mit der „Nulllösung“ für die | |
| Hochschulen rückt im Vorwahlkampf Wissenschaftssenatorin Dorothee | |
| Stapelfeldt (SPD) ins Visier der Opposition. Die könne sich im Senat | |
| „überhaupt nicht durchsetzen“, klagen Schinnenburg und Gümbel. Auch | |
| Kleinbauer findet: „Den Kampf um die Bafög-Millionen hat Stapelfeldt klar | |
| verloren, wenn sie ihn überhaupt je aufgenommen hat.“ | |
| Die Kritik hat Methode. Für den Wahlkampf lautet die Strategie der | |
| Opposition gegen die scheinbar übermächtige Scholz-Regentschaft: | |
| Schwachstellen im Senatsteam identifizieren und attackieren. Ganz oben auf | |
| den Schwachstellen-Listen steht neben Stadtentwicklungssenatorin Jutta | |
| Blankau auch die farblos gebliebene Stapelfeldt. | |
| Dabei hat Blankau im Gegensatz zu ihrer Senatskollegin zumindest einen | |
| dicken Erfolg vorzuweisen: Sie ist eine der Mütter des erfolgreichen | |
| Wohnungsbauprogramms des Senats. Da die Wissenschaftssenatorin hingegen zum | |
| Ende der Legislaturperiode mit ziemlich leeren Händen dasteht, heißt das | |
| Spiel am heutigen Bürgerschaftsauftakt nach der Sommerpause schlicht: alle | |
| gegen Stapelfeldt. | |
| 26 Aug 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Marco Carini | |
| ## TAGS | |
| Bafög | |
| Universität | |
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