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# taz.de -- U2-Werbeaktion von Apple: Eine Rockband, die klebt
> Auf einmal war das neue U2-Album auf den Geräten von Millionen
> Apple-Kunden. Viele wollten es aber gar nicht haben. Nun reagiert der
> Konzern.
Bild: Lässt nicht mehr los: U2-Sänger Bono.
„Ein großer Moment der Musikgeschichte. Und du bist mit dabei“, steht auf
der [1][Apple-Webseite]. Der Konzern hat das neue U2-Album „Songs of
Innocence“ an über 500 Millionen iTunes-Kunden weltweit verschenkt. „Noch
nie hatten so viele Menschen ein Album“, heißt es auf der Seite.
Womit Apple offenbar nicht gerechnet hat, ist, dass auch noch nie so viele
Menschen ein Album gar nicht erst besitzen wollten. An der Band liegt das
wohl nicht, sondern an der Art und Weise der Geschenkübergabe: Die elf
Songtitel haben sich bei vielen Nutzern automatisch auf die Endgeräte
geschummelt. Nun lässt der Mob seinem Unmut freien Lauf. Seit Tagen rumort
das Netz: [2][„Wer ist U2? Und warum zum Teufel sind die auf meinem
iPhone?“]
Die Werbeaktion sollte neue Nutzer generieren und Apple als „Big Spender“
auftreten lassen. Dem Konzern wurden nun mit Nachdruck die Grenzen
aufgezeigt, denn viele Nutzer fühlen sich in ihrer Selbstbestimmung
verletzt. [3][Zu allem Überdruss wird man das U2-Album oft gar nicht mehr
los], da es sich nicht einfach löschen lässt. Wer auf seinem iPhone oder
iPad die iTunes-Funktion „Automatischer Download“ aktiviert hat, die
sicherstellt, dass die persönlichen Einkäufe auf allen Geräten verfügbar
sind, hat dieses Problem gleich mehrmals.
Apple musste wohl oder übel reagieren und hat [4][eine offizielle Seite]
eingerichtet, mit deren Hilfe „Songs of Innocence“ per Knopfdruck aus der
Musikbibliothek verschwinden soll. Dazu braucht es theoretisch nur die
Apple-ID und das dazugehörige Passwort, dann sollte man geräteübergreifend
erlöst sein.
Theoretisch. Denn in der Praxis ist die Rockband einfach nicht
abzuschütteln. Wenn das Album schon auf die Endgeräte geladen wurde, muss
es auf iPhone oder iPad immer noch manuell gelöscht werden (Interpreten und
Album aufrufen, jeden Track einzeln nach links wischen und es erscheint der
Löschen-Button).
## Sänger Bono spricht von Blut, Schweiß und Tränen
Guy Oseary, Manager von U2, [5][erklärte am Montag gegenüber dem
Online-Magazin Mashable], er habe mit der Ablehnung gerechnet. Trotzdem
habe man das Album mit so vielen Menschen wie möglich teilen wollen. „Wenn
ihr es nicht wollt und nicht braucht, löscht es“.
Das lässt sich für Oseary leicht sagen, denn der Deal mit Apple ist bereits
besiegelt. Welche Summe dabei geflossen ist, wird nicht verraten. Nicht
ganz so leicht nimmt es allerdings Sänger Bono. Er schrieb vergangene Woche
[6][auf der U2-Homepage]: „Für diejenigen, die kein Interesse haben – seht
es so: Blut, Schweiß und Tränen eines irischen Typen sind in eurem
Spamordner.“
Den Künstler, [7][der grundsätzlich ein Gegner der Gratiskultur ist], wird
diese Aktion zumindest ein Zähneknirschen gekostet haben. Und nun muss er
sich auch noch damit befassen, dass es da draußen Menschen gibt, die seine
Musik nicht einmal geschenkt haben wollen. Viele von den jüngeren Leuten
wissen gar nicht, wer U2 ist.
Schlaflose Nächte wird ihm das trotzdem nicht bescheren. Bono ist
Millionär, wenn nicht Milliardär – nicht zuletzt dank seiner Anteile bei
Facebook. Und er ist Frontmann einer seit dreißig Jahren erfolgreichen
Rockband. Was stört es also die Eiche, wenn die Wildsau sich an ihr wetzt.
16 Sep 2014
## LINKS
[1] http://www.apple.com/de/U2/
[2] http://www.whoisu2.com/
[3] http://discussions.apple.com/thread/6527555
[4] http://buy.itunes.apple.com/WebObjects/MZFinance.woa/wa/offerOptOut
[5] http://mashable.com/2014/09/14/u2-itunes-album-backlash-response-guy-oseary/
[6] http://www.u2.com/news/title/remember-us
[7] http://www.heise.de/newsticker/meldung/Bono-Filesharing-schadet-jungen-Musi…
## AUTOREN
Saskia Hödl
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