# taz.de -- Bezirksparlament in Kreuzberg: Unter Polizeischutz | |
> Nach den Tumulten bei der letzten Sitzung sollen nun Polizeibeamte dafür | |
> sorgen, dass das Bezirksparlament ungestört tagen kann. | |
Bild: Schon im Juli musste eine Sitzung des Bezirksparlaments unter Polizeischu… | |
Die nächste Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) in | |
Friedrichshain-Kreuzberg wird mit Polizeipräsenz stattfinden. Das | |
bestätigte BVV-Vorsteherin Kristine Jaath (Grüne) am Sonntag der taz. Das | |
Rathaus sei weiterhin ein offenes Haus. „Wenn aber die Demokratie mit | |
solchen Mitteln verteidigt werden muss, muss das eben sein“, sagte Jaath. | |
Es sei besser, die Polizei präventiv dabeizuhaben, als sie erst zu holen, | |
wenn die Situation bereits eskaliere. | |
Am Mittwochabend hatte Jaath, die als BVV-Vorsteherin das Hausrecht | |
innehat, die Sitzung des Bezirksparlaments wegen lauter Zwischenrufe und | |
Tumulten abgebrochen. Die Aktivisten auf der Tribüne beschimpften vor allem | |
Baustadtrat Hans Panhoff, der zur Zukunft der von Flüchtlingen besetzten | |
Gerhart-Hauptmann-Schule befragt werden sollte. Jaath verwies den Lautesten | |
mehrfach des Saals, doch der weigerte sich zu gehen. Daraufhin beriet sich | |
der Ältestenrat mit Vertretern aller fünf Fraktionen. Offenbar war man sich | |
einig, dass man die Polizei rufen müsse, wollte man weiter tagen. Jaath | |
entschied sich aber dagegen und beendete die Sitzung stattdessen vorzeitig. | |
Es ist nicht das erste Mal, dass es in der BVV in Friedrichshain-Kreuzberg | |
zu lautstarkem Protest kommt. Unterstützer der Flüchtlinge besetzten | |
bereits im vergangenen November den Plenarsaal, um für den Erhalt des Camps | |
auf dem Oranienplatz zu demonstrieren. Damals beantragte die CDU den | |
Abbruch der Sitzung, der Ältestenrat lehnte das ab. Die Sitzung fand statt | |
– ohne die CDU. | |
Wegen ihrer jetzigen Entscheidung, nicht die Polizei zu rufen, wurde | |
Kristine Jaath in der vergangenen Woche heftig kritisiert. „Das ist die | |
Kapitulation eines Stadtparlaments“, sagte Wolfgang Thierse, langjähriger | |
Präsident des Bundestags, der Berliner Zeitung. Die Vorsteherin einer BVV | |
sei verpflichtet, die Freiheit der parlamentarischen Rede zu verteidigen. | |
„Sie muss darauf bestehen, dass diejenigen, die auf eine aggressive und | |
beleidigende Art und Weise die parlamentarische Arbeit stören, des Saales | |
verwiesen werden.“ | |
Auch die SPD im Bezirk zeigte sich erbost. „Das darf nicht passieren, dass | |
ein Einzelner die Sitzung zum Abbruch bringt“, sagte Peggy Hochstätter, | |
Sprecherin der SPD in Friedrichshain-Kreuzberg. Selbst bei den Grünen war | |
man nicht ganz glücklich mit der Situation. | |
Gegenüber der taz verteidigte Jaath am Sonntag ihr Vorgehen. Sie hätte bei | |
der Sitzung die Gefahren abwägen müssen. Es seien nur zwei Wachleute da | |
gewesen. „Für die beiden wäre es zu gefährlich geworden. Da geht die | |
Unversehrtheit der Person vor“, sagte Jaath. Die Demokratie werde deshalb | |
nicht aus den Angeln gehoben. „Wir werden die Sitzung schließlich | |
fortsetzen.“ | |
Wann das genau passieren soll, ist noch unklar. Das BVV-Büro prüft laut | |
Jaath derzeit mögliche Termine. ANTJE LANG-LENDORFF | |
28 Sep 2014 | |
## AUTOREN | |
Antje Lang-Lendorff | |
## TAGS | |
Flüchtlinge | |
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