# taz.de -- Grüner Parteitag: „Olympia in Berlin? Ja, aber …“ | |
> Beim Parteitag in Tegel scheitern die kategorischen Olympia-Gegner knapp. | |
> Stattdessen will man nun auf eine einschneidende Reform des IOC warten. | |
Bild: Glück gehabt: die grünen Landeschefs Daniel Wesener und Bettina Jarasch. | |
„NOlympia“ muss vorerst ohne Bündnis 90/Die Grünen auskommen. Deren | |
Landesparteitag hat es am Samstag abgelehnt, zur Bewerbung für die | |
Olympischen Spiele 2024 oder 2028 schon jetzt „Nein“ zu sagen und | |
Protestbündnissen beizutreten. Vorerst – denn nach der Vollversammlung des | |
Internationalen Olympischen Kommitees (IOC) im Dezember, bei dem das | |
Gremium angeblich Reformen anstrebt, wollen die Grünen neu beraten. | |
Einigkeit herrschte beim Parteitag darüber, dass Spiele in Berlin nur mit | |
einem transparenten IOC, mit klarem Kostenplan und umfassender | |
Bürgerbeteiligung möglich sein sollen. | |
Ein klares Nein zu einer Bewerbung und die Unterstützung von | |
Gegenbündnissen hatte der Kreisverband Friedrichshain-Kreuzberg gefordert. | |
Diese Position fand auch durchaus Anklang: Nur knapp scheiterte der Antrag | |
unter den rund 150 Delegierten. In semisportlicher Atmosphäre – die Partei | |
tagte in den „Seeterrassen“ am Tegeler See, auf dem trotz Dauerregens das | |
eine oder andere Ruderboot zu sehen war – befand sich die andere Seite um | |
den Landesvorstand und die Fraktionsspitze in einer schwierigeren Position. | |
Schließlich stehen auch sie einer Olympia-Bewerbung äußerst skeptisch | |
gegenüber: zu unübersehbar die Kosten, zu mächtig das IOC in seine jetzigen | |
Form. Daraus ein „Ja, aber“ zu formulieren, war naturgemäß schwieriger als | |
ein radikales Nein abzuleiten. | |
Reformen beim IOC in Sachen Transparenz und Knebelung der Ausrichter-Städte | |
hielten die Spiele-Gegner für illusorisch, zumal in so kurzer Zeit. „Dieser | |
Dinosaurier wird sich nicht reformieren lassen – seid doch mal | |
realpolitisch“, rief das Kreuzberger Kreisvorstandsmitglied Werner Graf vom | |
traditionell linken Parteiflügel den Delegierten zu. | |
Abgeordnetenhausmitglied Dirk Behrendt sah in einem Nein auch eine | |
strategische Waffe: Die Olympiabewerbung sei doch nur ein Projekt eines | |
zerstrittenen rot-schwarzen Senats, der nach neuer Legitimation suche. | |
Anstatt das zu unterstützen, sollten die Grünen eher ihre Chance nutzen, | |
„den letzten Kitt wegzusprengen, der diese Koalition noch zusammen hält“, | |
sagte Behrendt. | |
Die andere Seite setzte auf das Motto des Parteitags: „Zuhören, beteiligen, | |
demokratisch mitentscheiden“. Man rede gerade über Beteiligung, sagte der | |
Bundestagsabgeordnete Özcan Mutlu, „und Beteiligung ist nicht, wenn man | |
einfach nur Nein sagt.“ Das gelte bei aller Skepsis gegenüber der | |
Bewerbung. Landesparteichefin Bettina Jarasch argumentierte ähnlich:“ Ich | |
sehe gar nicht ein, dass wir uns vorzeitig aus dem Spiel nehmen.“ Damit | |
nehme man sich ja gerade die Möglichkeit, mitzugestalten, meinte sie. | |
Mitreden und mitentscheiden zu lassen, das ist nach Ansicht führender | |
Grüner noch längst nicht in allen Köpfen angekommen. „ Manche tun immer | |
noch so, als sei Beteiligung eine Art politischer Gnadenakt“, sagte | |
Jaraschs Co-Parteichef Daniel Wesener. Für Fraktionschefin Antje Kapek ist | |
die vom Senat angestrebte Möglichkeit, selbst Volksentscheide ansetzen zu | |
können, „nicht ein Mehr an Beteiligung, sondern nur eine Fortsetzung der | |
Politik von oben.“ | |
12 Oct 2014 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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