# taz.de -- Ex-Flughafenchef kriegt eine Million: Ins Schwarze getroffen | |
> Das Landgericht Berlin spricht dem Ex-Flughafenchef Rainer Schwarz eine | |
> Million Euro zu. Seine Kündigung sei nicht gerechtfertig gewesen. | |
Bild: Kriegt sein Gehalt bis 2016: Ex-Flughafenchef Schwarz. | |
BERLIN (dpa) | Es ist ein Erfolg vor Gericht für den früheren Berliner | |
Flughafenchef Rainer Schwarz. Er soll für die Zeit nach der Kündigung noch | |
rund eine Million Euro bekommen. Das Landgericht Berlin sprach Schwarz am | |
Donnerstag diese Gehaltszahlungen bis Vertragsende im Mai 2016 zu. | |
Für die Opposition in Berlin und Brandenburg zeigt das Urteil, dass der | |
Flughafen-Aufsichtsrat beim missglückten Projekt Hauptstadtflughafen | |
versagt hat. Die beklagte Flughafengesellschaft kann innerhalb eines Monats | |
Berufung einlegen. Sie will sich erst äußern, wenn die schriftliche | |
Urteilsbegründung vorliegt. | |
Der Aufsichtsrat des Unternehmens hatte Schwarz eine Mitschuld für die | |
mehrmals verschobene Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens gegeben. Bis | |
heute ist der Flughafen in Schönefeld nicht in Betrieb, weil die | |
Brandschutzanlage nicht funktioniert. | |
Der Aufsichtsrat entließ Schwarz im Januar 2013, es folgte die fristlose | |
Kündigung im Juni 2013 und aus Rechtsgründen eine zweite im Februar 2014. | |
Schwarz klagte dagegen. Das Landgericht erklärte die Kündigungen für | |
unwirksam. "Es besteht kein wichtiger Kündigungsgrund", sagte Richter Björn | |
Retzlaff. Der heute 57 Jahre alte Schwarz habe keine "schwerwiegenden | |
Fehler" begangen, die eine Kündigung gerechtfertigt hätten. | |
Das Gericht habe geprüft, ob Schwarz in den Monaten vor der Absage der | |
Flughafeneröffnung im Mai 2012 den Aufsichtsrat ausreichend informiert habe | |
und ob er seiner Führungsverantwortung nachgekommen sei. | |
Nach Feststellung des Gerichts wusste der Aufsichtsrat ab Februar 2012, | |
dass der Flughafen zumindest nicht mit dem regulären Brandschutzkonzept in | |
Betrieb gehen würde. "Dass die Lage kritisch war, war dem Aufsichtsrat | |
klar", sagte der Richter. | |
Im Rückblick sei der Kampf um die Eröffnung im März 2012 verloren gewesen. | |
"Man kann aber nicht ausschließen, dass es im März noch Hoffnung gab, | |
vielleicht mit Behelfsmaßnahmen die Eröffnung hinzubekommen", meinte | |
Retzlaff. Dies sei Schwarz zugutezuhalten. | |
Das Urteil sei eine Ohrfeige für den Aufsichtsrat, erklärte Jutta Matuschek | |
von der Berliner Linke-Fraktion. Überraschend habe das Gericht dem | |
Geschäftsführer einen sehr weitreichende Ermessensspielraum zugebilligt. | |
"Das grenzt an einen Freibrief für Tagträumerei und Selbstbedienung", fügte | |
sie hinzu. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Ramona Pop erinnerte daran, dass | |
Schwarz erst ein Jahr nach der Terminabsage gekündigt worden sei. "Da darf | |
man sich über dieses Urteil jetzt nicht wundern." | |
Für die CDU-Fraktion in Brandenburg hielt der Verkehrspolitiker Rainer | |
Genilke fest: "Wenn Herrn Schwarz juristisch keine Pflichtverletzungen | |
nachgewiesen werden können, ist das ein neuer Beleg dafür, dass der | |
Aufsichtsrat über die massiven Probleme am Flughafen informiert war. Der | |
Aufsichtsrat ist seiner Kontrollfunktion nicht ausreichend nachgekommen." | |
Nach der Entscheidung stehen Schwarz für die Zeit von März 2014 bis Mai | |
2016 monatlich 29 263 Euro zu, außerdem eine Nachzahlung von rund 269 000 | |
Euro für die acht Monate zuvor. Weitere 139 000 Euro müssen für die | |
betriebliche Altersvorsorge entrichtet werden. | |
Schwarz hat inzwischen wieder eine neuen Aufgabe: Am 1. Dezember wird er | |
Geschäftsführer des Flughafens Rostock-Laage. Sollte das Urteil vom | |
Donnerstag rechtskräftig werden, würde das Rostocker Gehalt mit den | |
Ansprüchen gegenüber dem Berliner Ex-Arbeitgeber verrechnet, sagte der | |
Anwalt von Schwarz, Peter Rölz. | |
23 Oct 2014 | |
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