# taz.de -- Nachtcafé-Moderator Wieland Backes: „In mir lodert noch das Feue… | |
> Es ist Schluss. 27 Jahre lang moderierte Wieland Backes das | |
> SWR-„Nachtcafé“. Er erzählt, warum er trotzdem kein Schwabe ist und was | |
> ein gutes Happy-End ausmacht. | |
Bild: „Meine Redaktion tendiert aus Marketinggründen dazu, die hübscheste F… | |
Wieland Backes ist das Gesicht des SWR. Er ist Gründer und Moderator des | |
„Nachtcafé“, der am längsten laufenden deutschen Talkshow. Jetzt hört er | |
auf. Im Interview mit der taz.am wochenende erzählt er von den Anfängen, | |
den Vorbildern und Fallstricken. Von seiner wilden Kindheit, seiner | |
Anti-Bürgerlichkeit und warum er nicht aus dem Studio getragen werden will. | |
Ein paar Auszüge aus dem Gespräch | |
taz: Seit 27 Jahren suchen Sie Wahrheiten über tödliche Krankheiten, | |
geliebte Haustiere, Samenspenderproblematiken bis hin zu sexueller Vielfalt | |
im Lehrplan. Was treibt Sie an? | |
Wieland Backes: Man trifft ja im Leben auf viele Herausforderungen. Mein | |
großes Glück ist: Ich habe die richtige für mich gefunden. Und das Glück | |
wird noch dadurch größer, dass die Zuschauer es auch so sehen und die | |
Spitze meines Senders ebenfalls. Das ist ein einmaliger Glücksfall. Meine | |
Dankbarkeit dem SWR gegenüber kommt von Herzen. | |
Sie sprechen viel mit Menschen, die das Leben hart erwischt hat, | |
Traumatisierten, Trauernden, unheilbar Kranken. Wie verhindern Sie, dass | |
Sie abstumpfen? | |
Es gibt eine déformation professionelle, das ist so. Ein Unfallarzt | |
entwickelt mit der Zeit ein professionelles Verhältnis zu seinen | |
Unfallopfern. So ist es bei mir mit den Schicksalen. Ich bemühe mich sehr, | |
sensibel zu bleiben, aber man ist einfach einiges gewohnt. | |
Manchmal sieht es so aus, als ob Sie selbst gleich einschlafen würden | |
während der Sendung. | |
Ja? | |
Sie schlafen aber nicht, Sie schnappen auch plötzlich zu. Sie sind ein | |
Meister im Unterbrechen. | |
Moment, wir haben den Ruf, die Talkshow zu sein, bei der man ausreden kann. | |
Eben, Sie machen das so, dass es nicht unangenehm auffällt. | |
Eine solche Sendung braucht Stringenz, und da hilft gelegentlich eine | |
sanfte Form von Brutalität. Sie müssen gut zuhören, den richtigen | |
Augenblick ergreifen - ein Luftholen zum Beispiel - und dann schnell sein. | |
Herr Backes, würden Sie sich als schwäbischen Bürgerlichen bezeichnen? | |
Ich fühle mich auch nach 66 Jahren hier nicht als Schwabe. Ich spüre das k. | |
u. k. Blut in mir, ich bin emotionaler und outspokener als der | |
Durchschnittsschwabe. | |
Emotionaler und outspokener als ein Schwabe? | |
Ich wirke zwar ruhig, aber in mir lodert immer noch das Feuer. | |
Aber etwas bürgerlich sind Sie schon? | |
Ich bin auch nicht bürgerlich. Ich bin ein Kind von 1968. Ich war nicht im | |
SDS oder in einer K-Gruppe, aber ich bin vom Geist dieser Zeit geprägt. Den | |
Mief der fünfziger und frühen sechziger Jahre habe ich noch selbst erlebt, | |
und er war mir zutiefst zuwider. Ich träumte von einer freieren, einer | |
weniger starren und weniger intoleranten Gesellschaft. | |
Ihre letzte Sendung läuft am 12. Dezember, Nachfolger wird Michael | |
Steinbrecher. Die große Frage: Was sind Sie ohne Ihre Sendung? | |
Der Bildschirm ist eine Droge, viele können nicht loslassen und müssen von | |
den Entscheidern aus dem Studio getragen werden. Das ist nicht gut. Das | |
habe ich vermieden. Wir erleben mit dem "Nachtcafé" ein sehr erfolgreiches | |
Jahr und Quoten wie lange nicht mehr. Ich liebe meine Sendung, und wie es | |
ohne sie ist, das muss ich wirklich erst am Leib erfahren. Aber mir scheint | |
zu gelingen, was ich mir schon sehr lange vorgenommen hatte. Der Schluss | |
muss gut sein: ein Happy End. | |
Das komplette Gespräch mit Wieland Backes lesen Sie in der aktuellen taz.am | |
wochenende vom 29./30. November 2014. | |
29 Nov 2014 | |
## AUTOREN | |
Peter Unfried | |
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