| # taz.de -- Lernen bei Schimpansen: Geschicklichkeit ist erblich | |
| > Sie sind erfinderisch und geschickt im Umgang mit Werkzeugen. Diese | |
| > Fähigkeiten der Schimpansen sind auch genetisch bedingt. | |
| Bild: Amelie und Mutter Pia im Schimpansen-Freigehege des Serengeti-Parks Hoden… | |
| ATLANTA dpa | Die Gene entscheiden mit darüber, wie schnell sich | |
| Schimpansen mit Hilfe eines Werkzeugs einen Leckerbissen angeln können. Das | |
| Geschick beim Werkzeug-Gebrauch ist bei den Tieren nämlich erblich, | |
| [1][berichten Wissenschaftler in den Proceedings B der britischen Royal | |
| Society] nach einer Untersuchung von Schimpansen in Gefangenschaft. Frühe | |
| soziale Erfahrungen, also etwa ob die Affen von der Mutter oder von | |
| Menschen aufgezogen worden waren, beeinflussten die Geschicklichkeit | |
| dagegen nicht maßgeblich. | |
| Viele Tiere benutzen Werkzeuge, aber Schimpansen sind darin besonders gut | |
| und flexibel. Sie fischen zum Beispiel mit dünnen Zweigen Termiten aus | |
| deren Bauten, knacken Nüsse mit Hilfe von Steinen oder benutzen Speere zur | |
| Jagd. Zum Teil verfügen verschiedene Populationen, manchmal sogar | |
| benachbarte Gruppen, über individuelle Werkzeug-Kulturen mit eigenen | |
| Gebrauchsmethoden. Inwieweit die Fähigkeiten beim Erwerben und Benutzen von | |
| Werkzeugen erblich sind, sei bisher kaum untersucht, schreiben die | |
| Wissenschaftler um William Hopkins von der Georgia State University in | |
| Atlanta. | |
| Sie beobachteten nun 243 Schimpansen, die in zwei Forschungszentren leben, | |
| bei einem Experiment. Die Tiere mussten mit einem Lutscherstiel in einem | |
| engen Loch herumstochern, um an eine Leckerei wie Barbecue-Soße oder Sirup | |
| zu kommen. Die Forscher maßen, wie viel Zeit die Tiere dazu brauchten und | |
| welche Hand sie bei jedem ihrer 50 erfolgreichen Versuche benutzten. | |
| Einige der Schimpansen waren noch vor Mitte der 1970er Jahre aus der | |
| Wildnis in die Forschungszentren gekommen. Die meisten waren dort geboren | |
| und entweder von der eigenen Mutter oder von einem Menschen aufgezogen | |
| worden. Die Verwandtschaftsverhältnisse der Tiere waren den Forschern | |
| bekannt. Die beiden Gruppen sind genetisch nicht verwandt. | |
| ## Auch Händigkeit ist erblich | |
| Die Wissenschaftler stellten nun in beiden Populationen fest, dass sowohl | |
| die Geschicklichkeit als auch die Händigkeit (Bevorzugung einer Hand) der | |
| Tiere erblich ist. Sie vermuten, dass die gleichen Gene für beide | |
| Eigenschaften verantwortlich sind. Die Art der Aufzucht der Tiere | |
| beeinflusste die Geschicklichkeit hingegen nicht. Je älter die Schimpansen | |
| waren, desto länger brauchten sie für die Aufgabe, berichten die Forscher | |
| weiter. Und unter den Männchen waren mehr Linkshänder als unter den | |
| Weibchen. | |
| Ob motorisches Geschick auch bei anderen Arten erblich ist, müssten weitere | |
| Untersuchungen zeigen, schreiben die Forscher. Die genetischen | |
| Voraussetzungen für den Werkzeug-Gebrauch waren vermutlich bereits bei dem | |
| letzten gemeinsamen Vorfahren von Schimpansen und Menschen vorhanden. | |
| Kürzlich konnten Forscher erstmals in freier Wildbahn beobachten, wie | |
| Schimpansen voneinander lernen, neue Werkzeuge zu verwenden. Die | |
| Wissenschaftler um Thibaud Gruber von der Universität Neuchâtel in der | |
| Schweiz hatten Schimpansen im Budongo-Schutzgebiet im Nordwesten Ugandas | |
| beobachtet. Die Tiere nutzen Schwämme aus zerkauten Blättern, um Wasser aus | |
| Baumhöhlen zu holen. Ausgehend von dem dominanten Männchen der Gruppe | |
| [2][breitete sich innerhalb weniger Tage] eine neue Methode in der Gruppe | |
| aus, bei der das Wasser mit Moos-Schwämmen aufgenommen wird. | |
| 17 Dec 2014 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://rspb.royalsocietypublishing.org/content/282/1800/20141223 | |
| [2] http://www.sci-news.com/biology/science-social-learning-wild-chimps-02184.h… | |
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