# taz.de -- Unglück bei Silvesterfeier in Shanghai: Polizei räumt Versagen ein | |
> Nach der Massenpanik in Shanghai räumen die Behörden Fehler ein. Es waren | |
> bei der Neujahrsfeier zu wenig Polizisten anwesend. 36 Menschen starben. | |
Bild: Es war doch nicht der Geldscheinregen. Die Polizei war auf die Großveran… | |
BERLIN taz | Schanghais Polizei hat Fehler im Umgang mit der unerwartet | |
großen Zahl der Silvesterfeiernden an der berühmten Uferpromenade Bund am | |
Huangpu-Fluss zugegeben. [1][Bei einem Massenansturm] waren dort in der | |
Neujahrsnacht 36 Feiernde, mehrheitlich junge Frauen, zu Tode gequetscht | |
worden. 49 weitere wurden verletzt. | |
„Die Polizei hat sich verschätzt, wie viele Menschen zu diesem Ereignis | |
kommen würden“, räumte Cai Lixin, Vizepolizeichef der chinesischen | |
Vorzeigemetropole, den Staatsmedien zufolge ein. Die Polizei bedauere ihr | |
Versagen. In den später zensierten, anfangs aber ungewöhnlich kritischen | |
Medienberichten äußern Schanghaier Bürger ihr Unverständnis. An normalen | |
Feiertagen sei der Zugang zum Bund reglementiert, doch jetzt zu Silvester | |
sei dies nicht erfolgt. | |
Dabei hatten die Behörden wegen Sicherheitsbedenken eine am dortigen | |
Chen-Yi-Platz geplante Lasershow schon vor einer Woche abgesagt. Vor einem | |
Jahr hatten dort rund 300.000 Menschen gefeiert. Während jetzt trotzdem | |
Zehntausende kamen, hatte die Polizei nach eigenen Angaben zunächst nur 700 | |
Kräfte vor Ort. Sie wurde zum Opfer ihrer eigenen vorsorglichen Absage der | |
Großveranstaltung. Denn diese fand spontan trotzdem statt, nur ohne Show | |
und mit zu wenig Sicherheitskräften. Erst später wurden weitere 500 Beamte | |
geschickt. | |
Die Polizei dementierte erste Berichte, wonach Geldscheine die Massenpanik | |
ausgelöst hätten, die von einem Gebäude geworfen wurden. Dies sei erst kurz | |
nach der Katastrophe geschehen. Mit nachgemachten Dollargutscheinen hatte | |
ein Nachtclub geworben. | |
## Größeres Unglück verhindert | |
Staatspräsident Xi Jinping ordnete inzwischen eine Untersuchung des | |
Unglücks an. Nach Angaben von Augenzeugen kam es an einer Treppe zu der | |
Katastrophe. Dort seien sich aus entgegengesetzten Richtungen drängende | |
Menschenmengen begegnet, die gestürzte Personen zerquetscht hätten. Die | |
Rettungskräfte kamen nur mühsam zu den Opfern. Die zunächst viel zu wenigen | |
Krankenwagen waren mit Verletzten überfüllt. | |
In Videoaufnahmen von der Unglücksstelle ist zu sehen, dass trotz der | |
Schreie von Verletzten aufgrund des großen Lärms viele Menschen nicht | |
mitbekamen, was passierte. So drängten immer weitere Personen nach. | |
In Chinas sozialen Netzwerken wird eine Gruppe junger Menschen gelobt, die | |
von ihrem erhöhten Standort aus die Katastrophe erkannt hatten. Sie | |
bildeten einen gemeinsamen Sprechchor und forderten die Menge – unterstützt | |
mit entsprechenden Armbewegungen – auf, zurückzubleiben. Das könnte weitere | |
Opfer verhindert haben. | |
In Peking hatte die Polizei erst wenige Minuten vor Mitternacht eine Feier | |
vor dem China World Trade Center abgesagt, weil der Platz dort überfüllt | |
war. Die Beleuchtung des höchsten Gebäudes der Stadt wurde kurzerhand | |
abgeschaltet. Doch die Menschen verblieben einfach an Ort und Stelle. | |
In Schanghai kämpften am Tag nach der Katastrophe Angehörige um | |
Informationen und Zugang zu den Opfern. Die Kliniken waren zum Teil von der | |
Polizei abgesperrt. | |
2 Jan 2015 | |
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## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
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