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# taz.de -- Unternehmensführung: Kick it like McKinsey
> Zielfindung und -vereinbarung, Leistungsdiagnostik und Spieler, die sich
> benoten sollen: Wie im Profi-Fußball das Personalmanagement die
> Spielerkabinen erobert.
Bild: "Wir werden die Zielfindung mit der Mannschaft besprechen": HSV-Trainer J…
HAMBURG taz | Nachdem Trainer Joe Zinnbauer im September die
Bundesliga-Mannschaft des Hamburger SV übernommen hatte, erntete er neben
viel Lob für seine Motivationskünste auch Staunen – über seine Methoden. Es
drang durch, dass die Spieler sich selbst benoten sollten, ein Novum nicht
nur in der HSV-Kabine. Und dabei nur ein weiteres Indiz dafür, dass nach
der Umgestaltung der Fußballvereine zu Wirtschaftsunternehmen der
Anpassungsprozess auf einer neuen Stufe steht: Das Methodenarsenal moderner
Betriebsführung hält nach Vorständen, Finanz- und Marketingabteilungen nun
auch Einzug ins Kerngeschäft, in die Mannschaftsführung.
„Intensive Positionsbetrachtung, Gruppenanalyse – auch die Spieler selbst
sind gefordert, ihre Leistung einzuordnen“, sagte Zinnbauer. „Dazu gehört,
dass sich die Profis selbst Noten für ihren Auftritt geben sollen,
wohlgemerkt aber vor Beginn der Analyse. Es wird wie immer einen
Zusammenschnitt mit positiven und negativen Beispielen von unserem
Analyseteam geben.“ Der Trainer hörte sich dabei an wie der Dozent eines
Führungskräfte-Seminars der späten 90er Jahre, als im Personalmanagement
großer Unternehmen Begriffe wie Leistungsdiagnostik, Feedback-Systeme,
Zielorientierung und Selbstmanagement um sich griffen.
## Zuerst in der Bankenbranche
Es ist wohl kein Zufall, dass derlei jetzt ausgerechnet in der
Trainingslehre von Zinnbauer aufblitzt, der eine Karriere als
millionenschwerer Finanzunternehmer hinter sich hat. Zuerst wurde ja in der
Banken- und Versicherungsbranche das althergebrachte ergebnisorientierte
Kommandosystem überführt in ein „Management by objectives“ – Führen du…
Zielvereinbarungen –, bei dem die Mitarbeiter in die Zielfindung
eingebunden werden. „Wir werden die Zielfindung mit der Mannschaft
besprechen“, sagte denn auch Zinnbauer vor Beginn der Vorbereitung auf die
Bundesliga-Rückrunde, „und eine Zielvereinbarung durchführen.“
Vorreiter der Übertragung von Motivations-Methoden aus der Wirtschaft war
einst Christoph Daum, der als erster Trainer von Selbststeuerung sprach und
seine Spieler mit nackten Füßen über Glasscherben laufen ließ. Der
entscheidende Schritt erfolgte aber in der Nationalmannschaft: „Klinsmann
und Löw haben damals den McKinsey-Fußball nach Deutschland gebracht“,
schreibt die Wirtschaftswoche. Mit ihnen hätten „den Deutschen
Eigenverantwortung und Effizienz, Spannkraft und Leistung plötzlich nach
vorne drängelnden Spaß“ gemacht.
## Professionalisierung am Millerntor
Spaß, wie ihn auch der FC St. Pauli seinem Publikum endlich wieder
vermitteln will: Auch am Millerntor hält modernes Personalmanagement
Einzug. Gleich zu Beginn sprach der neue Präsident Oke Göttlich davon, dass
er die internen Strukturen der Entscheidungsfindung, Personalauswahl und
Leistungskontrolle professionalisieren will.
Mit Vorstandsvize und Unternehmensberater Joachim Pawlik steht ihm ein
Fachmann für Leistungsdiagnostik zur Seite. Bekanntschaft mit dessen
Methoden machte als einer der ersten Deniz Naki: Der Ex-Spieler, der gerne
wieder bei St. Pauli anheuern würde, hat es nach eigenen Aussage abgelehnt,
einen zugeschickten Fragebogen zu bearbeiten, „dessen Ausfüllen lt.
Anleitung ca. 120 Minuten in Anspruch genommen hätte“.
Vor der Verpflichtung von Ewald Lienen zum Trainer soll der Vorstand ein
beträchtliche Anzahl externer Berater hinzugezogen haben – auch das ein
Indiz für einen neuen Führungsstil, den Beobachter mit „der
Internet-Ökonomie des Silicon Valley“ (Zeit online) vergleichen, dem
„Führen durch Ideen“. Dazu passt der Aufruf Lienens an seine Spieler, sich
während des Spiels gegenseitig zu coachen.
11 Jan 2015
## AUTOREN
Ralf Lorenzen
## TAGS
Unternehmen
Profi-Fußball
50+1-Regel
Deniz Naki
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
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