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# taz.de -- Freeclimber am „El Capitan“: Fast drei Wochen bis zum Gipfel
> Zum ersten Mal gelingt zwei Kletterern die Überwindung der Dawn Wall des
> El Capitan. Ohne Hilfsmittel benötigten sie 19 Tage für die 915 Meter
> hohe Felswand.
Bild: In der Wand: Kevin Jorgeson (in grün) und Tommy Caldwell.
YOSEMITE NATIONALPARK ap | Nur mit Hilfe ihrer Hände und Füße ist zwei
Kletterern aus den USA im Yosemite Nationalpark ein spektakulärer Aufstieg
auf den größten Granit-Monolithen der Welt geglückt. Der 30-jährige Kevin
Jorgeson und sein sechs Jahre älterer Kollege Tommy Caldwell sind die
ersten, die die knapp 915 Meter hohe Dawn Wall des El Capitan ohne
Hilfsmittel bezwangen. Sie waren am 27. Dezember zu ihrem Abenteuer in dem
Nationalpark im US-Staat Kalifornien aufgebrochen, ehe sie am Mittwoch
(Ortszeit) an der Spitze angelangten.
Die vertikal aufragende Seite des Granitfelsens ist unter Extremsportlern
als der schwierigste Aufstieg der Welt bekannt. Der Capitan ist der größte
Granit-Monolith der Erde und zieht Bergsteiger seit Jahrzehnten in seinen
Bann. Es gibt 100 Routen hinauf – als Freeclimber die Dawn Wall des „El
Cap“ zu bezwingen, hatte vor Caldwell und Jorgeson jedoch noch keiner
geschafft. Selbst US-Präsident Barack Obama gratulierte: Diese beiden
Männer, schrieb das Weiße Haus auf Twitter, „erinnern uns daran, dass alles
möglich ist“.
Beim Freeclimben nutzen die Kletterer nur ihre eigene Körperkraft und ihre
Hände und Füße, um den glatten Granitstein zu bezwingen. Die Ritzen, in
denen sich die beiden an der Dawn Wall festhielten, waren dünn und scharf
wie Rasierklingen, andere hatten die Größe eines Zehn-Centstücks. Der Halt
für die Füße war meist nicht größer als eine kleine Delle in der Wand.
Das Vorhaben von Caldwell und Jorgeson dauerte fast drei Wochen. Abstürze
und Verletzungen, vor allem an den Händen, hatten die beiden jungen Männer
immer wieder zurückgeworfen. Ihre Klettergurte und Seile benutzten sie
lediglich zur Absicherung, nicht aber als Hilfsmittel beim Aufstieg.
## Frenetischer Jubel
Caldwell beendete die 19-tägige Klettertour am Mittwoch als Erster. Als
Jorgeson ihm wenige Minuten später folgte, fielen sich die beiden
Extremsportler glücklich in die Arme und reckten die Hände nach oben.
Anschließend wechselten sie ihre Kleidung und wanderten bis zum Gipfel des
El Capitan. Während sie knapp 200 Menschen – darunter auch Caldwells Vater
Mike – mit frenetischem Jubel begrüßten, verfolgten andere Angehörige das
Ende ihres Aufstiegs vom Boden aus mit Teleskopen.
Caldwells Mutter Terry sagte, ihr Sohn hätte die Spitze bereits vor einigen
Tagen erreichen können. Doch er habe auf seinen Freund gewartet, um
sicherzugehen, dass sie gemeinsam an ihrem jahrelangen Ziel angelangten.
„Das ist eine tiefe, beständige, lebenslange Freundschaft, die sich durch
das gemeinsame Leiden an der Wand aufgebaut hat“, sagte sie.
Die beiden Kletterer aßen und schliefen während ihres Aufstiegs in Zelten,
die vertikal an der Felswand angebracht waren. Sie ernährten sich von
Dosenpfirsichen und tranken gelegentlich einen Schluck Whiskey. Schnitte in
ihren Handflächen begleiteten sie seit kurz nach Beginn der Reise. Um
dennoch weiterklettern zu können, nutzten sie Verbände und sogar
Sekundenkleber.
Ihre Fans in aller Welt hielten die Freeclimber in Sozialen Netzwerken auf
dem Laufenden. „So enttäuschend das hier ist, ich lerne neue Stufen der
Geduld, Beharrlichkeit und Begierde“, postete Jorgeson. „Ich gebe nicht
auf. Ich werde Pausen machen. Ich werde es noch einmal versuchen. Ich werde
es schaffen.“
15 Jan 2015
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