# taz.de -- Kommentar Polizeistrategie: Der Angriff schadet allen | |
> Senator und Polizeipräsident wollen festhalten an Deeskalation und | |
> trennen zwischen „friedlicher“ Ultra-Szene und „Straftätern“. Dies | |
> Besonnenheit ist ein Glück nicht nur für die Bremer Ultra-Szene. | |
Bild: Herausforderung: Besonnener Umgang mit Fangewalt. | |
HAMBURG taz | Die Reaktion von Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) und | |
Polizeipräsident Lutz Müller ist bemerkenswert: Nach einem Angriff auf | |
Augsburger Ultras und drei Zivilpolizisten durch 60 vermummte Werder-Ultras | |
in Bremen hätten beide jeden Anlass gehabt, sich als Hardliner zu | |
präsentieren – und mehr Polizei vor dem Weser-Stadion aufzufahren, mehr | |
Kontrolle, mehr Repression. Zumal in drei Monaten in Bremen gewählt wird | |
und Mäurer und Müller zuletzt in der Defensive waren, als das Bremer | |
Fan-Projekt eine „zunehmende Kriminalisierung“ der Fans anprangerte und | |
mehr Zurückhaltung der Polizei forderte. | |
Doch sie gehen einen anderen Weg: Senator und Polizeipräsident sprechen vom | |
Festhalten an Deeskalation, von Dialog und davon, klar zu trennen zwischen | |
„friedlicher“ Ultra-Szene und „Straftätern“, gegen die hart vorgegangen | |
werden soll. Diese Besonnenheit ist ein Glück nicht nur für die Bremer | |
Ultra-Szene: Die ist deutlich links geprägt, engagiert sich gegen | |
Diskriminierung und Homophobie und drängte den Einfluss der Neonazis im | |
Stadion zurück – was allen nützt, auch Werder Bremen. | |
In der Praxis allerdings wird die Repression wohl zunehmen. Denn die Szene | |
hat nun mal einen gewissen Hang zur Gewalt, die Beteiligten stehen in den | |
Ultra-Gruppen Seit’ an Seit’ mit Unbeteiligten, die den jüngsten Angriff | |
vielleicht nicht gutheißen, sich aber auch nicht entsolidarisieren. Die | |
rhetorische Trennung zwischen „friedlichem Ultra“ und „brutalem Straftät… | |
ist in der Praxis kaum zu machen – darum wird es alle treffen. | |
Zu hoffen bleibt, dass die Behörden dennoch nicht den harten Kurs | |
einschlagen und etwa bestimmte linke Ultra-Gruppen verbieten, die die | |
Polizei schon länger auf dem Kieker hat; es gibt Äußerungen Müllers, die | |
das andeuten. Nach dem jüngsten Urteil des Bundesgerichtshofs wäre es | |
denkbar: Hooligan-Gruppen können seit Ende Januar als kriminelle | |
Vereinigungen eingestuft werden. Aber wer sagt, wen man so definiert? | |
18 Feb 2015 | |
## AUTOREN | |
Jean-Philipp Baeck | |
## TAGS | |
Fangewalt | |
Polizei | |
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