Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Prozess: Das Ende einer Männerapotheke
> Der Betreiber eines virtuellen Potenzladens muss sich wegen unerlaubten
> Arzneihandels verantworten – und sein Anwalt soll Post für ihn
> geschmuggelt haben.
Bild: Auch mit gefälschtem Viagra lassen sich gute Geschäfte machen.
BREMEN taz | Am Ende wurde Herrn K. eine Briefmarke zum Verhängnis. Also
eine, die er nicht ordnungsgemäß bezahlt hat. Dabei hätte er das echt nicht
nötig gehabt: Seine Geschäfte auf [1][www.potenzladen.de] liefen sehr gut:
739.485 Euro soll er verdient haben, und das in nur etwas mehr als einem
Jahr. Nun muss sich der 26-Jährige allerdings vor dem Bremer Landgericht
verantworten, wegen unerlaubten Handels mit Arzneimitteln.
Vor Gericht schweigt der Angeklagte, erst mal, und weil er nicht so gerne
fotografiert werden will, hält er sich die Mens Health vors Gesicht. Die
neue Ausgabe berichtet unter anderem, wie „Der perfekte Sex-Tag“ aussieht
und verrät, „Was Dr. Penis ihnen rät“. Die Firma von Herrn K. half in
diesem Fall gerne mit Viagra und anderen verschreibungspflichtigen
Medikamenten gegen erektile Dysfunktion. Die er mangels Approbation gar
nicht hätte verkaufen dürfen. Mindestens zum Teil waren sie aber ohnehin
gefälscht. Er bezog sie aus Indien, unter anderem, aber auch aus dem
EU-Ausland. Die Gewinne wiederum soll er, so die Anklage, zum erheblichen
Teil ins ferne Hongkong transferiert haben. Wo das Geld jetzt ist? Unklar.
Die Behörden konnten bislang wohl nur kleinere Summen konfiszieren.
Verhaftet hat ihn die Polizei im vergangenen September, seither sitzt K. in
Untersuchungshaft. Schon Monate zuvor lancierten die Ermittlungsbehörden
eine fingierte Bestellung bei ihm, oder wohl eher: bei Richard Friedrich
Braun, also einer der Aliaspersönlichkeiten von Herrn K. Später haben sie
ihn dann an der Autobahn in seinem BMW erwischt, mit 1.200 Schachteln
Viagra hinten drin und fast 500 anderen einschlägigen Medikamenten.
Insgesamt wurden rund 187 Kilogramm der so genannten Arznei beschlagnahmt,
über 64.000 Packungen. Juristen nennen das gewerbsmäßigen Handel, kein
minderschwerer Fall also – Strafmaß: bis zu zehn Jahren. K. betrieb Lager
in Hamburg und Berlin, mietete einen Firmenbriefkasten in Hannover, hatte
eine Strohfrau, Komplizen, falsche Konten. Verschickt hat er seine Post
meist aus Bremen.
Am Ende könnte er trotz allem mit einem Deal davon kommen, also einer
Freiheitsstrafe auf Bewährung, wenn er sich geständig zeigt und zur
Aufklärung des Falles beiträgt. Also auch sagt, wo all das Geld abgeblieben
ist, es wieder raus rückt. Nun droht dieser Deal jedoch zu platzen. Wegen
des – inzwischen ersetzten – Pflichtverteidigers, Rechtsanwalt Carsten E.
Der nämlich steht im dringenden Verdacht, über mehrere Monate hinweg die
Post des Anklagten an der Postkontrolle vorbei geschmuggelt zu haben,
private Briefe, aber durchaus auch solche „mit Verfahrensbezug“, wie es
heißt.
Die Kassiber wurden beschlagnahmt, einige davon sollen wohl auch in der
Hauptverhandlung verlesen werden. E. machte bislang zu den Vorwürfen
offenbar keine Aussage. Der Anwalt könnte sich aber der Strafvereitelung
schuldig gemacht haben, auch Begünstigung des Angeklagten oder gar
Tatbeteiligung kommen in Frage. Und dann geht es nicht mehr nur um eine
Ordnungswidrigkeit. Sondern womöglich sogar um die Zulassung als Anwalt.
24 Feb 2015
## LINKS
[1] http://www.potenzladen.de
## AUTOREN
Jan Zier
Jan Zier
## TAGS
Viagra
Medikamente
Prozess
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.