# taz.de -- Nach Rücktritt des Polizeichefs: Beamte in Ferguson angeschossen | |
> Nach Rassismusvorwürfen tritt auch der Polizeichef von Ferguson zurück. | |
> Das wurde von den Bürgern der US-Stadt gefeiert – dabei fielen Schüsse. | |
Bild: 11. März in Ferguson: Eine Frau teilt der Polizei ihre Meinung mit | |
ST. LOUIS dpa/ap | Vor der Polizeistation in der US-Stadt Ferguson | |
(Missouri) sind zwei Polizisten angeschossen worden. Die Schüsse seien am | |
frühen Donnerstagmorgen (Ortszeit) gefallen, als Polizisten und rund 150 | |
Demonstranten nach der Rücktrittsankündigung von Behördenchef Thomas | |
Jackson am Vortag aufeinandergetroffen seien, berichtete die Zeitung The | |
St. Louis Post-Dispatch. | |
Als die Schüsse fielen, war die Menge im Begriff, sich aufzulösen. Einige | |
Protestler seien zu Boden gefallen, andere weggerannt, berichtete die | |
Zeitung. Im Anschluss hätten viele Polizisten das Gebäude umstellt. Ein 44 | |
Jahre alter Polizist sei an der Schulter und sein 32 Jahre alter Kollege im | |
Gesicht getroffen worden, sagte der Polizeichef des Bezirks St. Louis, | |
Colonel Jon Belmar, während einer Pressekonferenz am frühen | |
Donnerstagmorgen (Ortszeit). Ihre Verletzungen seien ernsthaft, sie | |
schwebten jedoch nicht in Lebensgefahr. | |
Jackson ist bereits der sechste Angestellte, der im Zusammenhang mit der | |
Veröffentlichung eines Berichts des Justizministeriums zurücktritt oder | |
gefeuert wird. In dem Report waren Fälle von Rassismus und Versäumnisse bei | |
der Polizei von Ferguson aufgedeckt worden. Jackson werde sein Amt am 19. | |
März abgeben, sagte Bürgermeister James Knowles am Mittwoch. Der Schritt | |
sei eine „gemeinsame Entscheidung“ der Polizei und der Stadt. | |
Jackson war bereits nach den Todesschüssen auf den schwarzen Jugendlichen | |
Michael Brown im Sommer 2014 schwer in die Kritik geraten. Die Schüsse des | |
weißen Polizisten auf den unbewaffneten Teenager lösten damals landesweite | |
Empörung und Unruhen in Ferguson aus. Wegen massiver Gewalt, mit der die | |
Polizei gegen die Demonstranten vorging, geriet Jackson zusätzlich in die | |
Kritik. Einen Rücktritt lehnte er aber stets ab. Jackson war fünf Jahre im | |
Amt. | |
Auslöser seiner Entscheidung dürften daher eher die jüngste Kritik des | |
Justizministeriums sein: In einem ausführlichen Bericht hielt das | |
Ministerium der Polizei weit verbreitete rassistische Diskriminierung vor. | |
Polizisten gingen häufig mit unverhältnismäßiger Gewalt gegen Schwarze vor, | |
hielten diese ohne ersichtlichen Grund an und verfolgten sie wegen | |
Bagatelldelikten. | |
## „Tiefes Misstrauen und Feindschaft“ | |
Außerdem würden Schwarze besonders übermäßig häufig mit Geldstrafen belegt | |
– mit dem Ziel, die Kassen der Stadt aufzufüllen. Justizminister Eric | |
Holder stellte den Bericht vor einer Woche persönlich vor und sprach von | |
einer „schwer vergifteten Atmosphäre“ in der Stadt. Sein Fazit: Das | |
Verhältnis der Polizei zu den Menschen in Ferguson sei „von tiefem | |
Misstrauen und Feindschaft“ geprägt. | |
Auch der Verwaltungschef von Ferguson, John Shaw, werde sein Amt abgeben, | |
berichtete St. Louis Post-Dispatch. Als „City Manager“ war Shaw weitgehend | |
für die Finanzen verantwortlich – und damit auch für den Missbrauch von | |
Geldstrafen. Auch ein Richter und Polizeioffiziere hätten bereits ihren | |
Rücktritt eingereicht, hieß es. | |
Ob die Stadt durch diese Rücktritte allerdings tatsächlich zur Ruhe kommt, | |
ist unklar. Kritiker fordern, dass die gesamte Polizei des Vorortes von St | |
Louis aufgelöst werden solle. Die Behörde solle von der Polizeidirektion in | |
St. Louis übernommen werden, die bereits die Polizeiämter auch anderer | |
Vororte mit verwalte. | |
12 Mar 2015 | |
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