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# taz.de -- Katholikentag in Münster: Die Stadt zahlt nicht
> Bargeld gibt es keines für den Katholikentag 2018. Die Gastgeber wollen
> das Laientreffen lieber mit Sachmitteln fördern.
Bild: Sonne über Münster, Stadt des Katholikentages 2018.
MÜNSTER taz | Der 101. Deutsche Katholikentag mit dem Leitthema „Frieden“
soll im Mai 2018 in Münster stattfinden – aber erstmals in Deutschland ohne
einen Barzuschuss der Gastgeberstadt. Das hat der Rat der Stadt Münster am
Mittwochabend mit den Stimmen von SPD, Grünen und Linkspartei beschlossen.
Auf einen entsprechenden Ratsantrag hatten sich die drei Fraktionen vor der
Ratssitzung verständigt.
Die hochverschuldete Stadt will die Veranstaltung der katholischen Laien
statt mit Geld lieber mit Sachmitteln fördern. Die Kosten dafür sollen
jedoch deutlich unter 1,2 Millionen Euro bleiben – und damit unter der
Höhe, die die Verwaltung dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK)
gewähren wollte.
Diese soll nun mit dem ZdK Möglichkeiten wie Überlassung von städtischen
Räumen oder verbilligte Bustickets erörtern. Bis zur nächsten Ratssitzung
soll den Stadtverordneten ein Kostenverzeichnis für Sachleistungen
vorliegen. Rüdiger Sagel von der Linken spricht von einem Kostenrahmen
„zwischen null und 600.000 Euro“.
Dem Ratsbeschluss ging eine zweistündige, emotional geführte Debatte
voraus. Auf der einen Seite standen die Befürworter bei der CDU, auf der
Gegenseite die Kritiker des vom ZdK beantragten Barzuschusses von 1,2
Millionen Euro in den Reihen der anderen Fraktionen. CDU-Oberbürgermeister
Markus Lewe zeigte sich enttäuscht und besorgt zugleich: „Draußen im Land
könnte gefragt werden, ob Münster überhaupt noch Großveranstaltungen will.�…
Und Fraktionschef Stefan Weber vergaloppierte sich gar mit der Aussage:
„SPD und Grüne fordern Barleistungen für Sozialhilfeempfänger, lehnen sie
für das Zentralkomitee der Katholiken aber ab.“
## Absage unwahrscheinlich
Auf Seiten der Mehrheit war die Erleichterung nach dem Beschluss deutlich
zu spüren. „Unsere Grundaussage gilt: keine Verschuldung durch Zuschuss!“,
betonte SPD-Fraktionsvorsitzender Michael Jung. Otto Reiners von den Grünen
sprach von einer „guten Entscheidung für Münster“. Mit einer Absage der
Katholiken an Münster als Gastgeber rechnen die Vertreter der Mehrheit nach
ihrem Ratsbeschluss indes nicht.
Die Katholiken reagierten mit Bedauern und Unverständnis auf den
Ratsbeschluss. „Ein Rückschlag“, sagte der Generalsekretär des
Zentralkomitees Stefan Vesper. Doch in einer Pressemitteilung zeigte er
sich „jederzeit bereit, mit der Stadtverwaltung über die Bereitstellung von
Sachleistungen durch die Stadt zu sprechen, damit das Vorhaben, den
Katholikentag im Jahr 2018 in Münster durchzuführen, möglichst noch sicher
gestellt werden“ könne.
In Münsters Nachbarschaft hat der Streit um die Finanzierung des
Kirchentags unterdessen Begehrlichkeiten geweckt. Ein Landtagsabgeordneter
sowie ein Kreisvorsitzender – beide von der FDP – bieten der
Universitätsstadt Finanzhilfe aus den Landkreisen Coesfeld und Warendorf
an, um die Großveranstaltung zu finanzieren. Dafür sollen einige
Veranstaltungen und ein Teil der Unterbringung der Teilnehmer in den beiden
Kreisen stattfinden. Und das, obwohl die liberalen Parteifreunde in
Münsters Rat gegen jegliche Förderung des Katholikentags votiert haben.
In dieser Woche sollten auch die Entscheidungen über die beantragten
Landeszuschüsse für den Deutschen Katholikentag 2018 in Münster und den
Deutschen Evangelischen Kirchentag ein Jahr später in Dortmund fallen.
Bislang sind diese Anträge stets von der NRW-Landesregierung durchgewunken
worden. Für den Katholikentag hat das ZdK eine Förderung von 1,6 Millionen
Euro in Düsseldorf beantragt. Das rot-grüne Kabinett hat die
Beschlussfassung darüber jedoch wegen des Flugzeugabsturzes in Frankreich
verschoben.
27 Mar 2015
## AUTOREN
Thomas Krämer
## TAGS
Münster
Katholikentag
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katholisch
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