# taz.de -- Science-Fiction-Theater: „Wir dürfen schlecht zaubern“ | |
> Schauspiel-Hannover-Intendant Lars-Ole Warburg über sein erstes | |
> Jugendtheaterstück, Erinnerungen ans Erwachsenwerden und den theatralen | |
> Umgang mit Comic- und Science-Fiction-Elementen. | |
Bild: Egal, ob für Jung oder Alt: Lars-Ole Walburg interessieren gute Storys u… | |
taz: Herr Walburg, zum ersten Mal inszenieren Sie mit „Wie ich Johnny Depps | |
Alien-Braut abschleppte“ für das Schauspiel Hannover ein Stück für | |
Jugendliche. Wie ist es dazu gekommen? | |
Lars-Ole Walburg: Ich denke gar nicht darüber nach, ob ich im Jungen | |
Schauspiel inszeniere. Für mich ist wichtig, dass der Stoff mich | |
interessiert. Als ich das Buch gelesen habe, musste ich nicht nur herzlich | |
lachen, sondern fühlte mich total an meine eigene Jugend erinnert. | |
Situationen, die ich als Dreizehn- oder Vierzehnjähriger erlebt hatte, | |
standen mir total plastisch vor Augen. Ich konnte mich mit diesem Jungen, | |
um den es da geht, sehr gut identifizieren. | |
Erzählt man eine Geschichte für Jugendliche anders als für Erwachsene? | |
Letztendlich geht es immer darum, eine gute Story zu haben und gutes | |
Theater zu machen, für Jung oder Alt ist dabei für mich eigentlich egal. | |
Das Stück ist auch Ihr erster Ausflug auf die kleine Ballhof-Bühne. | |
Ich freue mich total, endlich mal wieder auf einer kleineren Bühne zu | |
inszenieren. Das macht als Regisseur auch irgendwie Laune, wenn man mal | |
einen Wechsel hat. Man kann dort kammerspielartiger und differenzierter | |
arbeiten. Und natürlich ist der Druck auch ein anderer. | |
Also auch eine Art Auszeit? | |
Ja, und für mich vor allen Dingen auch eine Chance, mal die Kollegen hier | |
in der konkreten Arbeit kennenzulernen. Es ist etwas anderes, aber dadurch | |
ist es nicht einfacher, nur weil es ein Stoff für Jugendliche ist. | |
Ihre Kinder sind im selben Alter wie die Protagonisten des Stücks. | |
Das ist total lustig. Ich sitze zu Hause und frage meine 13-jährige | |
Tochter, welche Musik sie zum Thema Liebe hören würde. Und dann bin ich | |
total erstaunt, weil eben keine glücklichen Songs kommen, sondern total | |
depressive, wehmütige, traurige Lieder. Und die höre ich mir jetzt im | |
Augenblick auch an. | |
Das Stück ist ein Science-Fiction-Stoff. Lässt sich so etwas angemessen auf | |
die Bühne bringen? | |
Ich habe immer gesagt, Science-Fiction und Theater, das verträgt sich | |
überhaupt nicht. Mal schauen, wie es jetzt wird. Im Prinzip hat der Autor | |
etwas ganz Cleveres gemacht. Hinter der Comic-Fantasie eines 14-jährigen | |
Jungen hat er die Geschichte vom Erwachsenwerden und der ersten Begegnung | |
mit der Liebe und der Sexualität versteckt. Dass man sich eine Fantasiewelt | |
aufbaut, um diese Gefühlsverwirrungen auszuhalten, das kann man sich | |
eigentlich ganz gut vorstellen. Und das ist genau das, woran ich mich auch | |
erinnert habe. | |
Es geht also vor allem um Kopfkino? | |
Ich weiß noch ganz genau, wie beim ersten Engtanz die Synapsen-Schaltungen | |
im Kopf durcheinanderfunkten. Comic ist da, finde ich, auch eine ganz | |
schöne Vorlage, weil man eben nicht nur „Splash“ und so Sprechblasen vor | |
Augen hat, sondern im Prinzip auch ein E-Werk vorfindet, was da im Kopf | |
abrattert. | |
Welche Rolle spielen dann auf der Bühne all die Comic-Elemente? | |
Diese strenge Comic-Form haben wir gar nicht gesucht. Bei uns ist es | |
teilweise tatsächlich eher eine Auseinandersetzung mit der Frage, wie man | |
jetzt mit all diesen Science-Fiction-Elementen umgeht. Dieses Mädchen hat | |
ja in der Fantasie der Hauptfigur übernatürliche Kräfte. Sie kann | |
Astral-Zoomen, die kann sich in Sekundenschnelle von einem Ort zu einem | |
anderen bewegen, irgendwie. | |
Wie wird das auf der Bühne umgesetzt? | |
Das ist natürlich nicht wirklich möglich. Wir wollen aber auch nicht mit | |
Effekten konkurrieren, die wir aus dem Kino zur Genüge kennen. Das Theater | |
hat den Vorteil, dass wir schlecht zaubern dürfen – und das auch noch ganz | |
offen ausstellen. Das macht ja auch so großen Spaß am Theater: dass wir mit | |
sehr wenig Mitteln Behauptungen aufstellen, die im Publikum geglaubt | |
werden. | |
## ■ Hannover: So, 12. 4., 19.30 Uhr, Ballhof Eins. | |
10 Apr 2015 | |
## AUTOREN | |
Alexander Kohlmann | |
## TAGS | |
Hannover | |
Kino | |
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