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# taz.de -- Abstiegsduell SC Freiburg – Paderborn: Aufstand der Biedermänner
> Nach dem 2:1-Erfolg in Freiburg hat der SC Paderborn wieder beste
> Perspektiven. Die kollektive Missachtung scheint motivierend zu wirken.
Bild: Lassen sich nicht klein machen: Torhüter Lukas Kruse (r.) und seine Mits…
FREIBURG taz | Natürlich haben auch am Samstagabend viele Menschen mit
Sympathien für den Gegner des SC Paderborn ein Lamento angestimmt, das
häufig zu hören ist, wenn der Aufsteiger als Sieger vom Platz gegangen ist.
„Wenn man gegen so eine Mannschaft verliert, hat man es auch nicht
verdient, in der Bundesliga zu spielen“, sagte dann auch ein SC-Fan in der
Sonderbahn zum Freiburger Bahnhof.
Und besonders düster stimmte ihn die Vorahnung, dass es sein Verein bald
mit noch schrecklicheren Gegnern zu tun bekommt: „Nächstes Jahr spielen wir
gegen Sandhausen.“ Und der SC Paderborn, der jahrelang zuverlässig als
Inbegriff der schnöden Zweitklassigkeit gegolten hatte, darf sich nun ein
weiteres Jahr mit der deutschen Fußball-Elite messen?
Nach dem 31. Spieltag und dem 2:1-Sieg im Badischen deutet zumindest
einiges darauf hin. Zwar spielte Paderborn tatsächlich, wie „so eine
Mannschaft“ nun mal spielt – in Sachen Technik, Spielwitz und individueller
Klasse rangiert Paderborn nun mal in anderen Dimensionen als etablierte
Bundesligisten. Doch wie das Team, das schon im ersten Durchgang zumindest
eine solide Grundordnung hatte, nach dem katastrophalen Beginn das Spiel
drehte, davor konnte man schon Respekt haben. Der SC Freiburg hatte zwar 62
Prozent Ballbesitz und lag auch bei allen anderen Parametern in Führung –
doch das bewies einmal mehr nur, wie wenig solche Zahlen beweisen.
Viel Platz hatte Freiburg jedenfalls nicht gegen die geschickt
verschiebenden Westfalen, die sich „bis zum Schlusspfiff völlig verausgabt“
hatten (Eigenwahrnehmung des Verteidigers Uwe Hünemeier) und zudem mit
Lukas Rupp (zwei Tore) und Mahir Saglik zwei Spieler eingewechselt hatten,
die im Gegensatz zu manch Freiburger Schleifen-Dreher das Ziel des Spiels
begriffen haben: Sie schossen zwei Tore. Und siehe da: Paderborns
Geschäftsführer Michael Born, der in der Halbzeit wortlos eine Zigarette
nach der anderen angesteckt hatte, blickte plötzlich fröhlich drein und
verwickelte den ein oder anderen Fußballinteressierten ins Fachgespräch.
Dass die biedere Equipe aus den ersten 45 Minuten nach dem Seitenwechsel
plötzlich den SC wie einen designierten Zweitligisten aussehen ließ, mag
auch an der Pausenansprache des Trainers André Breitenreiter gelegen haben,
die sowohl die kurzfristige („So geht es nicht“) als auch die langfristige
Perspektive („So wird es kein weiteres Jahr in der Bundesliga geben“)
berücksichtigte. Möglicherweise hatte der smarte Exprofi auch durchblicken
lassen, dass man mit der Leistung vom ersten Durchgang drauf und dran wäre,
all den Paderborn-Verächtern einen großen Gefallen zu tun. Wäre doch auch
schön …
## Mit Kondition und mentaler Stärke
Dem ostwestfälischen Personal, das von etwa 1.500 freundlichen Anhängern in
den Südwesten begleitet wurde, war dann nach dem Schlusspfiff auch
anzumerken, dass die kollektive Missachtung der Branche im Binnenklima des
Aufsteigers leistungsfördernd gewirkt haben muss. Dass Paderborn „schon als
abgestiegen galt“ und „in manchen Umfragen gar nicht mehr vorkam“ (Trainer
André Breitenreiter), hat offenbar eine Trotzreaktion ausgelöst.
Zuletzt holte der freundliche Herr Breitenreiter mit „so einer Mannschaft“
sieben Punkte aus vier Spielen. Und dabei fällt auf, dass der SCP
ausgerechnet gegen die Vereine, mit denen er nun die zwei bis drei
Absteiger ausspielt, eine besonders gute Bilanz hat. Schon im August gelang
ein 3:0-Sieg beim HSV, gegen Hannover 96 holte man alle sechs Zähler, gegen
den SC Freiburg vier. Nach dem 0:0 im Hinspiel beim VfB Stuttgart hätte man
nun nichts dagegen, wenn am letzten Spieltag mit einem Sieg gegen die
Schwaben der Klassenerhalt gesichert werden könnte. Unverdient wäre das
dann nicht, auch wenn die Paderborner spielerisch selbst mit Mannschaften
wie Freiburg oder Stuttgart wohl nicht mithalten können. Aber sie sind gut
organisiert, laufstark und konditionell auf der Höhe.
Vor allem aber scheinen sie über eine mentale Stärke zu verfügen, die im
Abstiegskampf wichtiger ist als schöne Spielzüge und Ballstafetten. „Jetzt
haben wir es selbst in der Hand“, freute sich dann auch Offensivmann Moritz
Stoppelkamp. „Jeder hier ist gierig darauf, die Sensation zu schaffen.“ Das
könnte in dieser Spielzeit schon reichen.
3 May 2015
## AUTOREN
Christoph Ruf
## TAGS
Fußball
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Freiburg
Paderborn
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FC Bayern München
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