# taz.de -- Proteste in Venezuela: Drei Tote, viele Verletzte in Caracas | |
> Bei Auschreitungen am Rande von Protesten der Studenten und der | |
> Opposition kommen drei Menschen ums Leben. Die Regierung spricht von | |
> Putschvorbereitungen. | |
Bild: Der 24jährige Student Bassil Da Costa wurde in Caracas von einer Kugel g… | |
BUENOS AIRES taz | Bei Auseinandersetzungen rund um Demonstrationen der | |
Studierenden und der politischen Opposition sind am Mittwoch in Venezuela | |
mindestens drei Menschen getötet worden. Viele weitere wurden durch Schüsse | |
verletzt, über 70 Personen wurden festgenommen worden. | |
Anlass der Demonstrationen, aber auch offizieller Feierlichkeiten, war der | |
200. Jahrestag der Unabhängigkeitsschlacht von La Victoria – am 12. Februar | |
1814 hatten rund 1.000 bewaffnete Studenten die Stadt La Victoria gegen | |
spanische Truppen verteidigt. | |
Venezuelas Studierende hatten für den 12. Februar einen landesweiten | |
Protesttag angekündigt. Ausdrücklich riefen sie die politische Opposition | |
zur Teilnahme auf. Demonstrativ trafen sich Studentenvertreter zuvor mit | |
Henrique Capriles, dem Oppositionsführer und Gouverneur des Bundesstaates | |
Miranda. Capriles selbst nahm jedoch an den Protesten nicht teil. | |
Zentrale Forderungen an dem Protesttag waren die Freilassung verhafteter | |
KommilitonInnen in mehreren Bundesstaaten, ein Stopp von Gewalt und | |
Kriminalisierung gegen die bereits seit längerem andauerten die | |
Studierendenproteste in mehreren Bundesstaaten. | |
„In Táchira wurden zwei Studenten durch Revolverkugeln und über 20 durch | |
Schrotmunition verletzt. In Nueva Esparta wurden sieben festgenommen, fünf | |
in Táchira und drei in Merida,“ so Gaby Arellano vom Studierendenrat der | |
Universidad de Los Andes. Dort gehen die Proteste schon in die zweite | |
Woche. Die Studierenden fordern ein Ende der Korruption und der | |
Gewaltkriminalität. Immer wieder werden die Demonstranten von organisierten | |
Schlägertrupps aus dem Regierungslager angegriffen. | |
## Zehntausende auf der Straße | |
Vielerorts waren die Menschen am Dienstag auf die Straße gegangen. Wie | |
angekündigt zogen sie vor die örtlichen Regierungs- und Justizgebäude und | |
forderten die Freilassung der Verhafteten. In der Hauptstadt Caracas | |
marschierten mehrere zehntausend Menschen von der Plaza Venezuela über die | |
Avenida Libertador zum Sitz der Generalstaatsanwaltschaft. Dabei kam es | |
immer wieder zu Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften, aber auch | |
mit Anhängern der Regierung. | |
Die Informationen über den Ausgangspunkt der gewalttätigen Konflikte sind | |
widersprüchlich. Nach Augenzeugenberichten hatte eine bewaffnete und | |
motorisierte Bande das Feuer auf die bereits abziehenden Demonstranten | |
eröffnet. Ein 24-jähriger Student wurde am Kopf getroffen und starb. Ein | |
Mitglied einer regierungsfreundlichen Organisation wurde nach Angaben aus | |
Regierungskreisen „hinterhältig von Faschisten ermordet“. | |
Später in der Nacht kam ein Demonstrant im Stadtteil Chacao von Caracas ums | |
Leben. Ein BBC-Korrespondent berichtet, die zunächst friedliche | |
Demonstration sei in Gewalt umgeschlagen, nachdem vermummte Demonstranten | |
begonnen hätten, Steine auf die Polizei zu werfen und Feuer zu legen. | |
## Maduro: „Staatsstreich gegen die Demokratie“ | |
„Wir sind mit der Entwicklung eines Staatsstreiches gegen die Demokratie | |
und gegen meine Regierung konfrontiert,“ kommentierte Präsident Nicolás | |
Maduro die Ereignisse in seiner Festrede zum Jahrestag der Schlacht von La | |
Victoria. „Es gibt eine faschistische Gruppe, die die Demokratie ausnutzt, | |
und sich darauf vorbereitet, die Regierung zu stürzen.“ | |
Ohne sie namentlich zu erwähnen zielte Maduro damit auf die drei | |
Oppositionspolitiker Leopoldo López, Antonio Ledezma und María Corina | |
Machado. Leopoldo López, Leiter der kleinen, sich sozialdemokratisch | |
gebenden Partei Voluntad Popular, Antonio Ledezma, ebenfalls | |
sozialdemokratisch orientiert und Oberbürgermeister von Caracas und die | |
unabhängige konservative Abgeordnete der Nationalversammlung María Corina | |
Machado haben sich zu den neuen Lieblingsfeinden der Regierung entwickelt, | |
spätestens seit sie klar gemacht hatten, dass ein Warten auf die nächsten | |
Präsidentschaftswahlen 2019 keinen Sinn hat. Vielmehr müsse Venezuelas | |
Demokratie auf der Straße verteidigt werden. Gegen Leopoldo López ist | |
inzwischen ein Haftbefehl ergangen. | |
Henrique Capriles, zweimal unterlegener Präsidentschaftskandidat der | |
Opposition, scheint unterdessen an Unterstützung zu verlieren. Er rief am | |
Mittwoch erneut zur Ruhe und Besonnenheit auf. López, Ledezma und Machado | |
hatten sich am Dienstag demonstrativ auf der Straße gezeigt. Machado | |
äußerte sich anschließend: „Angesichts einer despotischen Regierung ist die | |
Antwort die Straße und die Organisation der Bürger. Wir sagen denen, die | |
uns unterdrücken, dass wir weiter auf die Straße gehen, denn wir wollen | |
dieses Regime ändern.“ | |
13 Feb 2014 | |
## AUTOREN | |
Jürgen Vogt | |
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