| # taz.de -- Öffentlich-Rechtliche im Netz: Friedensangebot für die Verleger | |
| > Der Versuch, die alte Medienwelt festzuschreiben: Im Streit über | |
| > Internetangebote von ARD und ZDF liegt ein Entwurf für eine Einigung mit | |
| > dem BDZV vor. | |
| Bild: Auslöser des Streits: die "tagesschau"-App. | |
| Eigentlich sollte das Kriegsbeil irgendwann Mitte, Ende Februar begraben | |
| werden. Und dann Schluss sein mit dem jahrelangen Streit darüber, wer was | |
| im Internet darf - eine Debatte, die zuletzt vielen Verlegern, aber auch | |
| ARD und ZDF zum Hals heraushing. Jetzt liegt ein Entwurf für eine | |
| "Gemeinsame Erklärung von BDZV, ARD, ZDF" vor, die vor allem bei den | |
| Öffentlich-Rechtlichen zu neuen Diskussionen führen dürfte. Denn er kommt | |
| den Begehrlichkeiten der Zeitungsverleger äußert weit entgegen. | |
| In dem der taz vorliegenden Entwurf heißt es, das Internet sei "sowohl für | |
| den öffentlich-rechtlichen Rundfunk als auch für die Zeitungen ein | |
| wesentlicher Vertriebskanal, um die Nutzer mit Qualitätsmedien zu | |
| erreichen". Dabei sollten "zukünftig Konflikte vermieden und Möglichkeiten | |
| gesucht werden, gemeinsam das publizistische Angebot für die Gesellschaft | |
| möglichst vielfältig zu erhalten". Einig sind sich ARD, ZDF und Verlegern | |
| darin, dass das Papier eher eine medienpolitische Absichtserklärung "und | |
| nicht rechtlich-präjudiziell zu verstehen ist". | |
| Anstoß zu den Gesprächen war der Streit über die "tagesschau"-App. Verleger | |
| hatten gegen diese Smartphone-Anwendung geklagt, der Prozess vor dem | |
| Landgericht Köln dauert noch an. | |
| In der nun publik gewordenen Erklärung heißt es, "ARD und ZDF" werden "bei | |
| der inhaltlichen und gestalterischen Anmutung ihrer Telemedien den | |
| Schwerpunkt in fernseh- und hörfunkähnlichen Angeboten setzen. Texte in | |
| Telemedien von ARD und ZDF stehen in der Regel in inhaltlichem Zusammenhang | |
| mit Video- und Audioinhalten. Video- und Audioinhalte sind vorrangig. Für | |
| die Angebote der Verleger sind Text und Foto vorrangig". Dabei sollen | |
| Textangebote der Öffentlich-Rechtlichen im Internet und bei Apps künftig so | |
| gestaltet werden dass sie "kein funktionales Äquivalent zu den | |
| text-/fotogeprägten Angeboten der Zeitungen darstellen". | |
| ## Lokales bleibt Primat der Zeitungsverlage | |
| Unklar bleibt, ob sich dies auf die gedruckte Zeitung oder deren | |
| Onlineangebot bezieht. Dabei versucht der Entwurf, die alte Medienwelt in | |
| gewisser Weise festzuschreiben. So heißt es dort: "Eigenständige | |
| redaktionelle Berichterstattung nur in Textform ist bei ARD und ZDF die | |
| Ausnahme. Eigenständige nur video- und audiogeprägte Berichterstattung ist | |
| in den Angeboten der Verleger die Ausnahme." Zudem sollen die | |
| öffentlich-rechtlichen Sender einen "Sendungsbezug ausweisen, soweit er im | |
| Staatsvertrag gefordert oder im Telemedienkonzept überführt worden ist" - | |
| ebenfalls eine klassische Forderung der Verleger. | |
| Lokale Berichterstattung soll weiter Primat der Zeitungsverlage sein - auch | |
| wenn viele Blätter aus Kostengründen die lokale Berichterstattung bewusst | |
| vernachlässigten. In dem Papier heißt es, in den Onlineangeboten von ARD | |
| und ZDF "erfolgt weder örtlich noch inhaltlich flächendeckend lokale | |
| Berichterstattung". Und: "Eine dem Inhalt von Zeitungen entsprechende | |
| Darstellung von Texten ist auch im Rahmen lokaler Berichterstattung nicht | |
| Gegenstand der Telemedienangebote von ARD und ZDF." Hier gibt es aber | |
| offenbar noch Abstimmungsbedarf mit dem NDR, dessen Angebot laut dem Papier | |
| noch einmal genau untersucht werden könnte. | |
| Die neuen Spielregeln zwischen ARD, ZDF und BDZV sollen laut Entwurf | |
| zunächst auf ein Jahr befristet sein, zur Kontrolle ihrer "Durchführung" | |
| soll es regelmäßig Gespräche geben. | |
| Ob es allerdings überhaupt zu einer Annahme kommt - und wenn, in welcher | |
| Form -, bleibt abzuwarten. "Wir kommentieren keine Details", sagt | |
| ARD-Sprecher Stefan Wirtz der taz. "Sie können davon ausgehen, wenn am Ende | |
| der Beratungen zwischen ARD, ZDF und den Verlegern ein Papier verabschiedet | |
| wird, werden alle Seiten dahinterstehen, und das schließt natürlich alle | |
| Intendantinnen und Intendanten der ARD ein." Mit anderen Worten: Vermutlich | |
| werden bei der nächsten Intendantensitzung der ARD in Erfurt Anfang Februar | |
| noch einmal die Fetzen fliegen. | |
| 29 Jan 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Steffen Grimberg | |
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