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# taz.de -- Zu wenig Friedensmangagerinnen: Krieg bleibt Männersache
> Vor zehn Jahren verabschiedete die UN die "Resolution 1325". Mit ihr
> sollten Frauen in Krisengebieten "Friedensmanagerinnen" werden.
Bild: Frauen sind meistens die Opfer bei kriegerischen Auseinandersetzungen.
BERLIN taz | Zehn Jahre nachdem der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen
beschlossen hat, Frauen stärker am globalen und regionalen
Konfliktmanagement zu beteiligen, fällt die Bilanz eher düster aus. Nicht
einmal acht Prozent der Verhandelnden in Krisengebieten weltweit sind
Frauen, sagt eine Studie des Entwicklungsfonds der Vereinten Nationen für
Frauen, Unifem.
Bei den Vermittelnden sind es sogar nur knapp über drei Prozent. Die
entsprechende UN-Resolution 1325 schreibt vor, dass Frauen bei "Verhütung,
Bewältigung und Beilegung von Konflikten auf allen Entscheidungsebenen"
vertreten sein müssen.
Auch Deutschland leistet bislang wenig Unterstützung. So kommt bis heute
keine personelle oder finanzielle Hilfe aus Deutschland, um die UN-Vorgaben
in Krisengebieten umzusetzen. Diese sogenannten Nationalen Aktionspläne
legen fest, wie "Unterstützung vor Ort" aussehen könnte.
So wurden beispielsweise Frauenorganisationen im bürgerkriegsgebeutelten
Liberia gefördert, die sich mit Gruppen aus Sierra Leone und Guinea
zusammenschlossen und sich 2003 vor dem Präsidentenpalast versammelten, um
gegen den Krieg zu protestieren.
Sie trugen weiße T-Shirts, als Zeichen für ihren friedlichen Widerstand.
Sie umzingelten den Palast und gingen nicht eher weg, bevor sie mit am
Verhandlungstisch saßen. So haben die Frauen praktisch den Krieg beendet.
"Die Bundesregierung weigert sich seit zehn Jahren systematisch, einen
eigenen Aktionsplan vorzulegen", sagt Gitti Hentschel vom Feministischen
Institut der Heinrich-Böll-Stiftung und Mitglied im Deutschen
Frauensicherheitsrat. Heute debattiert der Bundestag über die UN-Resolution
1325.
Die Oppositionsparteien Grüne, die SPD und Linke wollen Anträge einreichen,
in denen sie einen Aktionsplan fordern. 23 Länder der Erde, darunter Länder
wie Liberia, Norwegen, Bosnien, Uganda, Sierra Leone, haben bislang eigene
solche Pläne.
"Die Bundesregierung spielt sich weltweit als Retter von Frauenrechten auf,
schafft es aber nicht, für 1325 Verbindlichkeiten zu schaffen", kritisiert
Cornelia Möhring, frauenpolitische Sprecherin der Links-Fraktion im
Bundestag. "Deutschland ist gut beraten, die UN-Vorgaben schnell
umzusetzen, wenn sich das Land weiter wie bisher im Ausland engagiert",
sagt Monika Lazar, frauenpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion.
Das Auswärtige Amt hatte in der Vergangenheit immer wieder erklärt, dass
Deutschland keinen eigenen Aktionsplan brauche, da es schon zwei gebe und
Deutschland ohnehin verschiedene Frauen- und Friedensprojekte unterstütze,
beispielsweise in Peru, Bolivien und Afghanistan.
"Die haben aber gar nichts mit 1325 zu tun", kritisiert Gitti Hentschel.
Die meisten Projekte hätten kaum Zukunft, weil sie nur für zwei Jahre
konzipiert seien. Das zeigen Erfahrungen in Afrika und Afghanistan.
Interessant ist die Rolle der SPD. Während der rot-grünen Regierungszeit
setzten sich die Sozialdemokraten verstärkt für 1325 ein. Später, in der
großen Koalition, ruderten sie zurück. Und jetzt, in der Opposition,
fordern sie ebenfalls einen Nationalen Aktionsplan.
Es geht darum, sagt Gitti Hentschel, nicht nur Frauenprojekte zu
unterstützen, durch die Frauen als Opfer von Kriegen geschützt werden: "Wir
fordern, dass die Expertise von Frauen als Fachkennerinnen erkannt und
angenommen wird."
8 Oct 2010
## AUTOREN
Simone Schmollack
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